Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

zwischen der tiefen Gleichgültigkeit der Frau gegen alle
Resultate des Denkens, und der hohen Befriedigung,
die der Mann in diesen Resultaten findet. Der Gatte
müßte denn das phantastische Gemüth eines Don Quichote
besitzen und seine angetraute Küchenmagd für eine Prin-
zessin Dulcinea halten. Und wenn es wahr ist, daß
nicht allein der Leib, sondern vor Allem die Seele die
eheliche Verbindung ausmacht, so leben Gatten, die auf
einer ganz verschiedenen Stufe der Anschauung und Er-
kenntniß stehen, in einer geistigen Ehescheidung von
Hause aus.

Jch sehe Sie bei diesen Worten, meine Herren, je
nach Jhrem Temperament, entweder gutmüthig vor sich
hin lachen, oder malitiös grinsen. Jch höre Jhre Worte:
"Meine Gute, bleiben Sie mir doch mit Jhrem müßigen
Gerede vom Leibe. Wir sind zufrieden mit unseren
Frauen, so wie sie sind, und unsere Frauen mit uns,
und damit - basta!"

Und das ist wahr. - Sie sind zufrieden. Aber es
kommt wirklich gar nicht darauf an, ob Sie, Herr Pro-
fessor B. oder Herr Geheimrath N. mit ihrer Friederike
oder Amalie glücklich und zufrieden leben (vielleicht ist
das nur ein Beweis, daß Jhnen entweder Jhre Wissen-
schaft oder Jhre Gattin nicht sehr ernstlich am Herzen
liegt).

zwischen der tiefen Gleichgültigkeit der Frau gegen alle
Resultate des Denkens, und der hohen Befriedigung,
die der Mann in diesen Resultaten findet. Der Gatte
müßte denn das phantastische Gemüth eines Don Quichote
besitzen und seine angetraute Küchenmagd für eine Prin-
zessin Dulcinea halten. Und wenn es wahr ist, daß
nicht allein der Leib, sondern vor Allem die Seele die
eheliche Verbindung ausmacht, so leben Gatten, die auf
einer ganz verschiedenen Stufe der Anschauung und Er-
kenntniß stehen, in einer geistigen Ehescheidung von
Hause aus.

Jch sehe Sie bei diesen Worten, meine Herren, je
nach Jhrem Temperament, entweder gutmüthig vor sich
hin lachen, oder malitiös grinsen. Jch höre Jhre Worte:
„Meine Gute, bleiben Sie mir doch mit Jhrem müßigen
Gerede vom Leibe. Wir sind zufrieden mit unseren
Frauen, so wie sie sind, und unsere Frauen mit uns,
und damit – basta!‟

Und das ist wahr. – Sie sind zufrieden. Aber es
kommt wirklich gar nicht darauf an, ob Sie, Herr Pro-
fessor B. oder Herr Geheimrath N. mit ihrer Friederike
oder Amalie glücklich und zufrieden leben (vielleicht ist
das nur ein Beweis, daß Jhnen entweder Jhre Wissen-
schaft oder Jhre Gattin nicht sehr ernstlich am Herzen
liegt).

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="38"/>
zwischen der tiefen Gleichgültigkeit der Frau gegen alle<lb/>
Resultate des Denkens, und der hohen Befriedigung,<lb/>
die der Mann in diesen Resultaten findet. Der Gatte<lb/>
müßte denn das phantastische Gemüth eines Don Quichote<lb/>
besitzen und seine angetraute Küchenmagd für eine Prin-<lb/>
zessin Dulcinea halten. Und wenn es wahr ist, daß<lb/>
nicht allein der Leib, sondern vor Allem die Seele die<lb/>
eheliche Verbindung ausmacht, so leben Gatten, die auf<lb/>
einer ganz verschiedenen Stufe der Anschauung und Er-<lb/>
kenntniß stehen, in einer geistigen Ehescheidung von<lb/>
Hause aus.</p><lb/>
        <p>Jch sehe Sie bei diesen Worten, meine Herren, je<lb/>
nach Jhrem Temperament, entweder gutmüthig vor sich<lb/>
hin lachen, oder malitiös grinsen. Jch höre Jhre Worte:<lb/>
&#x201E;Meine Gute, bleiben Sie mir doch mit Jhrem müßigen<lb/>
Gerede vom Leibe. Wir sind zufrieden mit unseren<lb/>
Frauen, so wie sie sind, und unsere Frauen mit uns,<lb/>
und damit &#x2013; basta!&#x201F;</p><lb/>
        <p>Und das ist wahr. &#x2013; Sie sind zufrieden. Aber es<lb/>
kommt wirklich gar nicht darauf an, ob Sie, Herr Pro-<lb/>
fessor B. oder Herr Geheimrath N. mit ihrer Friederike<lb/>
oder Amalie glücklich und zufrieden leben (vielleicht ist<lb/>
das nur ein Beweis, daß Jhnen entweder Jhre Wissen-<lb/>
schaft oder Jhre Gattin nicht sehr ernstlich am Herzen<lb/>
liegt).</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0046] zwischen der tiefen Gleichgültigkeit der Frau gegen alle Resultate des Denkens, und der hohen Befriedigung, die der Mann in diesen Resultaten findet. Der Gatte müßte denn das phantastische Gemüth eines Don Quichote besitzen und seine angetraute Küchenmagd für eine Prin- zessin Dulcinea halten. Und wenn es wahr ist, daß nicht allein der Leib, sondern vor Allem die Seele die eheliche Verbindung ausmacht, so leben Gatten, die auf einer ganz verschiedenen Stufe der Anschauung und Er- kenntniß stehen, in einer geistigen Ehescheidung von Hause aus. Jch sehe Sie bei diesen Worten, meine Herren, je nach Jhrem Temperament, entweder gutmüthig vor sich hin lachen, oder malitiös grinsen. Jch höre Jhre Worte: „Meine Gute, bleiben Sie mir doch mit Jhrem müßigen Gerede vom Leibe. Wir sind zufrieden mit unseren Frauen, so wie sie sind, und unsere Frauen mit uns, und damit – basta!‟ Und das ist wahr. – Sie sind zufrieden. Aber es kommt wirklich gar nicht darauf an, ob Sie, Herr Pro- fessor B. oder Herr Geheimrath N. mit ihrer Friederike oder Amalie glücklich und zufrieden leben (vielleicht ist das nur ein Beweis, daß Jhnen entweder Jhre Wissen- schaft oder Jhre Gattin nicht sehr ernstlich am Herzen liegt).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/46
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/46>, abgerufen am 23.11.2024.