Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Welches Mittel wendet die Hausfrau an, um ihre Sie verabreicht der Köchin die denkbar winzigsten Nachdem ich Dir unschuldigem Leser dieses Geheim- Wenn ich Dir ferner verrathe, daß die Hausfrau Jedes Bischen Hammel-, Spickgans- oder Schinken- Die gute Hausfrau läßt nichts umkommen. Darum also jene Saucen, die aus dem Saft ver- Welches Mittel wendet die Hausfrau an, um ihre Sie verabreicht der Köchin die denkbar winzigsten Nachdem ich Dir unschuldigem Leser dieses Geheim- Wenn ich Dir ferner verrathe, daß die Hausfrau Jedes Bischen Hammel-, Spickgans- oder Schinken- Die gute Hausfrau läßt nichts umkommen. Darum also jene Saucen, die aus dem Saft ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0063" n="55"/> <p>Welches Mittel wendet die Hausfrau an, um ihre<lb/> Ausgaben auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken?</p><lb/> <p>Sie verabreicht der Köchin die denkbar winzigsten<lb/> Zuthaten von Butter, Zucker, Eier u. s. w.</p><lb/> <p>Nachdem ich Dir unschuldigem Leser dieses Geheim-<lb/> niß verrathen, wirst Du Dich künftig nicht mehr wun-<lb/> dern, bei Hausfrauen-Diners an den Gemüsen etwas<lb/> Ursprüngliches und Naives wahrzunehmen, das Dich an<lb/> jene barbarischen englischen Gemüsezustände erinnert, die<lb/> bekanntlich durch die Abwesenheit von Butter und Zucker<lb/> glänzen.</p><lb/> <p>Wenn ich Dir ferner verrathe, daß die Hausfrau<lb/> dem Grundsatze fröhnt, <hi rendition="#g">nichts umkommen</hi> zu lassen,<lb/> so wirst Du Dir den wundersamen Duft erklären können,<lb/> der mitunter, aus den grünlichen Gewässern der Gemüse<lb/> zu Dir aufsteigend, Dich an die Geister geschiedener<lb/> Hammel mahnt.</p><lb/> <p>Jedes Bischen Hammel-, Spickgans- oder Schinken-<lb/> fett conservirt die Hausfrau mit liebender Sorgfalt<lb/> wochenlang, und ob die Zeit auch den Fluch des „Ranzig-<lb/> werdens‟ darüber verhänge, Du, Mann, Kind oder Dienst-<lb/> bote, entgehst Deinem Schicksal nicht.</p><lb/> <p>Die gute Hausfrau läßt nichts umkommen.</p><lb/> <p>Darum also jene Saucen, die aus dem Saft ver-<lb/> schiedenartigen Gethiers am Ende der Woche zu einem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0063]
Welches Mittel wendet die Hausfrau an, um ihre
Ausgaben auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken?
Sie verabreicht der Köchin die denkbar winzigsten
Zuthaten von Butter, Zucker, Eier u. s. w.
Nachdem ich Dir unschuldigem Leser dieses Geheim-
niß verrathen, wirst Du Dich künftig nicht mehr wun-
dern, bei Hausfrauen-Diners an den Gemüsen etwas
Ursprüngliches und Naives wahrzunehmen, das Dich an
jene barbarischen englischen Gemüsezustände erinnert, die
bekanntlich durch die Abwesenheit von Butter und Zucker
glänzen.
Wenn ich Dir ferner verrathe, daß die Hausfrau
dem Grundsatze fröhnt, nichts umkommen zu lassen,
so wirst Du Dir den wundersamen Duft erklären können,
der mitunter, aus den grünlichen Gewässern der Gemüse
zu Dir aufsteigend, Dich an die Geister geschiedener
Hammel mahnt.
Jedes Bischen Hammel-, Spickgans- oder Schinken-
fett conservirt die Hausfrau mit liebender Sorgfalt
wochenlang, und ob die Zeit auch den Fluch des „Ranzig-
werdens‟ darüber verhänge, Du, Mann, Kind oder Dienst-
bote, entgehst Deinem Schicksal nicht.
Die gute Hausfrau läßt nichts umkommen.
Darum also jene Saucen, die aus dem Saft ver-
schiedenartigen Gethiers am Ende der Woche zu einem
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