Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Schein präsentirt, meine Censur folgendermaßen: "Die Jede Hausfrau weiß nämlich, daß selbst die nichts- Jedes anständige Haus ist ihr fortan verschlossen Jch hatte einmal ein Hausmädchen, die in ihren Als ich später einmal zufällig mit der Ausstellerin Eine andere, mir als bescheiden und liebenswürdig Schein präsentirt, meine Censur folgendermaßen: „Die Jede Hausfrau weiß nämlich, daß selbst die nichts- Jedes anständige Haus ist ihr fortan verschlossen Jch hatte einmal ein Hausmädchen, die in ihren Als ich später einmal zufällig mit der Ausstellerin Eine andere, mir als bescheiden und liebenswürdig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0081" n="73"/> Schein präsentirt, meine Censur folgendermaßen: „Die<lb/> unverehelichte Karoline B. ist ein Ausbund von Laster-<lb/> haftigkeit und völlig unbrauchbar.‟</p><lb/> <p>Jede Hausfrau weiß nämlich, daß selbst die nichts-<lb/> nutzigsten Mädchen gute Scheine haben; was muß also,<lb/> denkt sie folgerichtig, jene Karoline verbrochen haben,<lb/> um eine solche Kritik herauszufordern!</p><lb/> <p>Jedes anständige Haus ist ihr fortan verschlossen<lb/> und Karoline, die trotz ihrer Fehler vielleicht noch zu<lb/> den besseren Mädchen gehört, ist in's Unglück gestürzt.<lb/> Wären alle Scheine wahrheitsgetreu, so würde sich der<lb/> Karolinens noch als einer der besseren erweisen.</p><lb/> <p>Jch hatte einmal ein Hausmädchen, die in ihren<lb/> frechen Diebstählen eine bewunderungswürdige Routine<lb/> verrieth. Jn ihrem Schein aber hatte gestanden „ehrlich‟.</p><lb/> <p>Als ich später einmal zufällig mit der Ausstellerin<lb/> dieses Scheins zusammentraf und ein leiser Vorwurf,<lb/> dieses Zeugnisses wegen, über meine Lippen kam, ent-<lb/> schuldigte sich Frau N. N. etwas verlegen: Gott, die<lb/> Bertha habe sie gerade so sehr um das „ehrlich‟ gebeten,<lb/> und da habe sie gedacht, sie könne sich ja wohl bessern u. s. w.</p><lb/> <p>Eine andere, mir als bescheiden und liebenswürdig<lb/> empfohlene junge Dame für die Küche, erwies sich als<lb/> unsäglich impertinent. Diesmal lautete die Entschul-<lb/> digung meiner Vor-Märtyrerin: „Nehmen Sie's nur<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0081]
Schein präsentirt, meine Censur folgendermaßen: „Die
unverehelichte Karoline B. ist ein Ausbund von Laster-
haftigkeit und völlig unbrauchbar.‟
Jede Hausfrau weiß nämlich, daß selbst die nichts-
nutzigsten Mädchen gute Scheine haben; was muß also,
denkt sie folgerichtig, jene Karoline verbrochen haben,
um eine solche Kritik herauszufordern!
Jedes anständige Haus ist ihr fortan verschlossen
und Karoline, die trotz ihrer Fehler vielleicht noch zu
den besseren Mädchen gehört, ist in's Unglück gestürzt.
Wären alle Scheine wahrheitsgetreu, so würde sich der
Karolinens noch als einer der besseren erweisen.
Jch hatte einmal ein Hausmädchen, die in ihren
frechen Diebstählen eine bewunderungswürdige Routine
verrieth. Jn ihrem Schein aber hatte gestanden „ehrlich‟.
Als ich später einmal zufällig mit der Ausstellerin
dieses Scheins zusammentraf und ein leiser Vorwurf,
dieses Zeugnisses wegen, über meine Lippen kam, ent-
schuldigte sich Frau N. N. etwas verlegen: Gott, die
Bertha habe sie gerade so sehr um das „ehrlich‟ gebeten,
und da habe sie gedacht, sie könne sich ja wohl bessern u. s. w.
Eine andere, mir als bescheiden und liebenswürdig
empfohlene junge Dame für die Küche, erwies sich als
unsäglich impertinent. Diesmal lautete die Entschul-
digung meiner Vor-Märtyrerin: „Nehmen Sie's nur
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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