Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Jn jedem Fall wäre es mir lieber, ein tüchtiges Stück Einer meiner Bekannten, der Schriftsteller ist und Und was für eine wirtschaftliche Verschwendung! Und warum eine solche Parteilichkeit für Küche und Und sollte man nicht ebenso gut, wie alle Frauen Vielleicht hat der Frau Reichardt, als sie ihre geist- Jn jedem Fall wäre es mir lieber, ein tüchtiges Stück Einer meiner Bekannten, der Schriftsteller ist und Und was für eine wirtschaftliche Verschwendung! Und warum eine solche Parteilichkeit für Küche und Und sollte man nicht ebenso gut, wie alle Frauen Vielleicht hat der Frau Reichardt, als sie ihre geist- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0092" n="84"/> <p>Jn jedem Fall wäre es mir lieber, ein tüchtiges Stück<lb/> Rindfleisch im Topf, als der Geist der kochenden Haus-<lb/> frau über dünnem Wasser. 9/10 Fleisch und l/10 Ge-<lb/> danken ziehe ich dem umgekehrten Verhältniß vor.</p><lb/> <p>Einer meiner Bekannten, der Schriftsteller ist und<lb/> viel in Druckereien zu thun hat, sagte mir einmal:<lb/> Nichts sei furchtbarer als ein denkender Setzer.</p><lb/> <p>Und was für eine wirtschaftliche Verschwendung!<lb/> eine Naturköchin am Heerd und eine geistreiche Köchin<lb/> hinter ihr, vergleichbar dem Gesellschaftsscherz, wo der<lb/> Eine declamirt und der Andere die Gesten dazu macht.</p><lb/> <p>Und warum eine solche Parteilichkeit für Küche und<lb/> Magen? Warum nur denkende <hi rendition="#g">Köchinnen</hi>? warum<lb/> nicht auch denkende <hi rendition="#g">Scheuerfrauen</hi>, denkende <hi rendition="#g">Flick-<lb/> frauen</hi> u. s. w.</p><lb/> <p>Und sollte man nicht ebenso gut, wie alle Frauen<lb/> zu <hi rendition="#g">denkenden Köchinnen</hi>, alle Männer zu <hi rendition="#g">denken-<lb/> den Stiefelputzern</hi> erziehen? Mit wie viel mehr<lb/> Einsicht und Urtheil könnten sie dann ihre Berufs-<lb/> stiefelputzer, anstatt mit ihnen über die übelgewichsten<lb/> Stiefel zu grollen, eines Besseren belehren; und dabei<lb/> wäre zugleich eine sociale Frage gelöst, die so oft auf-<lb/> geworfen wird, nämlich: Wenn alle Menschen an höherer<lb/> Bildung participiren, wer putzt uns die Stiefel?</p><lb/> <p>Vielleicht hat der Frau Reichardt, als sie ihre geist-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0092]
Jn jedem Fall wäre es mir lieber, ein tüchtiges Stück
Rindfleisch im Topf, als der Geist der kochenden Haus-
frau über dünnem Wasser. 9/10 Fleisch und l/10 Ge-
danken ziehe ich dem umgekehrten Verhältniß vor.
Einer meiner Bekannten, der Schriftsteller ist und
viel in Druckereien zu thun hat, sagte mir einmal:
Nichts sei furchtbarer als ein denkender Setzer.
Und was für eine wirtschaftliche Verschwendung!
eine Naturköchin am Heerd und eine geistreiche Köchin
hinter ihr, vergleichbar dem Gesellschaftsscherz, wo der
Eine declamirt und der Andere die Gesten dazu macht.
Und warum eine solche Parteilichkeit für Küche und
Magen? Warum nur denkende Köchinnen? warum
nicht auch denkende Scheuerfrauen, denkende Flick-
frauen u. s. w.
Und sollte man nicht ebenso gut, wie alle Frauen
zu denkenden Köchinnen, alle Männer zu denken-
den Stiefelputzern erziehen? Mit wie viel mehr
Einsicht und Urtheil könnten sie dann ihre Berufs-
stiefelputzer, anstatt mit ihnen über die übelgewichsten
Stiefel zu grollen, eines Besseren belehren; und dabei
wäre zugleich eine sociale Frage gelöst, die so oft auf-
geworfen wird, nämlich: Wenn alle Menschen an höherer
Bildung participiren, wer putzt uns die Stiefel?
Vielleicht hat der Frau Reichardt, als sie ihre geist-
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