Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Fürsten Ursache haben, zu respectiren. Fremde Co-
lonisten arten unter den Eingebohrnen nicht, wie
wenig werden es die Juden thun, die noch so vieles
in Absicht der Religion wider sich haben!

Soldaten können und wollen die Juden auch
nicht seyn. Es kömmt hier nicht sowohl darauf an,
was sie vormals gewesen sind, als was sie jetzt noch
sind; ob ihnen, nach des Herrn Ritter Michaelis
Erklärung ihr Gesetz Kriegesdienste und Entheiligung
des Sabbaths erlaube, oder ob's ihnen ihre eigene
Erklärung untersage? Ich glaube, daß der Jude
sich an seinen Rabbinen und an seinen Talmud hal-
ten, und sich noch eben so unexegetisch würde todt-
schlagen lassen, als zur Zeit der Maccabäer. Viel-
leicht gewöhnte man ihn nach und nach dazu, (viel-
leicht auch nicht) sein Gewissen über die Entheili-
gung des Sabbaths zu beruhigen; aber ich mögte
nicht gern ein Volk gleichgültig gegen seine Religion
machen, wenn ich ihm keine bessere substituiren könn-
te; denn ich würd' es zuverläßig schlimmer machen,
als ich's fand. Ich setze also voraus, daß der jüdi-
sche Soldat auch im Felde eben so religiös und ge-
wissenhaft seinen Sabbath würde feyren wollen, als
zu Hause, wie vielen Collisionen würde sich da nicht
ihr General aussetzen! Ein Judeneorps würde ent-

weder

Fuͤrſten Urſache haben, zu reſpectiren. Fremde Co-
loniſten arten unter den Eingebohrnen nicht, wie
wenig werden es die Juden thun, die noch ſo vieles
in Abſicht der Religion wider ſich haben!

Soldaten koͤnnen und wollen die Juden auch
nicht ſeyn. Es koͤmmt hier nicht ſowohl darauf an,
was ſie vormals geweſen ſind, als was ſie jetzt noch
ſind; ob ihnen, nach des Herrn Ritter Michaelis
Erklaͤrung ihr Geſetz Kriegesdienſte und Entheiligung
des Sabbaths erlaube, oder ob’s ihnen ihre eigene
Erklaͤrung unterſage? Ich glaube, daß der Jude
ſich an ſeinen Rabbinen und an ſeinen Talmud hal-
ten, und ſich noch eben ſo unexegetiſch wuͤrde todt-
ſchlagen laſſen, als zur Zeit der Maccabaͤer. Viel-
leicht gewoͤhnte man ihn nach und nach dazu, (viel-
leicht auch nicht) ſein Gewiſſen uͤber die Entheili-
gung des Sabbaths zu beruhigen; aber ich moͤgte
nicht gern ein Volk gleichguͤltig gegen ſeine Religion
machen, wenn ich ihm keine beſſere ſubſtituiren koͤnn-
te; denn ich wuͤrd’ es zuverlaͤßig ſchlimmer machen,
als ich’s fand. Ich ſetze alſo voraus, daß der juͤdi-
ſche Soldat auch im Felde eben ſo religioͤs und ge-
wiſſenhaft ſeinen Sabbath wuͤrde feyren wollen, als
zu Hauſe, wie vielen Colliſionen wuͤrde ſich da nicht
ihr General ausſetzen! Ein Judeneorps wuͤrde ent-

weder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="104"/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ur&#x017F;ache haben, zu re&#x017F;pectiren. Fremde Co-<lb/>
loni&#x017F;ten arten unter den Eingebohrnen nicht, wie<lb/>
wenig werden es die Juden thun, die noch &#x017F;o vieles<lb/>
in Ab&#x017F;icht der Religion wider &#x017F;ich haben!</p><lb/>
        <p>Soldaten ko&#x0364;nnen und wollen die Juden auch<lb/>
nicht &#x017F;eyn. Es ko&#x0364;mmt hier nicht &#x017F;owohl darauf an,<lb/>
was &#x017F;ie vormals gewe&#x017F;en &#x017F;ind, als was &#x017F;ie jetzt noch<lb/>
&#x017F;ind; ob ihnen, nach des Herrn Ritter Michaelis<lb/>
Erkla&#x0364;rung ihr Ge&#x017F;etz Kriegesdien&#x017F;te und Entheiligung<lb/>
des Sabbaths erlaube, oder ob&#x2019;s ihnen ihre eigene<lb/>
Erkla&#x0364;rung unter&#x017F;age? Ich glaube, daß der Jude<lb/>
&#x017F;ich an &#x017F;einen Rabbinen und an &#x017F;einen Talmud hal-<lb/>
ten, und &#x017F;ich noch eben &#x017F;o unexegeti&#x017F;ch wu&#x0364;rde todt-<lb/>
&#x017F;chlagen la&#x017F;&#x017F;en, als zur Zeit der Maccaba&#x0364;er. Viel-<lb/>
leicht gewo&#x0364;hnte man ihn nach und nach dazu, (viel-<lb/>
leicht auch nicht) &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber die Entheili-<lb/>
gung des Sabbaths zu beruhigen; aber ich mo&#x0364;gte<lb/>
nicht gern ein Volk gleichgu&#x0364;ltig gegen &#x017F;eine Religion<lb/>
machen, wenn ich ihm keine be&#x017F;&#x017F;ere &#x017F;ub&#x017F;tituiren ko&#x0364;nn-<lb/>
te; denn ich wu&#x0364;rd&#x2019; es zuverla&#x0364;ßig &#x017F;chlimmer machen,<lb/>
als ich&#x2019;s fand. Ich &#x017F;etze al&#x017F;o voraus, daß der ju&#x0364;di-<lb/>
&#x017F;che Soldat auch im Felde eben &#x017F;o religio&#x0364;s und ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enhaft &#x017F;einen Sabbath wu&#x0364;rde feyren wollen, als<lb/>
zu Hau&#x017F;e, wie vielen Colli&#x017F;ionen wu&#x0364;rde &#x017F;ich da nicht<lb/>
ihr General aus&#x017F;etzen! Ein Judeneorps wu&#x0364;rde ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0112] Fuͤrſten Urſache haben, zu reſpectiren. Fremde Co- loniſten arten unter den Eingebohrnen nicht, wie wenig werden es die Juden thun, die noch ſo vieles in Abſicht der Religion wider ſich haben! Soldaten koͤnnen und wollen die Juden auch nicht ſeyn. Es koͤmmt hier nicht ſowohl darauf an, was ſie vormals geweſen ſind, als was ſie jetzt noch ſind; ob ihnen, nach des Herrn Ritter Michaelis Erklaͤrung ihr Geſetz Kriegesdienſte und Entheiligung des Sabbaths erlaube, oder ob’s ihnen ihre eigene Erklaͤrung unterſage? Ich glaube, daß der Jude ſich an ſeinen Rabbinen und an ſeinen Talmud hal- ten, und ſich noch eben ſo unexegetiſch wuͤrde todt- ſchlagen laſſen, als zur Zeit der Maccabaͤer. Viel- leicht gewoͤhnte man ihn nach und nach dazu, (viel- leicht auch nicht) ſein Gewiſſen uͤber die Entheili- gung des Sabbaths zu beruhigen; aber ich moͤgte nicht gern ein Volk gleichguͤltig gegen ſeine Religion machen, wenn ich ihm keine beſſere ſubſtituiren koͤnn- te; denn ich wuͤrd’ es zuverlaͤßig ſchlimmer machen, als ich’s fand. Ich ſetze alſo voraus, daß der juͤdi- ſche Soldat auch im Felde eben ſo religioͤs und ge- wiſſenhaft ſeinen Sabbath wuͤrde feyren wollen, als zu Hauſe, wie vielen Colliſionen wuͤrde ſich da nicht ihr General ausſetzen! Ein Judeneorps wuͤrde ent- weder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/112
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/112>, abgerufen am 25.11.2024.