serung der Juden, und hat die natürliche Tendenz sie in 20 oder höchstens zweymal 20 Jahren, also mit Ablauf dieses Menschenalters, zu Christen zu machen. Ich zweifle aber, ob es seinen Zweck erreicht, ein grös- ser Theil der Juden könnte wohl gar bey einem sol- chen Toleranz-Edict Lust bekommen, aus dem Lande zu gehn.
G. den 23. Febr. 1782.
M.
8.
-- Ich habe nur dieses noch bey Ihren Vorschlä- gen, denen ich sonst vollkommen beytrete, zu erin- nern: 1) Die Armenanstalten der Christen und Ju- den müssen, wie auch Sie zu billigen scheinen, völlig mit einander verbunden werden. Gleiche Lasten erzeugen Freundschaft und Liebe. 2) Den Bann wünschte ich bey allen möglichen Re- ligionspartheyen, also auch bey den Juden, weg. 3) Die jüdischen Civilgesetze müßten in vielen Dingen mit neuen auf ihren itzigen Zustand mehr passenden vertauscht werden, so wie man in manchen
Staa-
ſerung der Juden, und hat die natuͤrliche Tendenz ſie in 20 oder hoͤchſtens zweymal 20 Jahren, alſo mit Ablauf dieſes Menſchenalters, zu Chriſten zu machen. Ich zweifle aber, ob es ſeinen Zweck erreicht, ein groͤſ- ſer Theil der Juden koͤnnte wohl gar bey einem ſol- chen Toleranz-Edict Luſt bekommen, aus dem Lande zu gehn.
G. den 23. Febr. 1782.
M.
8.
— Ich habe nur dieſes noch bey Ihren Vorſchlaͤ- gen, denen ich ſonſt vollkommen beytrete, zu erin- nern: 1) Die Armenanſtalten der Chriſten und Ju- den muͤſſen, wie auch Sie zu billigen ſcheinen, voͤllig mit einander verbunden werden. Gleiche Laſten erzeugen Freundſchaft und Liebe. 2) Den Bann wuͤnſchte ich bey allen moͤglichen Re- ligionspartheyen, alſo auch bey den Juden, weg. 3) Die juͤdiſchen Civilgeſetze muͤßten in vielen Dingen mit neuen auf ihren itzigen Zuſtand mehr paſſenden vertauſcht werden, ſo wie man in manchen
Staa-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0146"n="138"/><hirendition="#fr">ſerung</hi> der Juden, und hat die natuͤrliche Tendenz<lb/>ſie in 20 oder hoͤchſtens zweymal 20 Jahren, alſo mit<lb/>
Ablauf dieſes Menſchenalters, zu Chriſten zu machen.<lb/>
Ich zweifle aber, ob es ſeinen Zweck erreicht, ein groͤſ-<lb/>ſer Theil der Juden koͤnnte wohl gar bey einem ſol-<lb/>
chen Toleranz-Edict Luſt bekommen, aus dem Lande<lb/>
zu gehn.</p><lb/><dateline><hirendition="#et">G. den 23. Febr. 1782.</hi></dateline><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">M.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>8.</head><lb/><p>—<hirendition="#in">I</hi>ch habe nur dieſes noch bey Ihren Vorſchlaͤ-<lb/>
gen, denen ich ſonſt vollkommen beytrete, zu erin-<lb/>
nern: 1) Die Armenanſtalten der Chriſten und Ju-<lb/>
den muͤſſen, wie auch Sie zu billigen ſcheinen,<lb/>
voͤllig mit einander verbunden werden. Gleiche<lb/>
Laſten erzeugen Freundſchaft und Liebe. 2) Den<lb/><hirendition="#fr">Bann</hi> wuͤnſchte ich bey allen moͤglichen Re-<lb/>
ligionspartheyen, alſo auch bey den Juden,<lb/>
weg. 3) Die juͤdiſchen Civilgeſetze muͤßten in vielen<lb/>
Dingen mit neuen auf ihren itzigen Zuſtand mehr<lb/>
paſſenden vertauſcht werden, ſo wie man in manchen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Staa-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[138/0146]
ſerung der Juden, und hat die natuͤrliche Tendenz
ſie in 20 oder hoͤchſtens zweymal 20 Jahren, alſo mit
Ablauf dieſes Menſchenalters, zu Chriſten zu machen.
Ich zweifle aber, ob es ſeinen Zweck erreicht, ein groͤſ-
ſer Theil der Juden koͤnnte wohl gar bey einem ſol-
chen Toleranz-Edict Luſt bekommen, aus dem Lande
zu gehn.
G. den 23. Febr. 1782.
M.
8.
— Ich habe nur dieſes noch bey Ihren Vorſchlaͤ-
gen, denen ich ſonſt vollkommen beytrete, zu erin-
nern: 1) Die Armenanſtalten der Chriſten und Ju-
den muͤſſen, wie auch Sie zu billigen ſcheinen,
voͤllig mit einander verbunden werden. Gleiche
Laſten erzeugen Freundſchaft und Liebe. 2) Den
Bann wuͤnſchte ich bey allen moͤglichen Re-
ligionspartheyen, alſo auch bey den Juden,
weg. 3) Die juͤdiſchen Civilgeſetze muͤßten in vielen
Dingen mit neuen auf ihren itzigen Zuſtand mehr
paſſenden vertauſcht werden, ſo wie man in manchen
Staa-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/146>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.