Baldober und ähnlichen Büchern hierüber stehen, mit Billigkeit nicht anführen, wenn von den Grund- sätzen und dem Glauben der ganzen Nation die Re- de ist. Wie denken nicht viele Christen über den durch den häufigen Gebrauch so sehr profanirten Eyd? Und was würden wir sagen, wenn man un- sere Religion nach dem beurtheilen wollte, was ver- worfene Verbrecher von ihren Religionsbegriffen eingestehn? Nach dem Verhältniß, daß die Juden überhaupt moralisch verderbter sind, wie die Christen (ein Satz, den Sie indeß vielleicht noch zu freygebig zu- gestanden) mag unter ihnen auch eine grössere Ge- ringschätzung des Eydes herrschen, welches bey ih- rer schlechten Erziehung und ihrem fast gänzlichen Mangel an Unterricht in Religion und Moral nicht zu verwundern wäre. Ausser Criminalprozessen sind mir auch von Concursen Fälle bekannt, wo die jü- dischen Weiber ihre illata beschworen haben, von de- nen nachher bewiesen worden, daß sie sie nicht ein- gebracht hatten. -- Aber was ist hiebey zu thun? -- Nichts, als was Sie verlangen, die Juden zu bessern. Gewiß giebt es auch schon itzt viele unter ihnen, die solche Grundsätze aufrichtig verabscheuen, ich selbst habe deren gekannt, und von Juden solche Proben uneigennütziger Freundschaft erfahren, die
ich
Baldober und aͤhnlichen Buͤchern hieruͤber ſtehen, mit Billigkeit nicht anfuͤhren, wenn von den Grund- ſaͤtzen und dem Glauben der ganzen Nation die Re- de iſt. Wie denken nicht viele Chriſten uͤber den durch den haͤufigen Gebrauch ſo ſehr profanirten Eyd? Und was wuͤrden wir ſagen, wenn man un- ſere Religion nach dem beurtheilen wollte, was ver- worfene Verbrecher von ihren Religionsbegriffen eingeſtehn? Nach dem Verhaͤltniß, daß die Juden uͤberhaupt moraliſch verderbter ſind, wie die Chriſten (ein Satz, den Sie indeß vielleicht noch zu freygebig zu- geſtanden) mag unter ihnen auch eine groͤſſere Ge- ringſchaͤtzung des Eydes herrſchen, welches bey ih- rer ſchlechten Erziehung und ihrem faſt gaͤnzlichen Mangel an Unterricht in Religion und Moral nicht zu verwundern waͤre. Auſſer Criminalprozeſſen ſind mir auch von Concurſen Faͤlle bekannt, wo die juͤ- diſchen Weiber ihre illata beſchworen haben, von de- nen nachher bewieſen worden, daß ſie ſie nicht ein- gebracht hatten. — Aber was iſt hiebey zu thun? — Nichts, als was Sie verlangen, die Juden zu beſſern. Gewiß giebt es auch ſchon itzt viele unter ihnen, die ſolche Grundſaͤtze aufrichtig verabſcheuen, ich ſelbſt habe deren gekannt, und von Juden ſolche Proben uneigennuͤtziger Freundſchaft erfahren, die
ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0154"n="146"/><hirendition="#fr">Baldober</hi> und aͤhnlichen Buͤchern hieruͤber ſtehen,<lb/>
mit Billigkeit nicht anfuͤhren, wenn von den Grund-<lb/>ſaͤtzen und dem Glauben der ganzen Nation die Re-<lb/>
de iſt. Wie denken nicht viele Chriſten uͤber den<lb/>
durch den haͤufigen Gebrauch ſo ſehr profanirten<lb/>
Eyd? Und was wuͤrden wir ſagen, wenn man un-<lb/>ſere Religion nach dem beurtheilen wollte, was ver-<lb/>
worfene Verbrecher von <hirendition="#fr">ihren</hi> Religionsbegriffen<lb/>
eingeſtehn? Nach dem Verhaͤltniß, daß die Juden<lb/>
uͤberhaupt moraliſch verderbter ſind, wie die Chriſten<lb/>
(ein Satz, den Sie indeß vielleicht noch zu freygebig zu-<lb/>
geſtanden) mag unter ihnen auch eine groͤſſere Ge-<lb/>
ringſchaͤtzung des Eydes herrſchen, welches bey ih-<lb/>
rer ſchlechten Erziehung und ihrem faſt gaͤnzlichen<lb/>
Mangel an Unterricht in Religion und Moral nicht<lb/>
zu verwundern waͤre. Auſſer Criminalprozeſſen ſind<lb/>
mir auch von Concurſen Faͤlle bekannt, wo die juͤ-<lb/>
diſchen Weiber ihre <hirendition="#aq">illata</hi> beſchworen haben, von de-<lb/>
nen nachher bewieſen worden, daß ſie ſie nicht ein-<lb/>
gebracht hatten. — Aber was iſt hiebey zu thun?<lb/>— Nichts, als was Sie verlangen, <hirendition="#fr">die Juden zu<lb/>
beſſern</hi>. Gewiß giebt es auch ſchon itzt viele unter<lb/>
ihnen, die ſolche Grundſaͤtze aufrichtig verabſcheuen,<lb/>
ich ſelbſt habe deren gekannt, und von Juden ſolche<lb/>
Proben uneigennuͤtziger Freundſchaft erfahren, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[146/0154]
Baldober und aͤhnlichen Buͤchern hieruͤber ſtehen,
mit Billigkeit nicht anfuͤhren, wenn von den Grund-
ſaͤtzen und dem Glauben der ganzen Nation die Re-
de iſt. Wie denken nicht viele Chriſten uͤber den
durch den haͤufigen Gebrauch ſo ſehr profanirten
Eyd? Und was wuͤrden wir ſagen, wenn man un-
ſere Religion nach dem beurtheilen wollte, was ver-
worfene Verbrecher von ihren Religionsbegriffen
eingeſtehn? Nach dem Verhaͤltniß, daß die Juden
uͤberhaupt moraliſch verderbter ſind, wie die Chriſten
(ein Satz, den Sie indeß vielleicht noch zu freygebig zu-
geſtanden) mag unter ihnen auch eine groͤſſere Ge-
ringſchaͤtzung des Eydes herrſchen, welches bey ih-
rer ſchlechten Erziehung und ihrem faſt gaͤnzlichen
Mangel an Unterricht in Religion und Moral nicht
zu verwundern waͤre. Auſſer Criminalprozeſſen ſind
mir auch von Concurſen Faͤlle bekannt, wo die juͤ-
diſchen Weiber ihre illata beſchworen haben, von de-
nen nachher bewieſen worden, daß ſie ſie nicht ein-
gebracht hatten. — Aber was iſt hiebey zu thun?
— Nichts, als was Sie verlangen, die Juden zu
beſſern. Gewiß giebt es auch ſchon itzt viele unter
ihnen, die ſolche Grundſaͤtze aufrichtig verabſcheuen,
ich ſelbſt habe deren gekannt, und von Juden ſolche
Proben uneigennuͤtziger Freundſchaft erfahren, die
ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/154>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.