welche die Regierung nöthigen, vors erste noch mehr zu fodern, weil die Vortheile der vollkommensten Gewissensrechte, so groß sie an sich sind, doch in diesem Augenblick, unter diesen Umständen von Inconvenienzen andrer Art überwogen werden. Ich zweifle nicht, daß dieses hier der Fall war, ich bedauere vielmehr, daß Umstände, wie mein Correspondent sie angegeben, es für itzt rath- samer gemacht haben, eine unter der gemein- sten Klasse der Unterthanen unerwartet auf- keimende Religion der Vernunft nur da zu dulden, wo sie weniger ungewohnt sich zeigen konnte. Aber hoffentlich wird Josephs durch keinen Widerstand zu ermüdende Thätigkeit, Ihm noch das hohe Glück bereiten, daß reine Vernunftreligion in dem ganzen Umfang seiner weiten Monarchie sich frey zeigen kann, und daß Glaube an Gott und ein ver- geltendes künftiges Leben, nebst treuer Erfüllung aller seiner Pflichten in diesem Leben Alles seyn wird, was Er von seinen Unterthanen fodern darf! --
welche die Regierung noͤthigen, vors erſte noch mehr zu fodern, weil die Vortheile der vollkommenſten Gewiſſensrechte, ſo groß ſie an ſich ſind, doch in dieſem Augenblick, unter dieſen Umſtaͤnden von Inconvenienzen andrer Art uͤberwogen werden. Ich zweifle nicht, daß dieſes hier der Fall war, ich bedauere vielmehr, daß Umſtaͤnde, wie mein Correſpondent ſie angegeben, es fuͤr itzt rath- ſamer gemacht haben, eine unter der gemein- ſten Klaſſe der Unterthanen unerwartet auf- keimende Religion der Vernunft nur da zu dulden, wo ſie weniger ungewohnt ſich zeigen konnte. Aber hoffentlich wird Joſephs durch keinen Widerſtand zu ermuͤdende Thaͤtigkeit, Ihm noch das hohe Gluͤck bereiten, daß reine Vernunftreligion in dem ganzen Umfang ſeiner weiten Monarchie ſich frey zeigen kann, und daß Glaube an Gott und ein ver- geltendes kuͤnftiges Leben, nebſt treuer Erfuͤllung aller ſeiner Pflichten in dieſem Leben Alles ſeyn wird, was Er von ſeinen Unterthanen fodern darf! —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0384"n="376"/>
welche die Regierung noͤthigen, vors erſte noch mehr<lb/>
zu fodern, weil die Vortheile der vollkommenſten<lb/>
Gewiſſensrechte, ſo groß ſie an ſich ſind, doch in<lb/><hirendition="#fr">dieſem</hi> Augenblick, unter <hirendition="#fr">dieſen</hi> Umſtaͤnden von<lb/>
Inconvenienzen andrer Art uͤberwogen werden. Ich<lb/>
zweifle nicht, daß dieſes hier der Fall war,<lb/>
ich bedauere vielmehr, daß Umſtaͤnde, wie mein<lb/>
Correſpondent ſie angegeben, es fuͤr itzt rath-<lb/>ſamer gemacht haben, eine unter der gemein-<lb/>ſten Klaſſe der Unterthanen unerwartet auf-<lb/>
keimende Religion der Vernunft nur da zu dulden,<lb/>
wo ſie weniger ungewohnt ſich zeigen konnte. Aber<lb/>
hoffentlich wird <hirendition="#fr">Joſephs</hi> durch keinen Widerſtand<lb/>
zu ermuͤdende Thaͤtigkeit, <hirendition="#fr">Ihm</hi> noch das hohe<lb/>
Gluͤck bereiten, daß reine Vernunftreligion in dem<lb/>
ganzen Umfang ſeiner weiten Monarchie ſich frey<lb/>
zeigen kann, und daß Glaube an Gott und ein ver-<lb/>
geltendes kuͤnftiges Leben, nebſt treuer Erfuͤllung<lb/>
aller ſeiner Pflichten in dieſem Leben Alles ſeyn wird,<lb/>
was <hirendition="#fr">Er</hi> von ſeinen Unterthanen fodern darf! —</p></div></div></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></body><back></back></text></TEI>
[376/0384]
welche die Regierung noͤthigen, vors erſte noch mehr
zu fodern, weil die Vortheile der vollkommenſten
Gewiſſensrechte, ſo groß ſie an ſich ſind, doch in
dieſem Augenblick, unter dieſen Umſtaͤnden von
Inconvenienzen andrer Art uͤberwogen werden. Ich
zweifle nicht, daß dieſes hier der Fall war,
ich bedauere vielmehr, daß Umſtaͤnde, wie mein
Correſpondent ſie angegeben, es fuͤr itzt rath-
ſamer gemacht haben, eine unter der gemein-
ſten Klaſſe der Unterthanen unerwartet auf-
keimende Religion der Vernunft nur da zu dulden,
wo ſie weniger ungewohnt ſich zeigen konnte. Aber
hoffentlich wird Joſephs durch keinen Widerſtand
zu ermuͤdende Thaͤtigkeit, Ihm noch das hohe
Gluͤck bereiten, daß reine Vernunftreligion in dem
ganzen Umfang ſeiner weiten Monarchie ſich frey
zeigen kann, und daß Glaube an Gott und ein ver-
geltendes kuͤnftiges Leben, nebſt treuer Erfuͤllung
aller ſeiner Pflichten in dieſem Leben Alles ſeyn wird,
was Er von ſeinen Unterthanen fodern darf! —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/384>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.