Wenn die Juden meine Auslegung des Mosaischen Rechts für richtig annehmen, und zwar nicht blos die Aufgeklärteren unter ihnen, (unter denen ver- spräche ich mir wol einigen Beyfall) sondern auch der gemeine Haufe der Rabbinen, und die Ungelehrten, so wäre der Sache ziemlich geholfen, (nicht völlig, denn, daß Fechten am Sabbath erlaubt sey, denke ich bewiesen zu haben, aber über das Exerciren würde ich nicht gern aus dem Mosaischen Recht antworten wollen; und unsere Regimenter würden sich doch we- gen der Exerciertage nicht nach untergesteckten Juden richten, auch nicht eigene Regimenter von bloßen Juden errichtet werden sollen:) aber wer wird sie davon überzeugen? sonderlich da bey einer Frage von der Art mancher nicht gern überzeugt seyn, und lie- ber sein Gewiss[e]n zum Befreyungsbriefe von Krie- gesdiensten behalten will. Von dem aus der Geschich- te angeführten möchte auch wohl noch einiges weg- fallen, und, wenigstens bleibt das gewiß, daß sich schon zu des wirklich grossen jüdischen Helden, Jo- hann Hyrkans, Zeit, die damals so tapfern Juden ein Gewissen machten, am Sabbath anzugreifen, und die Syrer den von ihm angeführten jüdischen Hülfsvölkern zu Gefallen am Sabbath nicht mar- schirten. Die S. 144 angeführte Stelle aus Mai-
moni-
Wenn die Juden meine Auslegung des Moſaiſchen Rechts fuͤr richtig annehmen, und zwar nicht blos die Aufgeklaͤrteren unter ihnen, (unter denen ver- ſpraͤche ich mir wol einigen Beyfall) ſondern auch der gemeine Haufe der Rabbinen, und die Ungelehrten, ſo waͤre der Sache ziemlich geholfen, (nicht voͤllig, denn, daß Fechten am Sabbath erlaubt ſey, denke ich bewieſen zu haben, aber uͤber das Exerciren wuͤrde ich nicht gern aus dem Moſaiſchen Recht antworten wollen; und unſere Regimenter wuͤrden ſich doch we- gen der Exerciertage nicht nach untergeſteckten Juden richten, auch nicht eigene Regimenter von bloßen Juden errichtet werden ſollen:) aber wer wird ſie davon uͤberzeugen? ſonderlich da bey einer Frage von der Art mancher nicht gern uͤberzeugt ſeyn, und lie- ber ſein Gewiſſ[e]n zum Befreyungsbriefe von Krie- gesdienſten behalten will. Von dem aus der Geſchich- te angefuͤhrten moͤchte auch wohl noch einiges weg- fallen, und, wenigſtens bleibt das gewiß, daß ſich ſchon zu des wirklich groſſen juͤdiſchen Helden, Jo- hann Hyrkans, Zeit, die damals ſo tapfern Juden ein Gewiſſen machten, am Sabbath anzugreifen, und die Syrer den von ihm angefuͤhrten juͤdiſchen Huͤlfsvoͤlkern zu Gefallen am Sabbath nicht mar- ſchirten. Die S. 144 angefuͤhrte Stelle aus Mai-
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Wenn die Juden meine Auslegung des Moſaiſchen
Rechts fuͤr richtig annehmen, und zwar nicht blos
die Aufgeklaͤrteren unter ihnen, (unter denen ver-
ſpraͤche ich mir wol einigen Beyfall) ſondern auch der
gemeine Haufe der Rabbinen, und die Ungelehrten,
ſo waͤre der Sache ziemlich geholfen, (nicht voͤllig,
denn, daß Fechten am Sabbath erlaubt ſey, denke ich
bewieſen zu haben, aber uͤber das Exerciren wuͤrde
ich nicht gern aus dem Moſaiſchen Recht antworten
wollen; und unſere Regimenter wuͤrden ſich doch we-
gen der Exerciertage nicht nach untergeſteckten Juden
richten, auch nicht eigene Regimenter von bloßen
Juden errichtet werden ſollen:) aber wer wird ſie
davon uͤberzeugen? ſonderlich da bey einer Frage von
der Art mancher nicht gern uͤberzeugt ſeyn, und lie-
ber ſein Gewiſſen zum Befreyungsbriefe von Krie-
gesdienſten behalten will. Von dem aus der Geſchich-
te angefuͤhrten moͤchte auch wohl noch einiges weg-
fallen, und, wenigſtens bleibt das gewiß, daß ſich
ſchon zu des wirklich groſſen juͤdiſchen Helden, Jo-
hann Hyrkans, Zeit, die damals ſo tapfern Juden
ein Gewiſſen machten, am Sabbath anzugreifen,
und die Syrer den von ihm angefuͤhrten juͤdiſchen
Huͤlfsvoͤlkern zu Gefallen am Sabbath nicht mar-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/55>, abgerufen am 21.11.2024.
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