Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

seyn. Dabey glaube ich auch, das Schutzgeld, das
Juden zu geben pflegen, sey gegen unser, der schü-
tzenden oder schützende Kinder zeugenden Nation,
Blut, der noch dazu das Land gehöret, und von der
der Landesherr seine Rechte hat, nicht unmäßig.
Soll Gleichheit zwischen Deutschen und Juden in
den Auflagen seyn, so ist es dünkt mich, nicht ge-
nug, das der Jude, der keine Kriegesdienste thun
kan, einen Soldaten für sich stellet; ein frem-
der Soldat, oft viel fremde, sind nicht so gut wie
Ein Landeskind, und mancher Bauer giebt im Krie-
ge mehr als Einen Sohn her, aber denn tritt noch
der große Unterschied ein, daß der Deutsche auch auf
die Zukunft Kinder und Kindeskinder zeuget, die
Hände haben, und schützen können, der Jude aber
nichts zum Schutz brauchbares zeuget, sondern blos
geschützt seyn will.

Was Herr D. von S. 125 an saget, daß Ju-
den, ich verstehe es, in Streitigkeiten unter einan-
der nach ihrem eigenen Recht gerichtet werden sollen,
halte ich für die grösseste Billigkeit: aber in vielen
Ländern ist dis keine Bitte, sondern schon erfüllet,
z. E. im Hanöverischen. Dis geht so weit, daß,
wenn auch der Proceß an ein höheres Landesgericht
käme, von demselben nicht einmahl, wie ehedem ge-

bräuch-

ſeyn. Dabey glaube ich auch, das Schutzgeld, das
Juden zu geben pflegen, ſey gegen unſer, der ſchuͤ-
tzenden oder ſchuͤtzende Kinder zeugenden Nation,
Blut, der noch dazu das Land gehoͤret, und von der
der Landesherr ſeine Rechte hat, nicht unmaͤßig.
Soll Gleichheit zwiſchen Deutſchen und Juden in
den Auflagen ſeyn, ſo iſt es duͤnkt mich, nicht ge-
nug, das der Jude, der keine Kriegesdienſte thun
kan, einen Soldaten fuͤr ſich ſtellet; ein frem-
der Soldat, oft viel fremde, ſind nicht ſo gut wie
Ein Landeskind, und mancher Bauer giebt im Krie-
ge mehr als Einen Sohn her, aber denn tritt noch
der große Unterſchied ein, daß der Deutſche auch auf
die Zukunft Kinder und Kindeskinder zeuget, die
Haͤnde haben, und ſchuͤtzen koͤnnen, der Jude aber
nichts zum Schutz brauchbares zeuget, ſondern blos
geſchuͤtzt ſeyn will.

Was Herr D. von S. 125 an ſaget, daß Ju-
den, ich verſtehe es, in Streitigkeiten unter einan-
der nach ihrem eigenen Recht gerichtet werden ſollen,
halte ich fuͤr die groͤſſeſte Billigkeit: aber in vielen
Laͤndern iſt dis keine Bitte, ſondern ſchon erfuͤllet,
z. E. im Hanoͤveriſchen. Dis geht ſo weit, daß,
wenn auch der Proceß an ein hoͤheres Landesgericht
kaͤme, von demſelben nicht einmahl, wie ehedem ge-

braͤuch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="64"/>
&#x017F;eyn. Dabey glaube ich auch, das Schutzgeld, das<lb/>
Juden zu geben pflegen, &#x017F;ey gegen un&#x017F;er, der &#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzenden oder &#x017F;chu&#x0364;tzende Kinder zeugenden Nation,<lb/>
Blut, der noch dazu das Land geho&#x0364;ret, und von der<lb/>
der Landesherr &#x017F;eine Rechte hat, nicht unma&#x0364;ßig.<lb/>
Soll Gleichheit zwi&#x017F;chen Deut&#x017F;chen und Juden in<lb/>
den Auflagen &#x017F;eyn, &#x017F;o i&#x017F;t es du&#x0364;nkt mich, nicht ge-<lb/>
nug, das der Jude, der keine Kriegesdien&#x017F;te thun<lb/>
kan, einen Soldaten fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;tellet; ein frem-<lb/>
der Soldat, oft viel fremde, &#x017F;ind nicht &#x017F;o gut wie<lb/>
Ein Landeskind, und mancher Bauer giebt im Krie-<lb/>
ge mehr als Einen Sohn her, aber denn tritt noch<lb/>
der große Unter&#x017F;chied ein, daß der Deut&#x017F;che auch auf<lb/>
die Zukunft Kinder und Kindeskinder zeuget, die<lb/>
Ha&#x0364;nde haben, und &#x017F;chu&#x0364;tzen ko&#x0364;nnen, der Jude aber<lb/>
nichts zum Schutz brauchbares zeuget, &#x017F;ondern blos<lb/>
ge&#x017F;chu&#x0364;tzt &#x017F;eyn will.</p><lb/>
        <p>Was Herr D. von S. 125 an &#x017F;aget, daß Ju-<lb/>
den, ich ver&#x017F;tehe es, in Streitigkeiten unter einan-<lb/>
der nach ihrem eigenen Recht gerichtet werden &#x017F;ollen,<lb/>
halte ich fu&#x0364;r die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Billigkeit: aber in vielen<lb/>
La&#x0364;ndern i&#x017F;t dis keine Bitte, &#x017F;ondern &#x017F;chon erfu&#x0364;llet,<lb/>
z. E. im Hano&#x0364;veri&#x017F;chen. Dis geht &#x017F;o weit, daß,<lb/>
wenn auch der Proceß an ein ho&#x0364;heres Landesgericht<lb/>
ka&#x0364;me, von dem&#x017F;elben nicht einmahl, wie ehedem ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bra&#x0364;uch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0072] ſeyn. Dabey glaube ich auch, das Schutzgeld, das Juden zu geben pflegen, ſey gegen unſer, der ſchuͤ- tzenden oder ſchuͤtzende Kinder zeugenden Nation, Blut, der noch dazu das Land gehoͤret, und von der der Landesherr ſeine Rechte hat, nicht unmaͤßig. Soll Gleichheit zwiſchen Deutſchen und Juden in den Auflagen ſeyn, ſo iſt es duͤnkt mich, nicht ge- nug, das der Jude, der keine Kriegesdienſte thun kan, einen Soldaten fuͤr ſich ſtellet; ein frem- der Soldat, oft viel fremde, ſind nicht ſo gut wie Ein Landeskind, und mancher Bauer giebt im Krie- ge mehr als Einen Sohn her, aber denn tritt noch der große Unterſchied ein, daß der Deutſche auch auf die Zukunft Kinder und Kindeskinder zeuget, die Haͤnde haben, und ſchuͤtzen koͤnnen, der Jude aber nichts zum Schutz brauchbares zeuget, ſondern blos geſchuͤtzt ſeyn will. Was Herr D. von S. 125 an ſaget, daß Ju- den, ich verſtehe es, in Streitigkeiten unter einan- der nach ihrem eigenen Recht gerichtet werden ſollen, halte ich fuͤr die groͤſſeſte Billigkeit: aber in vielen Laͤndern iſt dis keine Bitte, ſondern ſchon erfuͤllet, z. E. im Hanoͤveriſchen. Dis geht ſo weit, daß, wenn auch der Proceß an ein hoͤheres Landesgericht kaͤme, von demſelben nicht einmahl, wie ehedem ge- braͤuch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/72
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/72>, abgerufen am 21.11.2024.