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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Die vorgesetzte Dienstbehörde.
zu sein? Ob ich nicht wisse, daß ein Handwerksbursch,
der ohne Geld herumvagabondire, die Stadt nicht be¬
treten dürfe? Ich wußte nun nicht, daß mein Bruder,
der die drei Thaler nicht mehr ausweisen konnte, die
Sache schon eingestanden hatte, und sagte: daß das
nicht wahr sei, ich hätte ihm kein Geld geliehen. Da
zog mich der Kommissarius beim Rockkragen vor meinen
Bruder hin, und rief diesem zu, er solle doch dem Lüg¬
ner noch einmal die Wahrheit erzählen. Wie ich das
hörte, gestand ich denn, daß ich meinem Bruder aller¬
dings drei Thaler geliehen, daß mir das aber meiner An¬
sicht nach Niemand verwehren könne, und daß es mich
nichts angehe, wozu er das Geld brauche. Nun fuhr
der Kommissarius erst recht auf mich ein, und sagte
zuletzt:

""Solches Lumpengesindel glaubt auch noch die Po¬
lizei an der Nase herumführen zu können.""

"Da lief mir denn auch die Galle über. Ich sagte,
daß ich mir solche Ausdrücke verbitte, oder mir schon auf
andere Weise Recht verschaffen wolle. Das machte ihn
noch gröber, und wie das so geht, gab ein Wort das
andere. Zuletzt ließ er uns Beide durch seinen Sergean¬
ten nach dem Polizeigefängniß bringen. Sehen Sie,

9 *

Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde.
zu ſein? Ob ich nicht wiſſe, daß ein Handwerksburſch,
der ohne Geld herumvagabondire, die Stadt nicht be¬
treten duͤrfe? Ich wußte nun nicht, daß mein Bruder,
der die drei Thaler nicht mehr ausweiſen konnte, die
Sache ſchon eingeſtanden hatte, und ſagte: daß das
nicht wahr ſei, ich haͤtte ihm kein Geld geliehen. Da
zog mich der Kommiſſarius beim Rockkragen vor meinen
Bruder hin, und rief dieſem zu, er ſolle doch dem Luͤg¬
ner noch einmal die Wahrheit erzaͤhlen. Wie ich das
hoͤrte, geſtand ich denn, daß ich meinem Bruder aller¬
dings drei Thaler geliehen, daß mir das aber meiner An¬
ſicht nach Niemand verwehren koͤnne, und daß es mich
nichts angehe, wozu er das Geld brauche. Nun fuhr
der Kommiſſarius erſt recht auf mich ein, und ſagte
zuletzt:

„„Solches Lumpengeſindel glaubt auch noch die Po¬
lizei an der Naſe herumfuͤhren zu koͤnnen.““

„Da lief mir denn auch die Galle uͤber. Ich ſagte,
daß ich mir ſolche Ausdruͤcke verbitte, oder mir ſchon auf
andere Weiſe Recht verſchaffen wolle. Das machte ihn
noch groͤber, und wie das ſo geht, gab ein Wort das
andere. Zuletzt ließ er uns Beide durch ſeinen Sergean¬
ten nach dem Polizeigefaͤngniß bringen. Sehen Sie,

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[131/0145] Die vorgeſetzte Dienſtbehoͤrde. zu ſein? Ob ich nicht wiſſe, daß ein Handwerksburſch, der ohne Geld herumvagabondire, die Stadt nicht be¬ treten duͤrfe? Ich wußte nun nicht, daß mein Bruder, der die drei Thaler nicht mehr ausweiſen konnte, die Sache ſchon eingeſtanden hatte, und ſagte: daß das nicht wahr ſei, ich haͤtte ihm kein Geld geliehen. Da zog mich der Kommiſſarius beim Rockkragen vor meinen Bruder hin, und rief dieſem zu, er ſolle doch dem Luͤg¬ ner noch einmal die Wahrheit erzaͤhlen. Wie ich das hoͤrte, geſtand ich denn, daß ich meinem Bruder aller¬ dings drei Thaler geliehen, daß mir das aber meiner An¬ ſicht nach Niemand verwehren koͤnne, und daß es mich nichts angehe, wozu er das Geld brauche. Nun fuhr der Kommiſſarius erſt recht auf mich ein, und ſagte zuletzt: „„Solches Lumpengeſindel glaubt auch noch die Po¬ lizei an der Naſe herumfuͤhren zu koͤnnen.““ „Da lief mir denn auch die Galle uͤber. Ich ſagte, daß ich mir ſolche Ausdruͤcke verbitte, oder mir ſchon auf andere Weiſe Recht verſchaffen wolle. Das machte ihn noch groͤber, und wie das ſo geht, gab ein Wort das andere. Zuletzt ließ er uns Beide durch ſeinen Sergean¬ ten nach dem Polizeigefaͤngniß bringen. Sehen Sie, 9 *

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/145>, abgerufen am 22.12.2024.