Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Das Unvermeidliche. citirt, und da sie ein Alibi zur Zeit des Schabernacksnicht nachweisen konnten, wegen ruhestörenden Lärmens in zweitägige Karzerstrafe verurtheilt worden. Diese in¬ deß hatten das Unglück in der That gar nicht angerich¬ tet und beschlossen daher, sich an dem unvorsichtigen Nachtwächter gebührend zu rächen. Mitten in der Nacht, als die Gassen öde und ruhig lagen und der Nachtwäch¬ ter aller Berechnung nach von seiner Runde wieder zurück sein mußte, öffnete sich die Hausthür und die drei Stu¬ denten mit noch einem vierten, den sie ins Geheimniß gezogen, traten auf die Straße. Sie trugen ein großes Bret, welches genau auf den Eingang des Schilderhäus¬ chens gepaßt war, und dessen vier Ecken bereits Löcher zum Einschlagen von Nägeln enthielten. Einige Schritte vor dem Stand des Nachtwächters machten sie Halt, und Einer untersuchte zuerst vorsichtig das Terrain. Bald kehrte er mit der Botschaft zurück, daß der Nachtwäch¬ ter in seinem Wachthäuschen schlafe. Darauf zogen sie leise heran, lehnten das Bret an den Eingang der höl¬ zernen Bude, und -- eins, zwei, drei! -- schlugen sie mit ein paar Hammerschlägen die Nägel ein. Der Nachtwächter war eingenagelt und wurde trotz seines Polterns und dumpfen Murrens erst am Morgen und Das Unvermeidliche. citirt, und da ſie ein Alibi zur Zeit des Schabernacksnicht nachweiſen konnten, wegen ruheſtoͤrenden Laͤrmens in zweitaͤgige Karzerſtrafe verurtheilt worden. Dieſe in¬ deß hatten das Ungluͤck in der That gar nicht angerich¬ tet und beſchloſſen daher, ſich an dem unvorſichtigen Nachtwaͤchter gebuͤhrend zu raͤchen. Mitten in der Nacht, als die Gaſſen oͤde und ruhig lagen und der Nachtwaͤch¬ ter aller Berechnung nach von ſeiner Runde wieder zuruͤck ſein mußte, oͤffnete ſich die Hausthuͤr und die drei Stu¬ denten mit noch einem vierten, den ſie ins Geheimniß gezogen, traten auf die Straße. Sie trugen ein großes Bret, welches genau auf den Eingang des Schilderhaͤus¬ chens gepaßt war, und deſſen vier Ecken bereits Loͤcher zum Einſchlagen von Naͤgeln enthielten. Einige Schritte vor dem Stand des Nachtwaͤchters machten ſie Halt, und Einer unterſuchte zuerſt vorſichtig das Terrain. Bald kehrte er mit der Botſchaft zuruͤck, daß der Nachtwaͤch¬ ter in ſeinem Wachthaͤuschen ſchlafe. Darauf zogen ſie leiſe heran, lehnten das Bret an den Eingang der hoͤl¬ zernen Bude, und — eins, zwei, drei! — ſchlugen ſie mit ein paar Hammerſchlaͤgen die Naͤgel ein. Der Nachtwaͤchter war eingenagelt und wurde trotz ſeines Polterns und dumpfen Murrens erſt am Morgen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0174" n="160"/><fw place="top" type="header">Das Unvermeidliche.<lb/></fw> citirt, und da ſie ein Alibi zur Zeit des Schabernacks<lb/> nicht nachweiſen konnten, wegen ruheſtoͤrenden Laͤrmens<lb/> in zweitaͤgige Karzerſtrafe verurtheilt worden. Dieſe in¬<lb/> deß hatten das Ungluͤck in der That gar nicht angerich¬<lb/> tet und beſchloſſen daher, ſich an dem unvorſichtigen<lb/> Nachtwaͤchter gebuͤhrend zu raͤchen. Mitten in der Nacht,<lb/> als die Gaſſen oͤde und ruhig lagen und der Nachtwaͤch¬<lb/> ter aller Berechnung nach von ſeiner Runde wieder zuruͤck<lb/> ſein mußte, oͤffnete ſich die Hausthuͤr und die drei Stu¬<lb/> denten mit noch einem vierten, den ſie ins Geheimniß<lb/> gezogen, traten auf die Straße. Sie trugen ein großes<lb/> Bret, welches genau auf den Eingang des Schilderhaͤus¬<lb/> chens gepaßt war, und deſſen vier Ecken bereits Loͤcher<lb/> zum Einſchlagen von Naͤgeln enthielten. Einige Schritte<lb/> vor dem Stand des Nachtwaͤchters machten ſie Halt,<lb/> und Einer unterſuchte zuerſt vorſichtig das Terrain. Bald<lb/> kehrte er mit der Botſchaft zuruͤck, daß der Nachtwaͤch¬<lb/> ter in ſeinem Wachthaͤuschen ſchlafe. Darauf zogen ſie<lb/> leiſe heran, lehnten das Bret an den Eingang der hoͤl¬<lb/> zernen Bude, und — eins, zwei, drei! — ſchlugen ſie<lb/> mit ein paar Hammerſchlaͤgen die Naͤgel ein. Der<lb/> Nachtwaͤchter war eingenagelt und wurde trotz ſeines<lb/> Polterns und dumpfen Murrens erſt am Morgen und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0174]
Das Unvermeidliche.
citirt, und da ſie ein Alibi zur Zeit des Schabernacks
nicht nachweiſen konnten, wegen ruheſtoͤrenden Laͤrmens
in zweitaͤgige Karzerſtrafe verurtheilt worden. Dieſe in¬
deß hatten das Ungluͤck in der That gar nicht angerich¬
tet und beſchloſſen daher, ſich an dem unvorſichtigen
Nachtwaͤchter gebuͤhrend zu raͤchen. Mitten in der Nacht,
als die Gaſſen oͤde und ruhig lagen und der Nachtwaͤch¬
ter aller Berechnung nach von ſeiner Runde wieder zuruͤck
ſein mußte, oͤffnete ſich die Hausthuͤr und die drei Stu¬
denten mit noch einem vierten, den ſie ins Geheimniß
gezogen, traten auf die Straße. Sie trugen ein großes
Bret, welches genau auf den Eingang des Schilderhaͤus¬
chens gepaßt war, und deſſen vier Ecken bereits Loͤcher
zum Einſchlagen von Naͤgeln enthielten. Einige Schritte
vor dem Stand des Nachtwaͤchters machten ſie Halt,
und Einer unterſuchte zuerſt vorſichtig das Terrain. Bald
kehrte er mit der Botſchaft zuruͤck, daß der Nachtwaͤch¬
ter in ſeinem Wachthaͤuschen ſchlafe. Darauf zogen ſie
leiſe heran, lehnten das Bret an den Eingang der hoͤl¬
zernen Bude, und — eins, zwei, drei! — ſchlugen ſie
mit ein paar Hammerſchlaͤgen die Naͤgel ein. Der
Nachtwaͤchter war eingenagelt und wurde trotz ſeines
Polterns und dumpfen Murrens erſt am Morgen und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/174 |
Zitationshilfe: | Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/174>, abgerufen am 18.07.2024. |