Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Unvermeidliche.
Die Sekundanten fragten noch einmal, ob die Parteien
ihre Sache nicht auf friedliche Weise beilegen wollten,
als sie aber von keiner Seite Antwort erhielten, wieder¬
holten sie ihnen die Bedingungen des Duells: nach dem
gegebenen Zeichen konnte Jeder im Kommando schritt¬
weise vorrücken bis an die Barriere des in der Mitte
abgesteckten Raumes, dazwischen aber blieb es ihm über¬
lassen, stehen zu bleiben und zu schießen, wann er wollte.

Darauf wurde das Zeichen gegeben.

Beide rückten vor. Nach dem ersten Schritt blieb
der Student stehen, zielte und schoß. Arthur rückte un¬
gestört weiter, sein Gegner hatte gefehlt. Der Unpar¬
teiische sah die beiden Sekundanten an, und zählte
langsamer, und die Sekundanten blickten in banger Neu¬
gierde auf Arthur. Es war Jedem, als müßte derselbe
nun doch auch still stehen und schießen. Aber Arthur
schritt im Takt des Zählens ruhig weiter -- bis an die
Barriere. Dann erhob er erst die Pistole und zielte.

Der aufwirbelnde Rauch ließ ihn im ersten Augen¬
blick das Resultat seines Schusses nicht erkennen, aber
die herbeispringenden Zeugen ließen ihn nicht lange darü¬
ber in Zweifel. Die Kugel war in den Unterleib ge¬
drungen und hatte wahrscheinlich die Eingeweide verletzt.

Das Unvermeidliche.
Die Sekundanten fragten noch einmal, ob die Parteien
ihre Sache nicht auf friedliche Weiſe beilegen wollten,
als ſie aber von keiner Seite Antwort erhielten, wieder¬
holten ſie ihnen die Bedingungen des Duells: nach dem
gegebenen Zeichen konnte Jeder im Kommando ſchritt¬
weiſe vorruͤcken bis an die Barriere des in der Mitte
abgeſteckten Raumes, dazwiſchen aber blieb es ihm uͤber¬
laſſen, ſtehen zu bleiben und zu ſchießen, wann er wollte.

Darauf wurde das Zeichen gegeben.

Beide ruͤckten vor. Nach dem erſten Schritt blieb
der Student ſtehen, zielte und ſchoß. Arthur ruͤckte un¬
geſtoͤrt weiter, ſein Gegner hatte gefehlt. Der Unpar¬
teiiſche ſah die beiden Sekundanten an, und zaͤhlte
langſamer, und die Sekundanten blickten in banger Neu¬
gierde auf Arthur. Es war Jedem, als muͤßte derſelbe
nun doch auch ſtill ſtehen und ſchießen. Aber Arthur
ſchritt im Takt des Zaͤhlens ruhig weiter — bis an die
Barrière. Dann erhob er erſt die Piſtole und zielte.

Der aufwirbelnde Rauch ließ ihn im erſten Augen¬
blick das Reſultat ſeines Schuſſes nicht erkennen, aber
die herbeiſpringenden Zeugen ließen ihn nicht lange daruͤ¬
ber in Zweifel. Die Kugel war in den Unterleib ge¬
drungen und hatte wahrſcheinlich die Eingeweide verletzt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0188" n="174"/><fw place="top" type="header">Das Unvermeidliche.<lb/></fw>Die Sekundanten fragten noch einmal, ob die Parteien<lb/>
ihre Sache nicht auf friedliche Wei&#x017F;e beilegen wollten,<lb/>
als &#x017F;ie aber von keiner Seite Antwort erhielten, wieder¬<lb/>
holten &#x017F;ie ihnen die Bedingungen des Duells: nach dem<lb/>
gegebenen Zeichen konnte Jeder im Kommando &#x017F;chritt¬<lb/>
wei&#x017F;e vorru&#x0364;cken bis an die Barriere des in der Mitte<lb/>
abge&#x017F;teckten Raumes, dazwi&#x017F;chen aber blieb es ihm u&#x0364;ber¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;tehen zu bleiben und zu &#x017F;chießen, wann er wollte.</p><lb/>
        <p>Darauf wurde das Zeichen gegeben.</p><lb/>
        <p>Beide ru&#x0364;ckten vor. Nach dem er&#x017F;ten Schritt blieb<lb/>
der Student &#x017F;tehen, zielte und &#x017F;choß. Arthur ru&#x0364;ckte un¬<lb/>
ge&#x017F;to&#x0364;rt weiter, &#x017F;ein Gegner hatte gefehlt. Der Unpar¬<lb/>
teii&#x017F;che &#x017F;ah die beiden Sekundanten an, und za&#x0364;hlte<lb/>
lang&#x017F;amer, und die Sekundanten blickten in banger Neu¬<lb/>
gierde auf Arthur. Es war Jedem, als mu&#x0364;ßte der&#x017F;elbe<lb/>
nun doch auch &#x017F;till &#x017F;tehen und &#x017F;chießen. Aber Arthur<lb/>
&#x017F;chritt im Takt des Za&#x0364;hlens ruhig weiter &#x2014; bis an die<lb/>
Barri<hi rendition="#aq">è</hi>re. Dann erhob er er&#x017F;t die Pi&#x017F;tole und zielte.</p><lb/>
        <p>Der aufwirbelnde Rauch ließ ihn im er&#x017F;ten Augen¬<lb/>
blick das Re&#x017F;ultat &#x017F;eines Schu&#x017F;&#x017F;es nicht erkennen, aber<lb/>
die herbei&#x017F;pringenden Zeugen ließen ihn nicht lange daru&#x0364;¬<lb/>
ber in Zweifel. Die Kugel war in den Unterleib ge¬<lb/>
drungen und hatte wahr&#x017F;cheinlich die Eingeweide verletzt.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0188] Das Unvermeidliche. Die Sekundanten fragten noch einmal, ob die Parteien ihre Sache nicht auf friedliche Weiſe beilegen wollten, als ſie aber von keiner Seite Antwort erhielten, wieder¬ holten ſie ihnen die Bedingungen des Duells: nach dem gegebenen Zeichen konnte Jeder im Kommando ſchritt¬ weiſe vorruͤcken bis an die Barriere des in der Mitte abgeſteckten Raumes, dazwiſchen aber blieb es ihm uͤber¬ laſſen, ſtehen zu bleiben und zu ſchießen, wann er wollte. Darauf wurde das Zeichen gegeben. Beide ruͤckten vor. Nach dem erſten Schritt blieb der Student ſtehen, zielte und ſchoß. Arthur ruͤckte un¬ geſtoͤrt weiter, ſein Gegner hatte gefehlt. Der Unpar¬ teiiſche ſah die beiden Sekundanten an, und zaͤhlte langſamer, und die Sekundanten blickten in banger Neu¬ gierde auf Arthur. Es war Jedem, als muͤßte derſelbe nun doch auch ſtill ſtehen und ſchießen. Aber Arthur ſchritt im Takt des Zaͤhlens ruhig weiter — bis an die Barrière. Dann erhob er erſt die Piſtole und zielte. Der aufwirbelnde Rauch ließ ihn im erſten Augen¬ blick das Reſultat ſeines Schuſſes nicht erkennen, aber die herbeiſpringenden Zeugen ließen ihn nicht lange daruͤ¬ ber in Zweifel. Die Kugel war in den Unterleib ge¬ drungen und hatte wahrſcheinlich die Eingeweide verletzt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/188
Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/188>, abgerufen am 22.12.2024.