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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Armuth und Verbrechen.

In einer niedrigen, baufälligen Hütte kletterte Schenk
eine Stiege hinauf, und befand sich hier -- unter dem
Dache -- in der Behausung der Seinen. Bei dem
Geräusch, welches sein Eintreten verursachte, erhob in der
Ecke eine Frau ihren Kopf von dem Bettchen eines Kin¬
des, wo sie dessen fieberhaften Schlaf belauscht hatte.
Die Kleidung dieser Frau war mehr als ärmlich, und in
den leidenden von Gram entstellten Zügen ihres Gesichts
waren auch die letzten Spuren ihrer früheren Anmuth
verloren. Das Aussehen des Zimmers stimmte traurig
mit dem Ausdruck der Bewohner überein. Die Möbel
bestanden außer dem Bettchen des Kindes in einem Stuhl,
einer Kommode, welche zugleich die Stelle des Tisches
versah, einem alten Kasten, welcher statt eines zwei¬
ten Stuhls ebenfalls zum Sitz benutzt wurde, und
einer einzigen Lagerstätte: einem Strohsack, über den
eine Decke gebreitet war. Auf dem Ofen des Zimmers
wurde gekocht, -- wenn es etwas zu kochen gab, und
in diesem glücklichen Falle wurde die ohnedies dum¬
pfige Atmosphäre des feuchten, an den Wänden schim¬
melnden Raumes vollends schwül und ungesund. Und
doch wären die Unglücklichen auch in diesen Räumen
zufrieden gewesen, hätten sie nur sich und ihr krankes

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Armuth und Verbrechen.

In einer niedrigen, baufaͤlligen Huͤtte kletterte Schenk
eine Stiege hinauf, und befand ſich hier — unter dem
Dache — in der Behauſung der Seinen. Bei dem
Geraͤuſch, welches ſein Eintreten verurſachte, erhob in der
Ecke eine Frau ihren Kopf von dem Bettchen eines Kin¬
des, wo ſie deſſen fieberhaften Schlaf belauſcht hatte.
Die Kleidung dieſer Frau war mehr als aͤrmlich, und in
den leidenden von Gram entſtellten Zuͤgen ihres Geſichts
waren auch die letzten Spuren ihrer fruͤheren Anmuth
verloren. Das Ausſehen des Zimmers ſtimmte traurig
mit dem Ausdruck der Bewohner uͤberein. Die Moͤbel
beſtanden außer dem Bettchen des Kindes in einem Stuhl,
einer Kommode, welche zugleich die Stelle des Tiſches
verſah, einem alten Kaſten, welcher ſtatt eines zwei¬
ten Stuhls ebenfalls zum Sitz benutzt wurde, und
einer einzigen Lagerſtaͤtte: einem Strohſack, uͤber den
eine Decke gebreitet war. Auf dem Ofen des Zimmers
wurde gekocht, — wenn es etwas zu kochen gab, und
in dieſem gluͤcklichen Falle wurde die ohnedies dum¬
pfige Atmoſphaͤre des feuchten, an den Waͤnden ſchim¬
melnden Raumes vollends ſchwuͤl und ungeſund. Und
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zufrieden geweſen, haͤtten ſie nur ſich und ihr krankes

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[33/0047] Armuth und Verbrechen. In einer niedrigen, baufaͤlligen Huͤtte kletterte Schenk eine Stiege hinauf, und befand ſich hier — unter dem Dache — in der Behauſung der Seinen. Bei dem Geraͤuſch, welches ſein Eintreten verurſachte, erhob in der Ecke eine Frau ihren Kopf von dem Bettchen eines Kin¬ des, wo ſie deſſen fieberhaften Schlaf belauſcht hatte. Die Kleidung dieſer Frau war mehr als aͤrmlich, und in den leidenden von Gram entſtellten Zuͤgen ihres Geſichts waren auch die letzten Spuren ihrer fruͤheren Anmuth verloren. Das Ausſehen des Zimmers ſtimmte traurig mit dem Ausdruck der Bewohner uͤberein. Die Moͤbel beſtanden außer dem Bettchen des Kindes in einem Stuhl, einer Kommode, welche zugleich die Stelle des Tiſches verſah, einem alten Kaſten, welcher ſtatt eines zwei¬ ten Stuhls ebenfalls zum Sitz benutzt wurde, und einer einzigen Lagerſtaͤtte: einem Strohſack, uͤber den eine Decke gebreitet war. Auf dem Ofen des Zimmers wurde gekocht, — wenn es etwas zu kochen gab, und in dieſem gluͤcklichen Falle wurde die ohnedies dum¬ pfige Atmoſphaͤre des feuchten, an den Waͤnden ſchim¬ melnden Raumes vollends ſchwuͤl und ungeſund. Und doch waͤren die Ungluͤcklichen auch in dieſen Raͤumen zufrieden geweſen, haͤtten ſie nur ſich und ihr krankes 3

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/47>, abgerufen am 22.12.2024.