reien zu unterstützen, habe ich wahrlich nicht nöthig. Jetzt scheert Euch Eurer Wege!" --
"Sie haben gar keine Verpflichtung gegen mich -- ich weiß das," sagte Schenk plötzlich, über die Wendung erschreckt, "ich wollte ja nur sagen, daß ich vor meinem Unglück zufrieden und ehrlich gelebt habe, und daß ich gewiß wieder so leben würde, wenn ich ausreichende Ar¬ beit hätte. Ich wollte Sie ja nur bitten, gnädiger Herr --"
"Nichts da! Ich habe es schon einmal gethan und es hat nichts bei Euch geholfen, so würde es auch jetzt nichts helfen. In ein paar Tagen wäret Ihr wieder so weit, und würdet wieder mit Betteleien kommen. Es ist besser, daß Ihr Euch von vornherein daran gewöhnt, selbst zu sorgen und zu arbeiten, statt daß Ihr durch Unterstützungen, die doch einmal aufhören müssen, im Faullenzen bestärkt und für die Zukunft verdorben wer¬ det!" --
"Gnädiger Herr, nur dies eine Mal noch! Haben Sie Erbarmen mit meiner Familie!"--
"Ich gebe Euch mein Wort, daß ich nichts mehr für Euch thue, macht, daß Ihr fortkommt!" sagte der Gnädige streng.
Armuth und Verbrechen.
reien zu unterſtuͤtzen, habe ich wahrlich nicht noͤthig. Jetzt ſcheert Euch Eurer Wege!“ —
„Sie haben gar keine Verpflichtung gegen mich — ich weiß das,“ ſagte Schenk ploͤtzlich, uͤber die Wendung erſchreckt, „ich wollte ja nur ſagen, daß ich vor meinem Ungluͤck zufrieden und ehrlich gelebt habe, und daß ich gewiß wieder ſo leben wuͤrde, wenn ich ausreichende Ar¬ beit haͤtte. Ich wollte Sie ja nur bitten, gnaͤdiger Herr —“
„Nichts da! Ich habe es ſchon einmal gethan und es hat nichts bei Euch geholfen, ſo wuͤrde es auch jetzt nichts helfen. In ein paar Tagen waͤret Ihr wieder ſo weit, und wuͤrdet wieder mit Betteleien kommen. Es iſt beſſer, daß Ihr Euch von vornherein daran gewoͤhnt, ſelbſt zu ſorgen und zu arbeiten, ſtatt daß Ihr durch Unterſtuͤtzungen, die doch einmal aufhoͤren muͤſſen, im Faullenzen beſtaͤrkt und fuͤr die Zukunft verdorben wer¬ det!“ —
„Gnaͤdiger Herr, nur dies eine Mal noch! Haben Sie Erbarmen mit meiner Familie!“—
„Ich gebe Euch mein Wort, daß ich nichts mehr fuͤr Euch thue, macht, daß Ihr fortkommt!“ ſagte der Gnaͤdige ſtreng.
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Armuth und Verbrechen.
reien zu unterſtuͤtzen, habe ich wahrlich nicht noͤthig. Jetzt
ſcheert Euch Eurer Wege!“ —
„Sie haben gar keine Verpflichtung gegen mich —
ich weiß das,“ ſagte Schenk ploͤtzlich, uͤber die Wendung
erſchreckt, „ich wollte ja nur ſagen, daß ich vor meinem
Ungluͤck zufrieden und ehrlich gelebt habe, und daß ich
gewiß wieder ſo leben wuͤrde, wenn ich ausreichende Ar¬
beit haͤtte. Ich wollte Sie ja nur bitten, gnaͤdiger
Herr —“
„Nichts da! Ich habe es ſchon einmal gethan und
es hat nichts bei Euch geholfen, ſo wuͤrde es auch jetzt
nichts helfen. In ein paar Tagen waͤret Ihr wieder ſo
weit, und wuͤrdet wieder mit Betteleien kommen. Es
iſt beſſer, daß Ihr Euch von vornherein daran gewoͤhnt,
ſelbſt zu ſorgen und zu arbeiten, ſtatt daß Ihr durch
Unterſtuͤtzungen, die doch einmal aufhoͤren muͤſſen, im
Faullenzen beſtaͤrkt und fuͤr die Zukunft verdorben wer¬
det!“ —
„Gnaͤdiger Herr, nur dies eine Mal noch! Haben
Sie Erbarmen mit meiner Familie!“—
„Ich gebe Euch mein Wort, daß ich nichts mehr
fuͤr Euch thue, macht, daß Ihr fortkommt!“ ſagte der
Gnaͤdige ſtreng.
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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/55>, abgerufen am 16.07.2024.
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