Wie lieb, o Nähe; Ferne, ach wie leid; Wie bald wird Gegenwart Vergangenheit! Warum hat Trauer denn so matten Schritt, Da doch so leicht die frohe Stunde glitt? Ach, wer mir liebe Stunden könnte bannen, Viel werther sollt' er seyn, als der vermöchte Der trüben schlaffe Sehnen anzuspannen, Denn Leid im Herzen wirbt sich theure Rechte, Und wer es nimmt, der nimmt ein Kleinod mit.
Reich' mir die Hand! du hast mich froh gemacht. In öder Fremde hab' ich dein gedacht, Werd' oft noch sinnen deinem Blicke nach, So mildes Auge hellt den trübsten Tag. Laß Ferne denn zur Nähe sich gestalten Durch Wechselwort und inniges Gedenken. Reich' mir die Hand! -- ich will sie treulich halten, Und drüber her mag immergrün sich senken Der Tannenzweig, ein schirmend Wetterdach.
2. An Henriette von Hohenhauſen.
Wie lieb, o Nähe; Ferne, ach wie leid; Wie bald wird Gegenwart Vergangenheit! Warum hat Trauer denn ſo matten Schritt, Da doch ſo leicht die frohe Stunde glitt? Ach, wer mir liebe Stunden könnte bannen, Viel werther ſollt' er ſeyn, als der vermöchte Der trüben ſchlaffe Sehnen anzuſpannen, Denn Leid im Herzen wirbt ſich theure Rechte, Und wer es nimmt, der nimmt ein Kleinod mit.
Reich' mir die Hand! du haſt mich froh gemacht. In öder Fremde hab' ich dein gedacht, Werd' oft noch ſinnen deinem Blicke nach, So mildes Auge hellt den trübſten Tag. Laß Ferne denn zur Nähe ſich geſtalten Durch Wechſelwort und inniges Gedenken. Reich' mir die Hand! — ich will ſie treulich halten, Und drüber her mag immergrün ſich ſenken Der Tannenzweig, ein ſchirmend Wetterdach.
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2.
An Henriette von Hohenhauſen.
Wie lieb, o Nähe; Ferne, ach wie leid;
Wie bald wird Gegenwart Vergangenheit!
Warum hat Trauer denn ſo matten Schritt,
Da doch ſo leicht die frohe Stunde glitt?
Ach, wer mir liebe Stunden könnte bannen,
Viel werther ſollt' er ſeyn, als der vermöchte
Der trüben ſchlaffe Sehnen anzuſpannen,
Denn Leid im Herzen wirbt ſich theure Rechte,
Und wer es nimmt, der nimmt ein Kleinod mit.
Reich' mir die Hand! du haſt mich froh gemacht.
In öder Fremde hab' ich dein gedacht,
Werd' oft noch ſinnen deinem Blicke nach,
So mildes Auge hellt den trübſten Tag.
Laß Ferne denn zur Nähe ſich geſtalten
Durch Wechſelwort und inniges Gedenken.
Reich' mir die Hand! — ich will ſie treulich halten,
Und drüber her mag immergrün ſich ſenken
Der Tannenzweig, ein ſchirmend Wetterdach.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/155>, abgerufen am 24.11.2024.
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