Nun nahm sie, aus der Schürze Grund, All ihre armen Herrlichkeiten, Theelöffelchen, Dukaten rund, Was ihr geschenkt von Kindeszeiten. Sie gab es mit so freud'gem Zug! Doch war's als ob ihr Mund sich regte, Als sie zuletzt auf's Contobuch Der sel'gen Mutter Trauring legte.
"Fast langt es", sprach gerührt der Mann, "Und dennoch kann es schmählich enden; Willst du dein Leben dann fortan, Geplündert, fristen mit den Händen?" Sie sah ihn an, -- nur Liebe weiß An liebem Blicke so zu hangen -- "In Gottes Namen!" sprach sie leis, Und weinend hielt er sie umfangen.
Nun nahm ſie, aus der Schürze Grund, All ihre armen Herrlichkeiten, Theelöffelchen, Dukaten rund, Was ihr geſchenkt von Kindeszeiten. Sie gab es mit ſo freud'gem Zug! Doch war's als ob ihr Mund ſich regte, Als ſie zuletzt auf's Contobuch Der ſel'gen Mutter Trauring legte.
„Faſt langt es“, ſprach gerührt der Mann, „Und dennoch kann es ſchmählich enden; Willſt du dein Leben dann fortan, Geplündert, friſten mit den Händen?“ Sie ſah ihn an, — nur Liebe weiß An liebem Blicke ſo zu hangen — „In Gottes Namen!“ ſprach ſie leis, Und weinend hielt er ſie umfangen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0241"n="227"/><lgn="11"><l>Nun nahm ſie, aus der Schürze Grund,</l><lb/><l>All ihre armen Herrlichkeiten,</l><lb/><l>Theelöffelchen, Dukaten rund,</l><lb/><l>Was ihr geſchenkt von Kindeszeiten.</l><lb/><l>Sie gab es mit ſo freud'gem Zug!</l><lb/><l>Doch war's als ob ihr Mund ſich regte,</l><lb/><l>Als ſie zuletzt auf's Contobuch</l><lb/><l>Der ſel'gen Mutter Trauring legte.</l><lb/></lg><lgn="12"><l>„Faſt langt es“, ſprach gerührt der Mann,</l><lb/><l>„Und dennoch kann es ſchmählich enden;</l><lb/><l>Willſt du dein Leben dann fortan,</l><lb/><l>Geplündert, friſten mit den Händen?“</l><lb/><l>Sie ſah ihn an, — nur Liebe weiß</l><lb/><l>An liebem Blicke ſo zu hangen —</l><lb/><l>„In Gottes Namen!“ſprach ſie leis,</l><lb/><l>Und weinend hielt er ſie umfangen.</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[227/0241]
Nun nahm ſie, aus der Schürze Grund,
All ihre armen Herrlichkeiten,
Theelöffelchen, Dukaten rund,
Was ihr geſchenkt von Kindeszeiten.
Sie gab es mit ſo freud'gem Zug!
Doch war's als ob ihr Mund ſich regte,
Als ſie zuletzt auf's Contobuch
Der ſel'gen Mutter Trauring legte.
„Faſt langt es“, ſprach gerührt der Mann,
„Und dennoch kann es ſchmählich enden;
Willſt du dein Leben dann fortan,
Geplündert, friſten mit den Händen?“
Sie ſah ihn an, — nur Liebe weiß
An liebem Blicke ſo zu hangen —
„In Gottes Namen!“ ſprach ſie leis,
Und weinend hielt er ſie umfangen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/241>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.