Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.Doch was kann ihn so bewegen? Aufgeregt scheint sein Gehirn! Und das Käppchen ganz verwegen Drückt er hastig in die Stirn. Nun beginnt er gar zu pfeifen, Horch! das Lied vom Prinz Eugen; Seinen weisen Busenstreifen Seh' ich auf und niedergehn. Ha, nun ist der Türk geschlagen! Und der Pfarrer springt empor, Höher seine Brauen ragen, Senkrecht steht sein Pfeifenrohr. Im Triumph muß er sich denken Mit dem Kaiser und dem Staat, Sieht sich selbst den Säbel schwenken, Fühlt sich selber als Soldat. Aber draußen klappern Tritte, Nach dem Pfarrer fragt es hell, Der, aus des Gefechtes Mitte, Huscht in seinen Sessel schnell. "Ei! das wären saub're Kunden! Beichtkind und Kommunikant! Hättet ihr den Pfarr' gefunden Mit dem Säbel in der Hand!" Doch was kann ihn ſo bewegen? Aufgeregt ſcheint ſein Gehirn! Und das Käppchen ganz verwegen Drückt er haſtig in die Stirn. Nun beginnt er gar zu pfeifen, Horch! das Lied vom Prinz Eugen; Seinen weiſen Buſenſtreifen Seh' ich auf und niedergehn. Ha, nun iſt der Türk geſchlagen! Und der Pfarrer ſpringt empor, Höher ſeine Brauen ragen, Senkrecht ſteht ſein Pfeifenrohr. Im Triumph muß er ſich denken Mit dem Kaiſer und dem Staat, Sieht ſich ſelbſt den Säbel ſchwenken, Fühlt ſich ſelber als Soldat. Aber draußen klappern Tritte, Nach dem Pfarrer fragt es hell, Der, aus des Gefechtes Mitte, Huſcht in ſeinen Seſſel ſchnell. „Ei! das wären ſaub're Kunden! Beichtkind und Kommunikant! Hättet ihr den Pfarr' gefunden Mit dem Säbel in der Hand!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0251" n="237"/> <lg n="5"> <l>Doch was kann ihn ſo bewegen?</l><lb/> <l>Aufgeregt ſcheint ſein Gehirn!</l><lb/> <l>Und das Käppchen ganz verwegen</l><lb/> <l>Drückt er haſtig in die Stirn.</l><lb/> <l>Nun beginnt er gar zu pfeifen,</l><lb/> <l>Horch! das Lied vom Prinz Eugen;</l><lb/> <l>Seinen weiſen Buſenſtreifen</l><lb/> <l>Seh' ich auf und niedergehn.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Ha, nun iſt der Türk geſchlagen!</l><lb/> <l>Und der Pfarrer ſpringt empor,</l><lb/> <l>Höher ſeine Brauen ragen,</l><lb/> <l>Senkrecht ſteht ſein Pfeifenrohr.</l><lb/> <l>Im Triumph muß er ſich denken</l><lb/> <l>Mit dem Kaiſer und dem Staat,</l><lb/> <l>Sieht ſich ſelbſt den Säbel ſchwenken,</l><lb/> <l>Fühlt ſich ſelber als Soldat.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Aber draußen klappern Tritte,</l><lb/> <l>Nach dem Pfarrer fragt es hell,</l><lb/> <l>Der, aus des Gefechtes Mitte,</l><lb/> <l>Huſcht in ſeinen Seſſel ſchnell.</l><lb/> <l>„Ei! das wären ſaub're Kunden!</l><lb/> <l>Beichtkind und Kommunikant!</l><lb/> <l>Hättet ihr den Pfarr' gefunden</l><lb/> <l>Mit dem Säbel in der Hand!“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0251]
Doch was kann ihn ſo bewegen?
Aufgeregt ſcheint ſein Gehirn!
Und das Käppchen ganz verwegen
Drückt er haſtig in die Stirn.
Nun beginnt er gar zu pfeifen,
Horch! das Lied vom Prinz Eugen;
Seinen weiſen Buſenſtreifen
Seh' ich auf und niedergehn.
Ha, nun iſt der Türk geſchlagen!
Und der Pfarrer ſpringt empor,
Höher ſeine Brauen ragen,
Senkrecht ſteht ſein Pfeifenrohr.
Im Triumph muß er ſich denken
Mit dem Kaiſer und dem Staat,
Sieht ſich ſelbſt den Säbel ſchwenken,
Fühlt ſich ſelber als Soldat.
Aber draußen klappern Tritte,
Nach dem Pfarrer fragt es hell,
Der, aus des Gefechtes Mitte,
Huſcht in ſeinen Seſſel ſchnell.
„Ei! das wären ſaub're Kunden!
Beichtkind und Kommunikant!
Hättet ihr den Pfarr' gefunden
Mit dem Säbel in der Hand!“
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