"Und gar dein Schweif -- unseliges Vieh! Der flattert und schlenkert wie Segel, Ich wette, du meinst dich ein Kraftgenie, Und scheinst doch Andern ein Flegel." Drauf mit der Scheere, Gang an Gang, Beginnt er hurtig zu zwicken, Hinauf, hinunter die Wurzel entlang, Von der Kuppe bis an den Rücken.
Dann spricht er freudig: "mein schmuckes Thier, Mein Zelter edel wie Keiner!" Und eilends langt er den Spiegel herfür: "Nun sieh, und freue dich deiner! Nun bist ein Paraderößlein, baß Wie Eines von Münster bis Wesel." Der Schimmel blinzt, und schaut in's Glas, -- O Himmel, da war er ein Esel!
„Und gar dein Schweif — unſeliges Vieh! Der flattert und ſchlenkert wie Segel, Ich wette, du meinſt dich ein Kraftgenie, Und ſcheinſt doch Andern ein Flegel.“ Drauf mit der Scheere, Gang an Gang, Beginnt er hurtig zu zwicken, Hinauf, hinunter die Wurzel entlang, Von der Kuppe bis an den Rücken.
Dann ſpricht er freudig: „mein ſchmuckes Thier, Mein Zelter edel wie Keiner!“ Und eilends langt er den Spiegel herfür: „Nun ſieh, und freue dich deiner! Nun biſt ein Paraderößlein, baß Wie Eines von Münſter bis Weſel.“ Der Schimmel blinzt, und ſchaut in's Glas, — O Himmel, da war er ein Eſel!
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„Und gar dein Schweif — unſeliges Vieh!
Der flattert und ſchlenkert wie Segel,
Ich wette, du meinſt dich ein Kraftgenie,
Und ſcheinſt doch Andern ein Flegel.“
Drauf mit der Scheere, Gang an Gang,
Beginnt er hurtig zu zwicken,
Hinauf, hinunter die Wurzel entlang,
Von der Kuppe bis an den Rücken.
Dann ſpricht er freudig: „mein ſchmuckes Thier,
Mein Zelter edel wie Keiner!“
Und eilends langt er den Spiegel herfür:
„Nun ſieh, und freue dich deiner!
Nun biſt ein Paraderößlein, baß
Wie Eines von Münſter bis Weſel.“
Der Schimmel blinzt, und ſchaut in's Glas, —
O Himmel, da war er ein Eſel!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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