Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.O dunkles Loos! o Preis mit Schmach gewonnen, Wenn Ruhmes Staffel wird der Ehre Bahre! Grad', grade geht der Pfad, wie Stral der Sonnen! Grad', wie die Flamme lodert vom Altare! Grad', wie Natur das Berberroß zum Bronnen Treibt mitten durch die Wirbel der Sahare! Ihr könnt nicht fehlen, er, so mild umlichtet, Der Führer ward in euch nicht hingerichtet. Treu schützte ihn der Länder fromme Sitte, Die euch umgeben wie mit Heilgenscheine, Sie hielt euch fern die freche Liebesbitte, Und legte Anathem auf das Gemeine. Euch nahte die Natur mit reinem Schritte, Kein trunkner Schwelger über Stock und Steine, Ihr mögt ihr willig jedes Opfer spenden, Denn Alles nimmt sie, doch aus reinen Händen. Die Zeit hat jede Schranke aufgeschlossen, An allen Wegen hauchen Naphtablüthen, Ein reizend scharfer Duft hat sich ergossen, Und Jeder mag die eignen Sinne hüten. Das Leben stürmt auf abgehetzten Rossen, Die noch zusammenbrechend haun und wüthen. Ich will den Griffel eurer Hand nicht rauben, Singt, aber zitternd, wie vor'm Weih' die Tauben. Ja, treibt der Geist euch, laßt Standarten ragen! Ihr ward die Zeugen wild bewegter Zeiten, Was ihr erlebt, das läßt sich nicht erschlagen, Feldbind' und Helmzier mag ein Weib bereiten; O dunkles Loos! o Preis mit Schmach gewonnen, Wenn Ruhmes Staffel wird der Ehre Bahre! Grad', grade geht der Pfad, wie Stral der Sonnen! Grad', wie die Flamme lodert vom Altare! Grad', wie Natur das Berberroß zum Bronnen Treibt mitten durch die Wirbel der Sahare! Ihr könnt nicht fehlen, er, ſo mild umlichtet, Der Führer ward in euch nicht hingerichtet. Treu ſchützte ihn der Länder fromme Sitte, Die euch umgeben wie mit Heilgenſcheine, Sie hielt euch fern die freche Liebesbitte, Und legte Anathem auf das Gemeine. Euch nahte die Natur mit reinem Schritte, Kein trunkner Schwelger über Stock und Steine, Ihr mögt ihr willig jedes Opfer ſpenden, Denn Alles nimmt ſie, doch aus reinen Händen. Die Zeit hat jede Schranke aufgeſchloſſen, An allen Wegen hauchen Naphtablüthen, Ein reizend ſcharfer Duft hat ſich ergoſſen, Und Jeder mag die eignen Sinne hüten. Das Leben ſtürmt auf abgehetzten Roſſen, Die noch zuſammenbrechend haun und wüthen. Ich will den Griffel eurer Hand nicht rauben, Singt, aber zitternd, wie vor'm Weih' die Tauben. Ja, treibt der Geiſt euch, laßt Standarten ragen! Ihr ward die Zeugen wild bewegter Zeiten, Was ihr erlebt, das läßt ſich nicht erſchlagen, Feldbind' und Helmzier mag ein Weib bereiten; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0034" n="20"/> <lg n="4"> <l>O dunkles Loos! o Preis mit Schmach gewonnen,</l><lb/> <l>Wenn Ruhmes Staffel wird der Ehre Bahre!</l><lb/> <l>Grad', grade geht der Pfad, wie Stral der Sonnen!</l><lb/> <l>Grad', wie die Flamme lodert vom Altare!</l><lb/> <l>Grad', wie Natur das Berberroß zum Bronnen</l><lb/> <l>Treibt mitten durch die Wirbel der Sahare!</l><lb/> <l>Ihr könnt nicht fehlen, er, ſo mild umlichtet,</l><lb/> <l>Der Führer ward in euch nicht hingerichtet.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Treu ſchützte ihn der Länder fromme Sitte,</l><lb/> <l>Die euch umgeben wie mit Heilgenſcheine,</l><lb/> <l>Sie hielt euch fern die freche Liebesbitte,</l><lb/> <l>Und legte Anathem auf das Gemeine.</l><lb/> <l>Euch nahte die Natur mit reinem Schritte,</l><lb/> <l>Kein trunkner Schwelger über Stock und Steine,</l><lb/> <l>Ihr mögt ihr willig jedes Opfer ſpenden,</l><lb/> <l>Denn Alles nimmt ſie, doch aus reinen Händen.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Die Zeit hat jede Schranke aufgeſchloſſen,</l><lb/> <l>An allen Wegen hauchen Naphtablüthen,</l><lb/> <l>Ein reizend ſcharfer Duft hat ſich ergoſſen,</l><lb/> <l>Und Jeder mag die eignen Sinne hüten.</l><lb/> <l>Das Leben ſtürmt auf abgehetzten Roſſen,</l><lb/> <l>Die noch zuſammenbrechend haun und wüthen.</l><lb/> <l>Ich will den Griffel eurer Hand nicht rauben,</l><lb/> <l>Singt, aber zitternd, wie vor'm Weih' die Tauben.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Ja, treibt der Geiſt euch, laßt Standarten ragen!</l><lb/> <l>Ihr ward die Zeugen wild bewegter Zeiten,</l><lb/> <l>Was ihr erlebt, das läßt ſich nicht erſchlagen,</l><lb/> <l>Feldbind' und Helmzier mag ein Weib bereiten;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0034]
O dunkles Loos! o Preis mit Schmach gewonnen,
Wenn Ruhmes Staffel wird der Ehre Bahre!
Grad', grade geht der Pfad, wie Stral der Sonnen!
Grad', wie die Flamme lodert vom Altare!
Grad', wie Natur das Berberroß zum Bronnen
Treibt mitten durch die Wirbel der Sahare!
Ihr könnt nicht fehlen, er, ſo mild umlichtet,
Der Führer ward in euch nicht hingerichtet.
Treu ſchützte ihn der Länder fromme Sitte,
Die euch umgeben wie mit Heilgenſcheine,
Sie hielt euch fern die freche Liebesbitte,
Und legte Anathem auf das Gemeine.
Euch nahte die Natur mit reinem Schritte,
Kein trunkner Schwelger über Stock und Steine,
Ihr mögt ihr willig jedes Opfer ſpenden,
Denn Alles nimmt ſie, doch aus reinen Händen.
Die Zeit hat jede Schranke aufgeſchloſſen,
An allen Wegen hauchen Naphtablüthen,
Ein reizend ſcharfer Duft hat ſich ergoſſen,
Und Jeder mag die eignen Sinne hüten.
Das Leben ſtürmt auf abgehetzten Roſſen,
Die noch zuſammenbrechend haun und wüthen.
Ich will den Griffel eurer Hand nicht rauben,
Singt, aber zitternd, wie vor'm Weih' die Tauben.
Ja, treibt der Geiſt euch, laßt Standarten ragen!
Ihr ward die Zeugen wild bewegter Zeiten,
Was ihr erlebt, das läßt ſich nicht erſchlagen,
Feldbind' und Helmzier mag ein Weib bereiten;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |