"Barmherzigkeit! ich kann nicht kämpfen." Er klammert dort, er klemmt sich hier; Ein heisrer Schrei, den Wellen dämpfen, Am Balken schwimmt der Passagier.
Dann hat er kräftig sich geschwungen, Und schaukelt durch das öde Blau, Er sieht das Land wie Dämmerungen Enttauchen und zergehn in Grau. Noch lange ist er so geschwommen, Umflattert von der Möve Schrei, Dann hat ein Schiff ihn aufgenommen, Viktoria! nun ist er frei!
II.
Drei kurze Monde sind verronnen, Und die Fregatte liegt am Strand, Wo Mittags sich die Robben sonnen, Und Bursche klettern über'n Rand, Den Mädchen ist's ein Abentheuer Es zu erschaun vom fernen Riff, Denn noch zerstört ist nicht geheuer Das gräuliche Corsarenschiff.
Und vor der Stadt da ist ein Waten, Ein Wühlen durch das Kiesgeschrill, Da die verrufenen Piraten Ein Jeder sterben sehen will.
„Barmherzigkeit! ich kann nicht kämpfen.“ Er klammert dort, er klemmt ſich hier; Ein heiſrer Schrei, den Wellen dämpfen, Am Balken ſchwimmt der Paſſagier.
Dann hat er kräftig ſich geſchwungen, Und ſchaukelt durch das öde Blau, Er ſieht das Land wie Dämmerungen Enttauchen und zergehn in Grau. Noch lange iſt er ſo geſchwommen, Umflattert von der Möve Schrei, Dann hat ein Schiff ihn aufgenommen, Viktoria! nun iſt er frei!
II.
Drei kurze Monde ſind verronnen, Und die Fregatte liegt am Strand, Wo Mittags ſich die Robben ſonnen, Und Burſche klettern über'n Rand, Den Mädchen iſt's ein Abentheuer Es zu erſchaun vom fernen Riff, Denn noch zerſtört iſt nicht geheuer Das gräuliche Corſarenſchiff.
Und vor der Stadt da iſt ein Waten, Ein Wühlen durch das Kiesgeſchrill, Da die verrufenen Piraten Ein Jeder ſterben ſehen will.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="7"><pbfacs="#f0355"n="341"/><l>„Barmherzigkeit! ich kann nicht kämpfen.“</l><lb/><l>Er klammert dort, er klemmt ſich hier;</l><lb/><l>Ein heiſrer Schrei, den Wellen dämpfen,</l><lb/><l>Am Balken ſchwimmt der Paſſagier.</l><lb/></lg><lgn="8"><l>Dann hat er kräftig ſich geſchwungen,</l><lb/><l>Und ſchaukelt durch das öde Blau,</l><lb/><l>Er ſieht das Land wie Dämmerungen</l><lb/><l>Enttauchen und zergehn in Grau.</l><lb/><l>Noch lange iſt er ſo geſchwommen,</l><lb/><l>Umflattert von der Möve Schrei,</l><lb/><l>Dann hat ein Schiff ihn aufgenommen,</l><lb/><l>Viktoria! nun iſt er frei!</l><lb/></lg></lg></div><divn="3"><head><hirendition="#aq #b">II</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Drei kurze Monde ſind verronnen,</l><lb/><l>Und die Fregatte liegt am Strand,</l><lb/><l>Wo Mittags ſich die Robben ſonnen,</l><lb/><l>Und Burſche klettern über'n Rand,</l><lb/><l>Den Mädchen iſt's ein Abentheuer</l><lb/><l>Es zu erſchaun vom fernen Riff,</l><lb/><l>Denn noch zerſtört iſt nicht geheuer</l><lb/><l>Das gräuliche Corſarenſchiff.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Und vor der Stadt da iſt ein Waten,</l><lb/><l>Ein Wühlen durch das Kiesgeſchrill,</l><lb/><l>Da die verrufenen Piraten</l><lb/><l>Ein Jeder ſterben ſehen will.</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[341/0355]
„Barmherzigkeit! ich kann nicht kämpfen.“
Er klammert dort, er klemmt ſich hier;
Ein heiſrer Schrei, den Wellen dämpfen,
Am Balken ſchwimmt der Paſſagier.
Dann hat er kräftig ſich geſchwungen,
Und ſchaukelt durch das öde Blau,
Er ſieht das Land wie Dämmerungen
Enttauchen und zergehn in Grau.
Noch lange iſt er ſo geſchwommen,
Umflattert von der Möve Schrei,
Dann hat ein Schiff ihn aufgenommen,
Viktoria! nun iſt er frei!
II.
Drei kurze Monde ſind verronnen,
Und die Fregatte liegt am Strand,
Wo Mittags ſich die Robben ſonnen,
Und Burſche klettern über'n Rand,
Den Mädchen iſt's ein Abentheuer
Es zu erſchaun vom fernen Riff,
Denn noch zerſtört iſt nicht geheuer
Das gräuliche Corſarenſchiff.
Und vor der Stadt da iſt ein Waten,
Ein Wühlen durch das Kiesgeſchrill,
Da die verrufenen Piraten
Ein Jeder ſterben ſehen will.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/355>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.