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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Das auf sein Stückchen Brod gebeugt,
Natur, nach deinem weisen Walten,
Das schwache Leben zu erhalten,
Gefahr zu fliehn, die es nicht sieht,
Aus allen Kräften ist bemüht.

Indeß hat draußen durch die Nacht
Ein Murmeln, Rauschen sich verbreitet,
Wie wenn erzürnte Woge schreitet;
Des Sturmes Stimme ist erwacht.
Noch fern und hohl im Klippenschacht,
Von Fels zu Felsen hört man's klagen.
Der Alte sinnt: soll er es wagen,
Sich und sein Liebstes fortzutragen?
Bald ist das Hospital erreicht! --
Ein Stoß um das Gewölbe streicht,
Und heulend singt er über'm Dache
Das Todtenlied dem Grabgemache.
Am Boden leises Knistern irrt,
Die Thür in ihren Angeln klirrt;
Umsonst! umsonst! es ist zu spät,
Der Wirbel durch die Steppe geht.
Und nun? Des Greises Blicke fragen,
Ob nirgends hier ein Plätzchen sey
Noch unbesetzt, vom Zuge frei.
Durch des Gewölbes Mitte stehn
Drei lange Bahren, sind sie leer?
Das Dunkel wirbelt drüber her.
Doch rechts und links und gegenüber,
Wohin der scheue Blick sich richtet,

Das auf ſein Stückchen Brod gebeugt,
Natur, nach deinem weiſen Walten,
Das ſchwache Leben zu erhalten,
Gefahr zu fliehn, die es nicht ſieht,
Aus allen Kräften iſt bemüht.

Indeß hat draußen durch die Nacht
Ein Murmeln, Rauſchen ſich verbreitet,
Wie wenn erzürnte Woge ſchreitet;
Des Sturmes Stimme iſt erwacht.
Noch fern und hohl im Klippenſchacht,
Von Fels zu Felſen hört man's klagen.
Der Alte ſinnt: ſoll er es wagen,
Sich und ſein Liebſtes fortzutragen?
Bald iſt das Hospital erreicht! —
Ein Stoß um das Gewölbe ſtreicht,
Und heulend ſingt er über'm Dache
Das Todtenlied dem Grabgemache.
Am Boden leiſes Kniſtern irrt,
Die Thür in ihren Angeln klirrt;
Umſonſt! umſonſt! es iſt zu ſpät,
Der Wirbel durch die Steppe geht.
Und nun? Des Greiſes Blicke fragen,
Ob nirgends hier ein Plätzchen ſey
Noch unbeſetzt, vom Zuge frei.
Durch des Gewölbes Mitte ſtehn
Drei lange Bahren, ſind ſie leer?
Das Dunkel wirbelt drüber her.
Doch rechts und links und gegenüber,
Wohin der ſcheue Blick ſich richtet,
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[415/0429] Das auf ſein Stückchen Brod gebeugt, Natur, nach deinem weiſen Walten, Das ſchwache Leben zu erhalten, Gefahr zu fliehn, die es nicht ſieht, Aus allen Kräften iſt bemüht. Indeß hat draußen durch die Nacht Ein Murmeln, Rauſchen ſich verbreitet, Wie wenn erzürnte Woge ſchreitet; Des Sturmes Stimme iſt erwacht. Noch fern und hohl im Klippenſchacht, Von Fels zu Felſen hört man's klagen. Der Alte ſinnt: ſoll er es wagen, Sich und ſein Liebſtes fortzutragen? Bald iſt das Hospital erreicht! — Ein Stoß um das Gewölbe ſtreicht, Und heulend ſingt er über'm Dache Das Todtenlied dem Grabgemache. Am Boden leiſes Kniſtern irrt, Die Thür in ihren Angeln klirrt; Umſonſt! umſonſt! es iſt zu ſpät, Der Wirbel durch die Steppe geht. Und nun? Des Greiſes Blicke fragen, Ob nirgends hier ein Plätzchen ſey Noch unbeſetzt, vom Zuge frei. Durch des Gewölbes Mitte ſtehn Drei lange Bahren, ſind ſie leer? Das Dunkel wirbelt drüber her. Doch rechts und links und gegenüber, Wohin der ſcheue Blick ſich richtet,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/429>, abgerufen am 22.11.2024.