Er sieht das große Augenband, Das sinkend die Verwesung kündet, Und drüber her, zu treu! zu treu! -- So tragend eigner Schwäche Joch Doch bleibt ihm das Bewußtseyn noch Und eben noch die Willenskraft, Zu kämpfen gegen schnöde Haft. Er sinnt und grübelt allerlei, Wie wohl zum Hospital der Weg? Wie zu beschreiten jener Steg? Wie fern die Morgenstunde sey? Sucht heitre Bilder aufzuwecken, Als in der Scheibe Herzen stecken Ein Jeder Benoits Kugel sah. --
Indessen lehnt der Knabe da, Des späten Wachens ungewöhnt, Und schaukelt sich und seufzt und gähnt, Ahmt leis' des Sturmes Stimme nach, Verfolgend mit den schweren Blicken Die Strahlen, so durch das Gemach Zuweilen lichte Streifen schicken, Ergötzlich, im beschränkten Meinen, Ihm an der Wand die Bilder scheinen; Der klare Blitz, wenn sich das Licht In den metallnen Knöpfen bricht Die Reih' entlang, so Funk' an Funken Aufsprühn und sich in's Dunkel tunken. -- Die Scene wechselt, langsam streicht Ein Wolkenvorhang sich zurück,
Er ſieht das große Augenband, Das ſinkend die Verweſung kündet, Und drüber her, zu treu! zu treu! — So tragend eigner Schwäche Joch Doch bleibt ihm das Bewußtſeyn noch Und eben noch die Willenskraft, Zu kämpfen gegen ſchnöde Haft. Er ſinnt und grübelt allerlei, Wie wohl zum Hospital der Weg? Wie zu beſchreiten jener Steg? Wie fern die Morgenſtunde ſey? Sucht heitre Bilder aufzuwecken, Als in der Scheibe Herzen ſtecken Ein Jeder Benoits Kugel ſah. —
Indeſſen lehnt der Knabe da, Des ſpäten Wachens ungewöhnt, Und ſchaukelt ſich und ſeufzt und gähnt, Ahmt leiſ' des Sturmes Stimme nach, Verfolgend mit den ſchweren Blicken Die Strahlen, ſo durch das Gemach Zuweilen lichte Streifen ſchicken, Ergötzlich, im beſchränkten Meinen, Ihm an der Wand die Bilder ſcheinen; Der klare Blitz, wenn ſich das Licht In den metallnen Knöpfen bricht Die Reih' entlang, ſo Funk' an Funken Aufſprühn und ſich in's Dunkel tunken. — Die Scene wechſelt, langſam ſtreicht Ein Wolkenvorhang ſich zurück,
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Er ſieht das große Augenband,
Das ſinkend die Verweſung kündet,
Und drüber her, zu treu! zu treu! —
So tragend eigner Schwäche Joch
Doch bleibt ihm das Bewußtſeyn noch
Und eben noch die Willenskraft,
Zu kämpfen gegen ſchnöde Haft.
Er ſinnt und grübelt allerlei,
Wie wohl zum Hospital der Weg?
Wie zu beſchreiten jener Steg?
Wie fern die Morgenſtunde ſey?
Sucht heitre Bilder aufzuwecken,
Als in der Scheibe Herzen ſtecken
Ein Jeder Benoits Kugel ſah. —
Indeſſen lehnt der Knabe da,
Des ſpäten Wachens ungewöhnt,
Und ſchaukelt ſich und ſeufzt und gähnt,
Ahmt leiſ' des Sturmes Stimme nach,
Verfolgend mit den ſchweren Blicken
Die Strahlen, ſo durch das Gemach
Zuweilen lichte Streifen ſchicken,
Ergötzlich, im beſchränkten Meinen,
Ihm an der Wand die Bilder ſcheinen;
Der klare Blitz, wenn ſich das Licht
In den metallnen Knöpfen bricht
Die Reih' entlang, ſo Funk' an Funken
Aufſprühn und ſich in's Dunkel tunken. —
Die Scene wechſelt, langſam ſtreicht
Ein Wolkenvorhang ſich zurück,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/432>, abgerufen am 22.11.2024.
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