Seh ich dich so, mein kleines Land, In deinem Abendfestgewand: Ich meine, auch der Fremdling muß Dir traulich bieten Freundesgruß. Du bist nicht mächtig, bist nicht wild, Bist deines stillen Kindes Bild, Das, ach, mit allen seinen Trieben Gelernt vor Allem dich zu lieben! So daß auch keines Menschen Hohn, Der an des Herzens Fäden reißt, Und keine Pracht, wie sie auch gleißt, Dir mag entfremden deinen Sohn. Wenn neben ihm der Gletscher glüht, Des Berges Aar sein Haupt umzieht, Was grübelt er? Er schaut nach Norden! Und wo ein Schiff die Segel bläht An würzereichen Meeresborden, Er träumerisch am Ufer steht. Ich meine, was so heiß geliebt, Es darf des Stolzes sich erkühnen. Ich liebe dich, ich sag' es laut! Mein Kleinod ist dein Name traut. Und oft mein Auge ward getrübt, Sah ich in Südens reichen Zonen, Erdrückt von tausend Blumenkronen, Ein schüchtern Haidekräutchen grünen. Es wär' mir eine werthe Saat, Blieb ich so treu der guten That, Als ich mit allen tiefsten Trieben, Mein kleines Land, dir treu geblieben!
Seh ich dich ſo, mein kleines Land, In deinem Abendfeſtgewand: Ich meine, auch der Fremdling muß Dir traulich bieten Freundesgruß. Du biſt nicht mächtig, biſt nicht wild, Biſt deines ſtillen Kindes Bild, Das, ach, mit allen ſeinen Trieben Gelernt vor Allem dich zu lieben! So daß auch keines Menſchen Hohn, Der an des Herzens Fäden reißt, Und keine Pracht, wie ſie auch gleißt, Dir mag entfremden deinen Sohn. Wenn neben ihm der Gletſcher glüht, Des Berges Aar ſein Haupt umzieht, Was grübelt er? Er ſchaut nach Norden! Und wo ein Schiff die Segel bläht An würzereichen Meeresborden, Er träumeriſch am Ufer ſteht. Ich meine, was ſo heiß geliebt, Es darf des Stolzes ſich erkühnen. Ich liebe dich, ich ſag' es laut! Mein Kleinod iſt dein Name traut. Und oft mein Auge ward getrübt, Sah ich in Südens reichen Zonen, Erdrückt von tauſend Blumenkronen, Ein ſchüchtern Haidekräutchen grünen. Es wär' mir eine werthe Saat, Blieb ich ſo treu der guten That, Als ich mit allen tiefſten Trieben, Mein kleines Land, dir treu geblieben!
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Seh ich dich ſo, mein kleines Land,
In deinem Abendfeſtgewand:
Ich meine, auch der Fremdling muß
Dir traulich bieten Freundesgruß.
Du biſt nicht mächtig, biſt nicht wild,
Biſt deines ſtillen Kindes Bild,
Das, ach, mit allen ſeinen Trieben
Gelernt vor Allem dich zu lieben!
So daß auch keines Menſchen Hohn,
Der an des Herzens Fäden reißt,
Und keine Pracht, wie ſie auch gleißt,
Dir mag entfremden deinen Sohn.
Wenn neben ihm der Gletſcher glüht,
Des Berges Aar ſein Haupt umzieht,
Was grübelt er? Er ſchaut nach Norden!
Und wo ein Schiff die Segel bläht
An würzereichen Meeresborden,
Er träumeriſch am Ufer ſteht.
Ich meine, was ſo heiß geliebt,
Es darf des Stolzes ſich erkühnen.
Ich liebe dich, ich ſag' es laut!
Mein Kleinod iſt dein Name traut.
Und oft mein Auge ward getrübt,
Sah ich in Südens reichen Zonen,
Erdrückt von tauſend Blumenkronen,
Ein ſchüchtern Haidekräutchen grünen.
Es wär' mir eine werthe Saat,
Blieb ich ſo treu der guten That,
Als ich mit allen tiefſten Trieben,
Mein kleines Land, dir treu geblieben!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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