"Die bei ihm standen, lachten helle, "Zu sterben meint' ich auf der Stelle, "Und bracht' es endlich doch heraus, "Wie Jener kam zu meinem Haus', "Ganz wirrig, schaudernd und bethört, "Und wie ich sagen ihn gehört, "Was ich bei Gott beschwören kann: "Herzog, du bist ein todter Mann! "Mußt' ich das nicht? Dann fragt' er mich, "Ob ich ihn kenne, sicherlich "Ich sagte nein; recht war es nicht. "Ich sah wohl deutlich sein Gesicht. "Was trug er? -- Wie ein Landesknecht "Den Koller, Lederstrümpfe schlecht. "-- Schon gut! und Dank für den Bericht, -- "Und denk', er bot mir Geld und Wein, "Doch wie ein Haas lief ich feldein. "Gott gab mir eine schwere Last, "Nun Kummer mir das Herze bricht, "Daß ich verrathen meinen Gast, "Vielleicht -- fürwahr! da klirrt es gleich. "Doch nein! der Fisch sprang auf im Teich. "Die Nacht ist schwül." -- "Gertrude komm! "Du bist ein thöricht Ding, zu fromm. "Kam jene Kunde in mein Ohr, "Dem Ofen sagt' ich's lieber vor, "Könnt' ich nicht schweigen. Komm geschwind, "Schau, wie das Wetter treibt der Wind; "Wir haben weit bis Ottenstein,15) "Ich weiß, der Oheim wartet dein.
„Die bei ihm ſtanden, lachten helle, „Zu ſterben meint' ich auf der Stelle, „Und bracht' es endlich doch heraus, „Wie Jener kam zu meinem Hauſ', „Ganz wirrig, ſchaudernd und bethört, „Und wie ich ſagen ihn gehört, „Was ich bei Gott beſchwören kann: „Herzog, du biſt ein todter Mann! „Mußt' ich das nicht? Dann fragt' er mich, „Ob ich ihn kenne, ſicherlich „Ich ſagte nein; recht war es nicht. „Ich ſah wohl deutlich ſein Geſicht. „Was trug er? — Wie ein Landesknecht „Den Koller, Lederſtrümpfe ſchlecht. „— Schon gut! und Dank für den Bericht, — „Und denk', er bot mir Geld und Wein, „Doch wie ein Haas lief ich feldein. „Gott gab mir eine ſchwere Laſt, „Nun Kummer mir das Herze bricht, „Daß ich verrathen meinen Gaſt, „Vielleicht — fürwahr! da klirrt es gleich. „Doch nein! der Fiſch ſprang auf im Teich. „Die Nacht iſt ſchwül.“ — „Gertrude komm! „Du biſt ein thöricht Ding, zu fromm. „Kam jene Kunde in mein Ohr, „Dem Ofen ſagt' ich's lieber vor, „Könnt' ich nicht ſchweigen. Komm geſchwind, „Schau, wie das Wetter treibt der Wind; „Wir haben weit bis Ottenſtein,15) „Ich weiß, der Oheim wartet dein.
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„Die bei ihm ſtanden, lachten helle,
„Zu ſterben meint' ich auf der Stelle,
„Und bracht' es endlich doch heraus,
„Wie Jener kam zu meinem Hauſ',
„Ganz wirrig, ſchaudernd und bethört,
„Und wie ich ſagen ihn gehört,
„Was ich bei Gott beſchwören kann:
„Herzog, du biſt ein todter Mann!
„Mußt' ich das nicht? Dann fragt' er mich,
„Ob ich ihn kenne, ſicherlich
„Ich ſagte nein; recht war es nicht.
„Ich ſah wohl deutlich ſein Geſicht.
„Was trug er? — Wie ein Landesknecht
„Den Koller, Lederſtrümpfe ſchlecht.
„— Schon gut! und Dank für den Bericht, —
„Und denk', er bot mir Geld und Wein,
„Doch wie ein Haas lief ich feldein.
„Gott gab mir eine ſchwere Laſt,
„Nun Kummer mir das Herze bricht,
„Daß ich verrathen meinen Gaſt,
„Vielleicht — fürwahr! da klirrt es gleich.
„Doch nein! der Fiſch ſprang auf im Teich.
„Die Nacht iſt ſchwül.“ — „Gertrude komm!
„Du biſt ein thöricht Ding, zu fromm.
„Kam jene Kunde in mein Ohr,
„Dem Ofen ſagt' ich's lieber vor,
„Könnt' ich nicht ſchweigen. Komm geſchwind,
„Schau, wie das Wetter treibt der Wind;
„Wir haben weit bis Ottenſtein,15)
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/540>, abgerufen am 22.11.2024.
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