Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war am siebenten August,
Als so die Sonne ward ersehnt;
'S war eine kühne treue Brust,
Um die der Morgenwind gestöhnt.

Hell schmetterte Trompetenton;
Frisch auf zu Roß, der Feind ist wach!
Entlang den Liesner hörten schon
Die Posten dumpfen Trommelschlag.
Und wimmelnd über'm Haidegrunde
Das Heer sich ordnete zur Stunde;
Die Ordonnanzen flogen, laut
Signale dröhnten über's Kraut,
Ein langer Scolopender zog
Des Fußvolks Linie, Speere hoch;
Und klare Schlangenblitze floh'n,
Wenn stäubend schwenkte die Schwadron.
Es war ein heiß und klarer Tag,
Wie der August ihn bringen mag;
Vom Himmelsbogen glüh und steil
Die Sonne schoß den goldnen Pfeil,
Die Lüfte kochten, Mann und Roß
Im Dampfe standen, das Geschoß
Ward heiß dem Schützen in der Hand.
Von Käfern wimmelte der Sand,
Wenn langsam knarrend über'm Pfad
Sich wälzte der Kanone Rad.
Trompeten schweigen, Schaar an Schaar,
Ein Säulenwall die Linie steht.
Vor seinem Regimente Spar

Es war am ſiebenten Auguſt,
Als ſo die Sonne ward erſehnt;
'S war eine kühne treue Bruſt,
Um die der Morgenwind geſtöhnt.

Hell ſchmetterte Trompetenton;
Friſch auf zu Roß, der Feind iſt wach!
Entlang den Liesner hörten ſchon
Die Poſten dumpfen Trommelſchlag.
Und wimmelnd über'm Haidegrunde
Das Heer ſich ordnete zur Stunde;
Die Ordonnanzen flogen, laut
Signale dröhnten über's Kraut,
Ein langer Scolopender zog
Des Fußvolks Linie, Speere hoch;
Und klare Schlangenblitze floh'n,
Wenn ſtäubend ſchwenkte die Schwadron.
Es war ein heiß und klarer Tag,
Wie der Auguſt ihn bringen mag;
Vom Himmelsbogen glüh und ſteil
Die Sonne ſchoß den goldnen Pfeil,
Die Lüfte kochten, Mann und Roß
Im Dampfe ſtanden, das Geſchoß
Ward heiß dem Schützen in der Hand.
Von Käfern wimmelte der Sand,
Wenn langſam knarrend über'm Pfad
Sich wälzte der Kanone Rad.
Trompeten ſchweigen, Schaar an Schaar,
Ein Säulenwall die Linie ſteht.
Vor ſeinem Regimente Spar
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="10">
                <pb facs="#f0566" n="552"/>
                <l>Es war am &#x017F;iebenten Augu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Als &#x017F;o die Sonne ward er&#x017F;ehnt;</l><lb/>
                <l>'S war eine kühne treue Bru&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Um die der Morgenwind ge&#x017F;töhnt.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="11">
                <l>Hell &#x017F;chmetterte Trompetenton;</l><lb/>
                <l>Fri&#x017F;ch auf zu Roß, der Feind i&#x017F;t wach!</l><lb/>
                <l>Entlang den Liesner hörten &#x017F;chon</l><lb/>
                <l>Die Po&#x017F;ten dumpfen Trommel&#x017F;chlag.</l><lb/>
                <l>Und wimmelnd über'm Haidegrunde</l><lb/>
                <l>Das Heer &#x017F;ich ordnete zur Stunde;</l><lb/>
                <l>Die Ordonnanzen flogen, laut</l><lb/>
                <l>Signale dröhnten über's Kraut,</l><lb/>
                <l>Ein langer Scolopender zog</l><lb/>
                <l>Des Fußvolks Linie, Speere hoch;</l><lb/>
                <l>Und klare Schlangenblitze floh'n,</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;täubend &#x017F;chwenkte die Schwadron.</l><lb/>
                <l>Es war ein heiß und klarer Tag,</l><lb/>
                <l>Wie der Augu&#x017F;t ihn bringen mag;</l><lb/>
                <l>Vom Himmelsbogen glüh und &#x017F;teil</l><lb/>
                <l>Die Sonne &#x017F;choß den goldnen Pfeil,</l><lb/>
                <l>Die Lüfte kochten, Mann und Roß</l><lb/>
                <l>Im Dampfe &#x017F;tanden, das Ge&#x017F;choß</l><lb/>
                <l>Ward heiß dem Schützen in der Hand.</l><lb/>
                <l>Von Käfern wimmelte der Sand,</l><lb/>
                <l>Wenn lang&#x017F;am knarrend über'm Pfad</l><lb/>
                <l>Sich wälzte der Kanone Rad.</l><lb/>
                <l>Trompeten &#x017F;chweigen, Schaar an Schaar,</l><lb/>
                <l>Ein Säulenwall die Linie &#x017F;teht.</l><lb/>
                <l>Vor &#x017F;einem Regimente Spar</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0566] Es war am ſiebenten Auguſt, Als ſo die Sonne ward erſehnt; 'S war eine kühne treue Bruſt, Um die der Morgenwind geſtöhnt. Hell ſchmetterte Trompetenton; Friſch auf zu Roß, der Feind iſt wach! Entlang den Liesner hörten ſchon Die Poſten dumpfen Trommelſchlag. Und wimmelnd über'm Haidegrunde Das Heer ſich ordnete zur Stunde; Die Ordonnanzen flogen, laut Signale dröhnten über's Kraut, Ein langer Scolopender zog Des Fußvolks Linie, Speere hoch; Und klare Schlangenblitze floh'n, Wenn ſtäubend ſchwenkte die Schwadron. Es war ein heiß und klarer Tag, Wie der Auguſt ihn bringen mag; Vom Himmelsbogen glüh und ſteil Die Sonne ſchoß den goldnen Pfeil, Die Lüfte kochten, Mann und Roß Im Dampfe ſtanden, das Geſchoß Ward heiß dem Schützen in der Hand. Von Käfern wimmelte der Sand, Wenn langſam knarrend über'm Pfad Sich wälzte der Kanone Rad. Trompeten ſchweigen, Schaar an Schaar, Ein Säulenwall die Linie ſteht. Vor ſeinem Regimente Spar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/566
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/566>, abgerufen am 21.11.2024.