Und taumeln noch ein paarmal in die Runde, Eh Posto wird gefaßt im Haidegrunde. Nun endlich stehn sie, murren noch zurück, Das Dickicht messend mit verglas'tem Blick, Dann sinkt das Haupt und unter ihrem Zahne Ein leises Rupfen knirrt im Thimiane; Unwillig schnauben sie den gelben Rauch, Das Euter streifend am Wachholderstrauch, Und peitschen mit dem Schweife in die Wolke Von summendem Gewürm und Fliegenvolke. So langsam schüttelnd den gefüllten Bauch Fort grasen sie bis zu dem Haidekolke.
Ein Schuß: "Halloh!" ein zweiter Schuß: "Hoho!" Die Heerde stutzt, des Kolkes Spiegel kraußt Ihr Blasen, dann die Hälse streckend, so Wie in des Dammes Mönch der Strudel saust, Ziehn sie das Wasser in den Schlund, sie pusten, Die kranke Stärke schaukelt träg herbei, Sie schaudert, schüttelt sich in hohlem Husten, Und dann -- ein Schuß, und dann -- ein Jubelschrei!
Das grüne Käppchen auf dem Ohr, Den halben Mond am Lederband, Trabt aus der Lichtung rasch hervor Bis mitten in das Haideland Ein Waidmann ohne Tasch und Büchse; Er schwenkt das Horn, er ballt die Hand, Dann setzt er an, und tausend Füchse Sind nicht so kräftig todtgeblasen, Als heut es schmettert über'n Rasen.
Und taumeln noch ein paarmal in die Runde, Eh Poſto wird gefaßt im Haidegrunde. Nun endlich ſtehn ſie, murren noch zurück, Das Dickicht meſſend mit verglaſ'tem Blick, Dann ſinkt das Haupt und unter ihrem Zahne Ein leiſes Rupfen knirrt im Thimiane; Unwillig ſchnauben ſie den gelben Rauch, Das Euter ſtreifend am Wachholderſtrauch, Und peitſchen mit dem Schweife in die Wolke Von ſummendem Gewürm und Fliegenvolke. So langſam ſchüttelnd den gefüllten Bauch Fort graſen ſie bis zu dem Haidekolke.
Ein Schuß: „Halloh!“ ein zweiter Schuß: „Hoho!“ Die Heerde ſtutzt, des Kolkes Spiegel kraußt Ihr Blaſen, dann die Hälſe ſtreckend, ſo Wie in des Dammes Mönch der Strudel ſauſt, Ziehn ſie das Waſſer in den Schlund, ſie puſten, Die kranke Stärke ſchaukelt träg herbei, Sie ſchaudert, ſchüttelt ſich in hohlem Huſten, Und dann — ein Schuß, und dann — ein Jubelſchrei!
Das grüne Käppchen auf dem Ohr, Den halben Mond am Lederband, Trabt aus der Lichtung raſch hervor Bis mitten in das Haideland Ein Waidmann ohne Taſch und Büchſe; Er ſchwenkt das Horn, er ballt die Hand, Dann ſetzt er an, und tauſend Füchſe Sind nicht ſo kräftig todtgeblaſen, Als heut es ſchmettert über'n Raſen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0057"n="43"/><l>Und taumeln noch ein paarmal in die Runde,</l><lb/><l>Eh Poſto wird gefaßt im Haidegrunde.</l><lb/><l>Nun endlich ſtehn ſie, murren noch zurück,</l><lb/><l>Das Dickicht meſſend mit verglaſ'tem Blick,</l><lb/><l>Dann ſinkt das Haupt und unter ihrem Zahne</l><lb/><l>Ein leiſes Rupfen knirrt im Thimiane;</l><lb/><l>Unwillig ſchnauben ſie den gelben Rauch,</l><lb/><l>Das Euter ſtreifend am Wachholderſtrauch,</l><lb/><l>Und peitſchen mit dem Schweife in die Wolke</l><lb/><l>Von ſummendem Gewürm und Fliegenvolke.</l><lb/><l>So langſam ſchüttelnd den gefüllten Bauch</l><lb/><l>Fort graſen ſie bis zu dem Haidekolke.</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Ein Schuß: „Halloh!“ ein zweiter Schuß: „Hoho!“</l><lb/><l>Die Heerde ſtutzt, des Kolkes Spiegel kraußt</l><lb/><l>Ihr Blaſen, dann die Hälſe ſtreckend, ſo</l><lb/><l>Wie in des Dammes Mönch der Strudel ſauſt,</l><lb/><l>Ziehn ſie das Waſſer in den Schlund, ſie puſten,</l><lb/><l>Die kranke Stärke ſchaukelt träg herbei,</l><lb/><l>Sie ſchaudert, ſchüttelt ſich in hohlem Huſten,</l><lb/><l>Und dann — ein Schuß, und dann — ein Jubelſchrei!</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Das grüne Käppchen auf dem Ohr,</l><lb/><l>Den halben Mond am Lederband,</l><lb/><l>Trabt aus der Lichtung raſch hervor</l><lb/><l>Bis mitten in das Haideland</l><lb/><l>Ein Waidmann ohne Taſch und Büchſe;</l><lb/><l>Er ſchwenkt das Horn, er ballt die Hand,</l><lb/><l>Dann ſetzt er an, und tauſend Füchſe</l><lb/><l>Sind nicht ſo kräftig todtgeblaſen,</l><lb/><l>Als heut es ſchmettert über'n Raſen.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[43/0057]
Und taumeln noch ein paarmal in die Runde,
Eh Poſto wird gefaßt im Haidegrunde.
Nun endlich ſtehn ſie, murren noch zurück,
Das Dickicht meſſend mit verglaſ'tem Blick,
Dann ſinkt das Haupt und unter ihrem Zahne
Ein leiſes Rupfen knirrt im Thimiane;
Unwillig ſchnauben ſie den gelben Rauch,
Das Euter ſtreifend am Wachholderſtrauch,
Und peitſchen mit dem Schweife in die Wolke
Von ſummendem Gewürm und Fliegenvolke.
So langſam ſchüttelnd den gefüllten Bauch
Fort graſen ſie bis zu dem Haidekolke.
Ein Schuß: „Halloh!“ ein zweiter Schuß: „Hoho!“
Die Heerde ſtutzt, des Kolkes Spiegel kraußt
Ihr Blaſen, dann die Hälſe ſtreckend, ſo
Wie in des Dammes Mönch der Strudel ſauſt,
Ziehn ſie das Waſſer in den Schlund, ſie puſten,
Die kranke Stärke ſchaukelt träg herbei,
Sie ſchaudert, ſchüttelt ſich in hohlem Huſten,
Und dann — ein Schuß, und dann — ein Jubelſchrei!
Das grüne Käppchen auf dem Ohr,
Den halben Mond am Lederband,
Trabt aus der Lichtung raſch hervor
Bis mitten in das Haideland
Ein Waidmann ohne Taſch und Büchſe;
Er ſchwenkt das Horn, er ballt die Hand,
Dann ſetzt er an, und tauſend Füchſe
Sind nicht ſo kräftig todtgeblaſen,
Als heut es ſchmettert über'n Raſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/57>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.