Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Wo kalt der Glaube, matt das Blut.
Nun wieder mit des Windes Strich
Der Bayern Marsch -- ganz deutlich schon --
Und um den Liesner, Zug auf Zug
Der Rautenschildes Fahne trug,
Sich schwenkte Fußvolk und Schwadron.
Nun sind sie da, auf Schusses Weit',
Es wimmelt, ordnet, dehnt sich breit:
Die Heere steh'n zum Schlag bereit.

Wer kann viel tausend Menschen seh'n
In ihrer Vollkraft muthig steh'n,
Und denken nun, wie Mancher fand
Den jähen Tod, eh Sonne schwand,
Daß ihn dann Schauer nicht beschlich!
So glänzend unter'm Sonnenstich
Die Waffe prahlt; der Loener Bruch,13
Mit Hirtenbuben nur bekannt,
Barfüßig, lagernd in dem Sand,
Noch nie so Blank- und Schönes trug.
Schau! brechend aus der Linie Zug,
Ein leichter Trupp stolzirend sprengt:
Er theilt sich, fliegt, den Zaum verhängt;
Auf steigt der Arm, es knattert frisch,
Lichtblaue Wölkchen; im Gemisch
Sieht, lustig plänkelnd über's Grün,
Man Bayer, Sachs, gewandt und kühn
Abblitzen und wie Pfeile fliehn.
Man dächt', es sey ein zierlich Spiel,
Säh' man nicht schwanken dort und hier

Wo kalt der Glaube, matt das Blut.
Nun wieder mit des Windes Strich
Der Bayern Marſch — ganz deutlich ſchon —
Und um den Liesner, Zug auf Zug
Der Rautenſchildes Fahne trug,
Sich ſchwenkte Fußvolk und Schwadron.
Nun ſind ſie da, auf Schuſſes Weit',
Es wimmelt, ordnet, dehnt ſich breit:
Die Heere ſteh'n zum Schlag bereit.

Wer kann viel tauſend Menſchen ſeh'n
In ihrer Vollkraft muthig ſteh'n,
Und denken nun, wie Mancher fand
Den jähen Tod, eh Sonne ſchwand,
Daß ihn dann Schauer nicht beſchlich!
So glänzend unter'm Sonnenſtich
Die Waffe prahlt; der Loener Bruch,13
Mit Hirtenbuben nur bekannt,
Barfüßig, lagernd in dem Sand,
Noch nie ſo Blank- und Schönes trug.
Schau! brechend aus der Linie Zug,
Ein leichter Trupp ſtolzirend ſprengt:
Er theilt ſich, fliegt, den Zaum verhängt;
Auf ſteigt der Arm, es knattert friſch,
Lichtblaue Wölkchen; im Gemiſch
Sieht, luſtig plänkelnd über's Grün,
Man Bayer, Sachs, gewandt und kühn
Abblitzen und wie Pfeile fliehn.
Man dächt', es ſey ein zierlich Spiel,
Säh' man nicht ſchwanken dort und hier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="11">
                <pb facs="#f0570" n="556"/>
                <l>Wo kalt der Glaube, matt das Blut.</l><lb/>
                <l>Nun wieder mit des Windes Strich</l><lb/>
                <l>Der Bayern Mar&#x017F;ch &#x2014; ganz deutlich &#x017F;chon &#x2014;</l><lb/>
                <l>Und um den Liesner, Zug auf Zug</l><lb/>
                <l>Der Rauten&#x017F;childes Fahne trug,</l><lb/>
                <l>Sich &#x017F;chwenkte Fußvolk und Schwadron.</l><lb/>
                <l>Nun &#x017F;ind &#x017F;ie da, auf Schu&#x017F;&#x017F;es Weit',</l><lb/>
                <l>Es wimmelt, ordnet, dehnt &#x017F;ich breit:</l><lb/>
                <l>Die Heere &#x017F;teh'n zum Schlag bereit.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="12">
                <l>Wer kann viel tau&#x017F;end Men&#x017F;chen &#x017F;eh'n</l><lb/>
                <l>In ihrer Vollkraft muthig &#x017F;teh'n,</l><lb/>
                <l>Und denken nun, wie Mancher fand</l><lb/>
                <l>Den jähen Tod, eh Sonne &#x017F;chwand,</l><lb/>
                <l>Daß ihn dann Schauer nicht be&#x017F;chlich!</l><lb/>
                <l>So glänzend unter'm Sonnen&#x017F;tich</l><lb/>
                <l>Die Waffe prahlt; der Loener Bruch,13</l><lb/>
                <l>Mit Hirtenbuben nur bekannt,</l><lb/>
                <l>Barfüßig, lagernd in dem Sand,</l><lb/>
                <l>Noch nie &#x017F;o Blank- und Schönes trug.</l><lb/>
                <l>Schau! brechend aus der Linie Zug,</l><lb/>
                <l>Ein leichter Trupp &#x017F;tolzirend &#x017F;prengt:</l><lb/>
                <l>Er theilt &#x017F;ich, fliegt, den Zaum verhängt;</l><lb/>
                <l>Auf &#x017F;teigt der Arm, es knattert fri&#x017F;ch,</l><lb/>
                <l>Lichtblaue Wölkchen; im Gemi&#x017F;ch</l><lb/>
                <l>Sieht, lu&#x017F;tig plänkelnd über's Grün,</l><lb/>
                <l>Man Bayer, Sachs, gewandt und kühn</l><lb/>
                <l>Abblitzen und wie Pfeile fliehn.</l><lb/>
                <l>Man dächt', es &#x017F;ey ein zierlich Spiel,</l><lb/>
                <l>Säh' man nicht &#x017F;chwanken dort und hier</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556/0570] Wo kalt der Glaube, matt das Blut. Nun wieder mit des Windes Strich Der Bayern Marſch — ganz deutlich ſchon — Und um den Liesner, Zug auf Zug Der Rautenſchildes Fahne trug, Sich ſchwenkte Fußvolk und Schwadron. Nun ſind ſie da, auf Schuſſes Weit', Es wimmelt, ordnet, dehnt ſich breit: Die Heere ſteh'n zum Schlag bereit. Wer kann viel tauſend Menſchen ſeh'n In ihrer Vollkraft muthig ſteh'n, Und denken nun, wie Mancher fand Den jähen Tod, eh Sonne ſchwand, Daß ihn dann Schauer nicht beſchlich! So glänzend unter'm Sonnenſtich Die Waffe prahlt; der Loener Bruch,13 Mit Hirtenbuben nur bekannt, Barfüßig, lagernd in dem Sand, Noch nie ſo Blank- und Schönes trug. Schau! brechend aus der Linie Zug, Ein leichter Trupp ſtolzirend ſprengt: Er theilt ſich, fliegt, den Zaum verhängt; Auf ſteigt der Arm, es knattert friſch, Lichtblaue Wölkchen; im Gemiſch Sieht, luſtig plänkelnd über's Grün, Man Bayer, Sachs, gewandt und kühn Abblitzen und wie Pfeile fliehn. Man dächt', es ſey ein zierlich Spiel, Säh' man nicht ſchwanken dort und hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/570
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/570>, abgerufen am 21.11.2024.