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Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Der Ruf seiner Mutter störte ihn aus Gedanken, die ihm eben so neu als angenehm waren.

Sie saß wieder am Spinnrade.

Friedrich, sagte sie zögernd, sag einmal -- und schwieg dann. Friedrich sah auf und wandte sich, da er nichts weiter vernahm, wieder zu seinem Schützling. Nein, höre -- und dann leiser: was ist das für ein Junge? wie heißt er? -- Friedrich antwortete eben so leise: Das ist des Ohms Simon Schweinehirt, der eine Botschaft an den Hülsmeyer hat. Der Ohm hat mir ein paar Schuhe und eine Weste von Drillich gegeben, die hat mir der Junge unterwegs getragen; dafür hab' ich ihm meine Violine versprochen; er ist ja doch ein armes Kind; Johannes heißt er. -- Nun? sagte Margreth. -- Was willst du, Mutter? -- Wie heißt er weiter? -- Ja -- weiter nicht -- oder, warte doch: Niemand, Johannes Niemand heißt er. -- Er hat keinen Vater, fügte er leiser hinzu.

Margreth stand auf und ging in die Kammer. Nach einer Weile kam sie heraus, mit einem harten, finstern Ausdruck in den Mienen. So, Friedrich, sagte sie, laß den Jungen gehen, daß er seine Bestellung machen kann. -- Junge, was liegst du da in der Asche? hast du zu Hause nichts zu thun?

Der Knabe raffte sich mit der Miene eines Verfolgten so eilfertig auf, daß ihm alle Glieder im Wege standen und die Holzschenvioline bei einem Haar ins Feuer gefallen wäre.

Der Ruf seiner Mutter störte ihn aus Gedanken, die ihm eben so neu als angenehm waren.

Sie saß wieder am Spinnrade.

Friedrich, sagte sie zögernd, sag einmal — und schwieg dann. Friedrich sah auf und wandte sich, da er nichts weiter vernahm, wieder zu seinem Schützling. Nein, höre — und dann leiser: was ist das für ein Junge? wie heißt er? — Friedrich antwortete eben so leise: Das ist des Ohms Simon Schweinehirt, der eine Botschaft an den Hülsmeyer hat. Der Ohm hat mir ein paar Schuhe und eine Weste von Drillich gegeben, die hat mir der Junge unterwegs getragen; dafür hab' ich ihm meine Violine versprochen; er ist ja doch ein armes Kind; Johannes heißt er. — Nun? sagte Margreth. — Was willst du, Mutter? — Wie heißt er weiter? — Ja — weiter nicht — oder, warte doch: Niemand, Johannes Niemand heißt er. — Er hat keinen Vater, fügte er leiser hinzu.

Margreth stand auf und ging in die Kammer. Nach einer Weile kam sie heraus, mit einem harten, finstern Ausdruck in den Mienen. So, Friedrich, sagte sie, laß den Jungen gehen, daß er seine Bestellung machen kann. — Junge, was liegst du da in der Asche? hast du zu Hause nichts zu thun?

Der Knabe raffte sich mit der Miene eines Verfolgten so eilfertig auf, daß ihm alle Glieder im Wege standen und die Holzschenvioline bei einem Haar ins Feuer gefallen wäre.

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[0028] Der Ruf seiner Mutter störte ihn aus Gedanken, die ihm eben so neu als angenehm waren. Sie saß wieder am Spinnrade. Friedrich, sagte sie zögernd, sag einmal — und schwieg dann. Friedrich sah auf und wandte sich, da er nichts weiter vernahm, wieder zu seinem Schützling. Nein, höre — und dann leiser: was ist das für ein Junge? wie heißt er? — Friedrich antwortete eben so leise: Das ist des Ohms Simon Schweinehirt, der eine Botschaft an den Hülsmeyer hat. Der Ohm hat mir ein paar Schuhe und eine Weste von Drillich gegeben, die hat mir der Junge unterwegs getragen; dafür hab' ich ihm meine Violine versprochen; er ist ja doch ein armes Kind; Johannes heißt er. — Nun? sagte Margreth. — Was willst du, Mutter? — Wie heißt er weiter? — Ja — weiter nicht — oder, warte doch: Niemand, Johannes Niemand heißt er. — Er hat keinen Vater, fügte er leiser hinzu. Margreth stand auf und ging in die Kammer. Nach einer Weile kam sie heraus, mit einem harten, finstern Ausdruck in den Mienen. So, Friedrich, sagte sie, laß den Jungen gehen, daß er seine Bestellung machen kann. — Junge, was liegst du da in der Asche? hast du zu Hause nichts zu thun? Der Knabe raffte sich mit der Miene eines Verfolgten so eilfertig auf, daß ihm alle Glieder im Wege standen und die Holzschenvioline bei einem Haar ins Feuer gefallen wäre.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:10:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:10:05Z)

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_judenbuche_1910/28>, abgerufen am 21.11.2024.