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Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Dummes Zeug! sagte der Gutsherr verdrießlich und trat in die Kammer, um sich umzukleiden. Am andern Morgen wollte die Fontäne im Garten nicht springen, und es fand sich, daß Jemand ein Rohr verrückt hatte, augenscheinlich um nach dem Kopfe eines vor vielen Jahren hier verscharrten Pferdegerippes zu suchen, der für ein bewährtes Mittel wider allen Hexen- und Geisterspuk gilt. Hm, sagte der Gutsherr, was die Schelme nicht stehlen, das verderben die Narren.

Drei Tage später tobte ein furchtbarer Sturm. Es war Mitternacht, aber Alles im Schlosse außer dem Bett. Der Gutsherr stand am Fenster und sah besorgt ins Dunkle nach seinen Feldern hinüber. An den Scheiben flogen Blätter und Zweige her; mitunter fuhr ein Ziegel hinab und schmetterte auf das Pflaster des Hofes. Furchtbares Wetter! sagte Herr von S. Seine Frau sah ängstlich aus. Ist das Feuer auch gewiß gut verwahrt? sagte sie; Gretchen, sieh noch einmal nach, gieß es lieber ganz aus! Kommt, wir wollen das Evangelium Johannis beten. Alles kniete nieder, und die Hausfrau begann:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. -- Ein furchtbarer Donnerschlag. Alle fuhren zusammen; dann furchtbares Geschrei und Getümmel die Treppe heran. -- Um Gotteswillen! brennt es? rief Frau von S. und sank mit dem Gesichte auf den Stuhl. Die Thüre ward aufgerissen, und herein stürzte die Frau des Juden

Dummes Zeug! sagte der Gutsherr verdrießlich und trat in die Kammer, um sich umzukleiden. Am andern Morgen wollte die Fontäne im Garten nicht springen, und es fand sich, daß Jemand ein Rohr verrückt hatte, augenscheinlich um nach dem Kopfe eines vor vielen Jahren hier verscharrten Pferdegerippes zu suchen, der für ein bewährtes Mittel wider allen Hexen- und Geisterspuk gilt. Hm, sagte der Gutsherr, was die Schelme nicht stehlen, das verderben die Narren.

Drei Tage später tobte ein furchtbarer Sturm. Es war Mitternacht, aber Alles im Schlosse außer dem Bett. Der Gutsherr stand am Fenster und sah besorgt ins Dunkle nach seinen Feldern hinüber. An den Scheiben flogen Blätter und Zweige her; mitunter fuhr ein Ziegel hinab und schmetterte auf das Pflaster des Hofes. Furchtbares Wetter! sagte Herr von S. Seine Frau sah ängstlich aus. Ist das Feuer auch gewiß gut verwahrt? sagte sie; Gretchen, sieh noch einmal nach, gieß es lieber ganz aus! Kommt, wir wollen das Evangelium Johannis beten. Alles kniete nieder, und die Hausfrau begann:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. — Ein furchtbarer Donnerschlag. Alle fuhren zusammen; dann furchtbares Geschrei und Getümmel die Treppe heran. — Um Gotteswillen! brennt es? rief Frau von S. und sank mit dem Gesichte auf den Stuhl. Die Thüre ward aufgerissen, und herein stürzte die Frau des Juden

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[0057] Dummes Zeug! sagte der Gutsherr verdrießlich und trat in die Kammer, um sich umzukleiden. Am andern Morgen wollte die Fontäne im Garten nicht springen, und es fand sich, daß Jemand ein Rohr verrückt hatte, augenscheinlich um nach dem Kopfe eines vor vielen Jahren hier verscharrten Pferdegerippes zu suchen, der für ein bewährtes Mittel wider allen Hexen- und Geisterspuk gilt. Hm, sagte der Gutsherr, was die Schelme nicht stehlen, das verderben die Narren. Drei Tage später tobte ein furchtbarer Sturm. Es war Mitternacht, aber Alles im Schlosse außer dem Bett. Der Gutsherr stand am Fenster und sah besorgt ins Dunkle nach seinen Feldern hinüber. An den Scheiben flogen Blätter und Zweige her; mitunter fuhr ein Ziegel hinab und schmetterte auf das Pflaster des Hofes. Furchtbares Wetter! sagte Herr von S. Seine Frau sah ängstlich aus. Ist das Feuer auch gewiß gut verwahrt? sagte sie; Gretchen, sieh noch einmal nach, gieß es lieber ganz aus! Kommt, wir wollen das Evangelium Johannis beten. Alles kniete nieder, und die Hausfrau begann: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. — Ein furchtbarer Donnerschlag. Alle fuhren zusammen; dann furchtbares Geschrei und Getümmel die Treppe heran. — Um Gotteswillen! brennt es? rief Frau von S. und sank mit dem Gesichte auf den Stuhl. Die Thüre ward aufgerissen, und herein stürzte die Frau des Juden

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:10:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T14:10:05Z)

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_judenbuche_1910/57>, abgerufen am 21.11.2024.