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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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er überließ sie einzunehmen seinem Statthalter, um selbst nicht Zeit
zu verlieren, da ihm bereits die Nachricht zugekommen war, daß
die Aspendier weder die versprochenen Pferde ausliefern, noch die
funfzig Talente, zu denen sie sich verpflichtet, zahlen wollten, son-
dern sich zum ernsthaften Widerstande gerüstet hatten. Alexander
rückte gegen Aspendus, besetzte die von ihren Einwohnern verlassene
Unterstadt, und, weit entfernt sich durch die Festigkeit der Burg, in
die sich die Aspendier geflüchtet hatten, und durch den Mangel
an Sturmzeug zur Nachgiebigkeit bewegen zu lassen, antwortete er
den Gesandten, welche die Aspendier, durch seine Nähe geschreckt,
an ihn abgesandt hatten, um sich auf die Grundlage des früheren
Vertrages zu ergeben, daß die Stadt außer den früher ver-
langten Pferden und funfzig Talenten, noch funfzig Talente zahlen
und die angesehensten Bürger als Geißeln ausliefern, wegen des
Gebietes, das sie ihren Nachbarn gewaltsam entrissen zu haben be-
schuldigt wurde 57), sich einer gerichtlichen Entscheidung unterwer-
fen, dem Statthalter des Königs in dieser Gegend gehorchen, und
jährlichen Tribut an Macedonien zahlen sollte. Die Aspendier
wagten nicht, die Bedingungen des erzürnten Königs zu verwerfen.

Jetzt brach Alexander nach Perge auf, um von dort aus durch
die von freien Pistdiern bewohnten Berge nach Phrygien hinüber
zu gehen. Es konnte um so weniger seine Absicht sein, sich mit
der Unterwerfung dieses, in viele Stämme getheilten und zum Theil
unter sich in Fehde begriffenen Bergvolkes aufzuhalten, da dasselbe
eben so wenig seinem großen Plane hinderlich werden, als sich,
wenn die benachbarten Landschaften von Macedonien besetzt waren,
auf die Dauer dem Macedonischen Einfluß entziehen konnte; es
genügte ihm für den Augenblick, sich den Durchzug durch ihre
Berge zu erzwingen, indem er die Bergstraße, die fortan Phrygien
und Pamphylien verbinden sollte, für künftige Zeiten zu sichern,
seinen Befehlshabern in den benachbarten Provinzen überließ.

Die Bergstraße führte von Perge aus zunächst in ein sehr
gefährliches Defilee, welches, von der Pisidischen Bergstadt Telmis-

57) Nach Polyb. V. 73. möchte man die Siditen für die beein-
trächtigten Nachbarn halten.

er überließ ſie einzunehmen ſeinem Statthalter, um ſelbſt nicht Zeit
zu verlieren, da ihm bereits die Nachricht zugekommen war, daß
die Aspendier weder die verſprochenen Pferde ausliefern, noch die
funfzig Talente, zu denen ſie ſich verpflichtet, zahlen wollten, ſon-
dern ſich zum ernſthaften Widerſtande gerüſtet hatten. Alexander
rückte gegen Aspendus, beſetzte die von ihren Einwohnern verlaſſene
Unterſtadt, und, weit entfernt ſich durch die Feſtigkeit der Burg, in
die ſich die Aspendier geflüchtet hatten, und durch den Mangel
an Sturmzeug zur Nachgiebigkeit bewegen zu laſſen, antwortete er
den Geſandten, welche die Aspendier, durch ſeine Nähe geſchreckt,
an ihn abgeſandt hatten, um ſich auf die Grundlage des früheren
Vertrages zu ergeben, daß die Stadt außer den früher ver-
langten Pferden und funfzig Talenten, noch funfzig Talente zahlen
und die angeſehenſten Bürger als Geißeln ausliefern, wegen des
Gebietes, das ſie ihren Nachbarn gewaltſam entriſſen zu haben be-
ſchuldigt wurde 57), ſich einer gerichtlichen Entſcheidung unterwer-
fen, dem Statthalter des Königs in dieſer Gegend gehorchen, und
jährlichen Tribut an Macedonien zahlen ſollte. Die Aspendier
wagten nicht, die Bedingungen des erzürnten Königs zu verwerfen.

Jetzt brach Alexander nach Perge auf, um von dort aus durch
die von freien Piſtdiern bewohnten Berge nach Phrygien hinüber
zu gehen. Es konnte um ſo weniger ſeine Abſicht ſein, ſich mit
der Unterwerfung dieſes, in viele Stämme getheilten und zum Theil
unter ſich in Fehde begriffenen Bergvolkes aufzuhalten, da daſſelbe
eben ſo wenig ſeinem großen Plane hinderlich werden, als ſich,
wenn die benachbarten Landſchaften von Macedonien beſetzt waren,
auf die Dauer dem Macedoniſchen Einfluß entziehen konnte; es
genügte ihm für den Augenblick, ſich den Durchzug durch ihre
Berge zu erzwingen, indem er die Bergſtraße, die fortan Phrygien
und Pamphylien verbinden ſollte, für künftige Zeiten zu ſichern,
ſeinen Befehlshabern in den benachbarten Provinzen überließ.

Die Bergſtraße führte von Perge aus zunächſt in ein ſehr
gefährliches Defilee, welches, von der Piſidiſchen Bergſtadt Telmiſ-

57) Nach Polyb. V. 73. möchte man die Siditen für die beein-
trächtigten Nachbarn halten.
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[142/0156] er überließ ſie einzunehmen ſeinem Statthalter, um ſelbſt nicht Zeit zu verlieren, da ihm bereits die Nachricht zugekommen war, daß die Aspendier weder die verſprochenen Pferde ausliefern, noch die funfzig Talente, zu denen ſie ſich verpflichtet, zahlen wollten, ſon- dern ſich zum ernſthaften Widerſtande gerüſtet hatten. Alexander rückte gegen Aspendus, beſetzte die von ihren Einwohnern verlaſſene Unterſtadt, und, weit entfernt ſich durch die Feſtigkeit der Burg, in die ſich die Aspendier geflüchtet hatten, und durch den Mangel an Sturmzeug zur Nachgiebigkeit bewegen zu laſſen, antwortete er den Geſandten, welche die Aspendier, durch ſeine Nähe geſchreckt, an ihn abgeſandt hatten, um ſich auf die Grundlage des früheren Vertrages zu ergeben, daß die Stadt außer den früher ver- langten Pferden und funfzig Talenten, noch funfzig Talente zahlen und die angeſehenſten Bürger als Geißeln ausliefern, wegen des Gebietes, das ſie ihren Nachbarn gewaltſam entriſſen zu haben be- ſchuldigt wurde 57), ſich einer gerichtlichen Entſcheidung unterwer- fen, dem Statthalter des Königs in dieſer Gegend gehorchen, und jährlichen Tribut an Macedonien zahlen ſollte. Die Aspendier wagten nicht, die Bedingungen des erzürnten Königs zu verwerfen. Jetzt brach Alexander nach Perge auf, um von dort aus durch die von freien Piſtdiern bewohnten Berge nach Phrygien hinüber zu gehen. Es konnte um ſo weniger ſeine Abſicht ſein, ſich mit der Unterwerfung dieſes, in viele Stämme getheilten und zum Theil unter ſich in Fehde begriffenen Bergvolkes aufzuhalten, da daſſelbe eben ſo wenig ſeinem großen Plane hinderlich werden, als ſich, wenn die benachbarten Landſchaften von Macedonien beſetzt waren, auf die Dauer dem Macedoniſchen Einfluß entziehen konnte; es genügte ihm für den Augenblick, ſich den Durchzug durch ihre Berge zu erzwingen, indem er die Bergſtraße, die fortan Phrygien und Pamphylien verbinden ſollte, für künftige Zeiten zu ſichern, ſeinen Befehlshabern in den benachbarten Provinzen überließ. Die Bergſtraße führte von Perge aus zunächſt in ein ſehr gefährliches Defilee, welches, von der Piſidiſchen Bergſtadt Telmiſ- 57) Nach Polyb. V. 73. möchte man die Siditen für die beein- trächtigten Nachbarn halten.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/156>, abgerufen am 21.11.2024.