derttausend Mann, von denen ein Drittel Griechen, verbürge er sich dafür, den Feind zu vernichten. Auf das heftigste widerspra- chen die stolzen Perser: jene Pläne seien des Persischen Namens unwürdig; sie seien ein ungerechter Vorwurf gegen die Tapferkeit der Perser; sie anzunehmen, werde ein Zeichen des traurigsten Arg- wohns, das Bekenntniß einer Ohnmacht sein, an deren Statt des Großkönigs Gegenwart nichts als Begeisterung und Hingebung finden werde; sie beschworen den schwankenden König, nicht auch das Letzte einem Fremdling anzuvertrauen, der nichts wollte; als an der Spitze des Heeres stehen, um das Reich des Cyrus zu ver- rathen. Im heftigsten Zorne sprang Charidemus auf, er beschul- digte sie der Verblendung, der Feigheit und Selbstsucht; sie kenne- ten ihre Ohnmacht und die furchtbare Macht der Griechen nicht, sie würden das Reich des Cyrus in das Verderben stürzen, wenn nicht des Großkönigs Weisheit ihm jetzt folge. Der Perserkönig, ohne Vertrauen zu sich selbst, und doppelt gegen Andere mistrauisch, überdies in dem Gefühl Persischer Hoheit verletzt, berührte des Fremdlings Gürtel, und die Trabanten schleppten den Hellenischen Feldherrn hinaus, ihn zu erwürgen; sein letztes Wort an den Kö- nig war: "meinen Werth wird Deine Reue bezeugen, mein Rä- cher ist nicht fern" 2). Der Kriegsrath des Königs aber beschloß, den Macedoniern bei ihrem Eintritt in das obere Asien ein Reichs- aufgebot entgegenzustellen, das der König selbst zu führen über- nahm; schon waren die Befehle durch alle Lande erlassen, daß sich die Völker im Frühling in der Ebene von Babylon zusammenfin- den sollten; es wurde bestimmt, daß von der Flotte so viel als möglich Griechische Söldner herangezogen würden, und daß Phar- nabazus sie möglichst bald zu Tripolis an der Phönicischen Küste ausschiffen sollte. Thymondas, Mentors Sohn, erhielt den Auf- trag, gen Tripolis zu gehen, dem Pharnabazus dagegen die ganze Gewalt Memnons zu übertragen, und die Völker dem Reichsheere zuzuführen 3).
Pharnabazus hatte indeß die Belagerung von Mitylene fort- gesetzt und glücklich beendet; die Stadt hatte sich unter der Bedin- gung ergeben, daß gegen die Zurückführung der Verbannten und
2)Diod. XVII. 30. Curt. III. 2.
3)Arrian. II. 1.
derttauſend Mann, von denen ein Drittel Griechen, verbürge er ſich dafür, den Feind zu vernichten. Auf das heftigſte widerſpra- chen die ſtolzen Perſer: jene Pläne ſeien des Perſiſchen Namens unwürdig; ſie ſeien ein ungerechter Vorwurf gegen die Tapferkeit der Perſer; ſie anzunehmen, werde ein Zeichen des traurigſten Arg- wohns, das Bekenntniß einer Ohnmacht ſein, an deren Statt des Großkönigs Gegenwart nichts als Begeiſterung und Hingebung finden werde; ſie beſchworen den ſchwankenden König, nicht auch das Letzte einem Fremdling anzuvertrauen, der nichts wollte; als an der Spitze des Heeres ſtehen, um das Reich des Cyrus zu ver- rathen. Im heftigſten Zorne ſprang Charidemus auf, er beſchul- digte ſie der Verblendung, der Feigheit und Selbſtſucht; ſie kenne- ten ihre Ohnmacht und die furchtbare Macht der Griechen nicht, ſie würden das Reich des Cyrus in das Verderben ſtürzen, wenn nicht des Großkönigs Weisheit ihm jetzt folge. Der Perſerkönig, ohne Vertrauen zu ſich ſelbſt, und doppelt gegen Andere mistrauiſch, überdies in dem Gefühl Perſiſcher Hoheit verletzt, berührte des Fremdlings Gürtel, und die Trabanten ſchleppten den Helleniſchen Feldherrn hinaus, ihn zu erwürgen; ſein letztes Wort an den Kö- nig war: „meinen Werth wird Deine Reue bezeugen, mein Rä- cher iſt nicht fern“ 2). Der Kriegsrath des Königs aber beſchloß, den Macedoniern bei ihrem Eintritt in das obere Aſien ein Reichs- aufgebot entgegenzuſtellen, das der König ſelbſt zu führen über- nahm; ſchon waren die Befehle durch alle Lande erlaſſen, daß ſich die Völker im Frühling in der Ebene von Babylon zuſammenfin- den ſollten; es wurde beſtimmt, daß von der Flotte ſo viel als möglich Griechiſche Söldner herangezogen würden, und daß Phar- nabazus ſie möglichſt bald zu Tripolis an der Phöniciſchen Küſte ausſchiffen ſollte. Thymondas, Mentors Sohn, erhielt den Auf- trag, gen Tripolis zu gehen, dem Pharnabazus dagegen die ganze Gewalt Memnons zu übertragen, und die Völker dem Reichsheere zuzuführen 3).
Pharnabazus hatte indeß die Belagerung von Mitylene fort- geſetzt und glücklich beendet; die Stadt hatte ſich unter der Bedin- gung ergeben, daß gegen die Zurückführung der Verbannten und
2)Diod. XVII. 30. Curt. III. 2.
3)Arrian. II. 1.
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derttauſend Mann, von denen ein Drittel Griechen, verbürge er
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unwürdig; ſie ſeien ein ungerechter Vorwurf gegen die Tapferkeit
der Perſer; ſie anzunehmen, werde ein Zeichen des traurigſten Arg-
wohns, das Bekenntniß einer Ohnmacht ſein, an deren Statt des
Großkönigs Gegenwart nichts als Begeiſterung und Hingebung
finden werde; ſie beſchworen den ſchwankenden König, nicht auch
das Letzte einem Fremdling anzuvertrauen, der nichts wollte; als
an der Spitze des Heeres ſtehen, um das Reich des Cyrus zu ver-
rathen. Im heftigſten Zorne ſprang Charidemus auf, er beſchul-
digte ſie der Verblendung, der Feigheit und Selbſtſucht; ſie kenne-
ten ihre Ohnmacht und die furchtbare Macht der Griechen nicht,
ſie würden das Reich des Cyrus in das Verderben ſtürzen, wenn
nicht des Großkönigs Weisheit ihm jetzt folge. Der Perſerkönig,
ohne Vertrauen zu ſich ſelbſt, und doppelt gegen Andere mistrauiſch,
überdies in dem Gefühl Perſiſcher Hoheit verletzt, berührte des
Fremdlings Gürtel, und die Trabanten ſchleppten den Helleniſchen
Feldherrn hinaus, ihn zu erwürgen; ſein letztes Wort an den Kö-
nig war: „meinen Werth wird Deine Reue bezeugen, mein Rä-
cher iſt nicht fern“ 2). Der Kriegsrath des Königs aber beſchloß,
den Macedoniern bei ihrem Eintritt in das obere Aſien ein Reichs-
aufgebot entgegenzuſtellen, das der König ſelbſt zu führen über-
nahm; ſchon waren die Befehle durch alle Lande erlaſſen, daß ſich
die Völker im Frühling in der Ebene von Babylon zuſammenfin-
den ſollten; es wurde beſtimmt, daß von der Flotte ſo viel als
möglich Griechiſche Söldner herangezogen würden, und daß Phar-
nabazus ſie möglichſt bald zu Tripolis an der Phöniciſchen Küſte
ausſchiffen ſollte. Thymondas, Mentors Sohn, erhielt den Auf-
trag, gen Tripolis zu gehen, dem Pharnabazus dagegen die ganze
Gewalt Memnons zu übertragen, und die Völker dem Reichsheere
zuzuführen 3).
Pharnabazus hatte indeß die Belagerung von Mitylene fort-
geſetzt und glücklich beendet; die Stadt hatte ſich unter der Bedin-
gung ergeben, daß gegen die Zurückführung der Verbannten und
2) Diod. XVII. 30. Curt. III. 2.
3) Arrian. II. 1.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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