Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].bewußtlos, zog man ihn aus dem Strom und trug ihn in sein Sofort wurden die Kriegsoperationen mit doppeltem Eifer 11) Arrian und Andere; Seneca de ira II. 23. sagt, daß Olym- pias den Brief der Warnung geschrieben. Aristobul in seiner nüch- ternen Weise spricht von dem Bade im Cydnus nicht, sondern sagt, der König sei an zu großer Anstrengung erkrankt. 12) Man hat ge-
glaubt, Alexander sei darum so lange in Cilicien hin und her gezo- gen, damit Darius in die Cilicischen Pässe hereingelockt würde; das ist unrichtig, da Alexander bei der ersten sicheren Nachricht von seiner Rähe ihm sofort entgegenrückte; es wäre keine besondere Taktik, so lange nichts zu thun, bis der Feind vielleicht einen Fehler macht. bewußtlos, zog man ihn aus dem Strom und trug ihn in ſein Sofort wurden die Kriegsoperationen mit doppeltem Eifer 11) Arrian und Andere; Seneca de ira II. 23. ſagt, daß Olym- pias den Brief der Warnung geſchrieben. Ariſtobul in ſeiner nüch- ternen Weiſe ſpricht von dem Bade im Cydnus nicht, ſondern ſagt, der König ſei an zu großer Anſtrengung erkrankt. 12) Man hat ge-
glaubt, Alexander ſei darum ſo lange in Cilicien hin und her gezo- gen, damit Darius in die Ciliciſchen Päſſe hereingelockt würde; das iſt unrichtig, da Alexander bei der erſten ſicheren Nachricht von ſeiner Rähe ihm ſofort entgegenrückte; es wäre keine beſondere Taktik, ſo lange nichts zu thun, bis der Feind vielleicht einen Fehler macht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0169" n="155"/> bewußtlos, zog man ihn aus dem Strom und trug ihn in ſein<lb/> Zelt; Krämpfe und brennende Hitze ſchienen die letzten Zeichen des<lb/> Lebens, das zu erretten alle Aerzte verzweifelten; die Rückkehr des<lb/> Bewußtſeins wurde zur neuen Qual, ſchlafloſe Nächte und der<lb/> Gram um den zu nahen Tod zehrten die letzte Kraft hinweg; die<lb/> Freunde trauerten, das Heer verzweifelte, der Feind war nah, Nie-<lb/> mand wußte Rettung. Endlich erbot ſich der Akarnaniſche Arzt<lb/> Philippus, der den König von Kindheit an kannte, einen Trank zu<lb/> bereiten, der helfen würde; Alexander bat um nichts als eilige<lb/> Hülfe; Philippus verſprach ſie. Zu derſelben Zeit erhielt Alexan-<lb/> der von dem alten, treuen Parmenion einen Brief des Inhaltes:<lb/> er möge ſich hüten, Philippus, der Arzt, habe von Darius tauſend<lb/> Talente und das Verſprechen, mit einer Tochter des Großkönigs ver-<lb/> mählt zu werden, erhalten, um Alexander zu vergiften. Alexander<lb/> gab den Brief ſeinem Arzte, und leerte, während jener las, den<lb/> Kelch, den ihm Philippus gemiſcht hatte. Ruhig las der Arzt, er<lb/> wußte ſich aller Schuld rein, dann beſchwor er den König, ihm zu<lb/> trauen und zu folgen, bald werde dann ſein Leiden vorüber ſein;<lb/> er ſprach mit ihm von der Heimath, von ſeiner Mutter und ſeinen<lb/> Schweſtern, den nahen Siegen und den wunderreichen Ländern<lb/> des Oſtens; ſeine treue Sorgfalt ward durch des Königs baldige<lb/> Geneſung belohnt, und Alexander kehrte zurück in die Reihen ſeiner<lb/> Macedonier <note place="foot" n="11)">Arrian und Andere; <hi rendition="#aq">Seneca de ira II. 23.</hi> ſagt, daß Olym-<lb/> pias den Brief der Warnung geſchrieben. Ariſtobul in ſeiner nüch-<lb/> ternen Weiſe ſpricht von dem Bade im Cydnus nicht, ſondern ſagt, der<lb/> König ſei an zu großer Anſtrengung erkrankt.</note>.</p><lb/> <p>Sofort wurden die Kriegsoperationen mit doppeltem Eifer<lb/> fortgeſetzt. Der Beſitz Ciliciens war dem Könige wegen der<lb/> Päſſe nach Kleinaſien und nach dem oberen Aſien von der größten<lb/> Wichtigkeit; deshalb ſchien es nothwendig, ſich dieſer Landſchaft<lb/> ganz zu verſichern <note place="foot" n="12)">Man hat ge-<lb/> glaubt, Alexander ſei darum ſo lange in Cilicien hin und her gezo-<lb/> gen, damit Darius in die Ciliciſchen Päſſe hereingelockt würde; das<lb/> iſt unrichtig, da Alexander bei der erſten ſicheren Nachricht von ſeiner<lb/> Rähe ihm ſofort entgegenrückte; es wäre keine beſondere Taktik, ſo<lb/> lange nichts zu thun, bis der Feind vielleicht einen Fehler macht.</note>. Während Parmenion mit den Söldnern<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0169]
bewußtlos, zog man ihn aus dem Strom und trug ihn in ſein
Zelt; Krämpfe und brennende Hitze ſchienen die letzten Zeichen des
Lebens, das zu erretten alle Aerzte verzweifelten; die Rückkehr des
Bewußtſeins wurde zur neuen Qual, ſchlafloſe Nächte und der
Gram um den zu nahen Tod zehrten die letzte Kraft hinweg; die
Freunde trauerten, das Heer verzweifelte, der Feind war nah, Nie-
mand wußte Rettung. Endlich erbot ſich der Akarnaniſche Arzt
Philippus, der den König von Kindheit an kannte, einen Trank zu
bereiten, der helfen würde; Alexander bat um nichts als eilige
Hülfe; Philippus verſprach ſie. Zu derſelben Zeit erhielt Alexan-
der von dem alten, treuen Parmenion einen Brief des Inhaltes:
er möge ſich hüten, Philippus, der Arzt, habe von Darius tauſend
Talente und das Verſprechen, mit einer Tochter des Großkönigs ver-
mählt zu werden, erhalten, um Alexander zu vergiften. Alexander
gab den Brief ſeinem Arzte, und leerte, während jener las, den
Kelch, den ihm Philippus gemiſcht hatte. Ruhig las der Arzt, er
wußte ſich aller Schuld rein, dann beſchwor er den König, ihm zu
trauen und zu folgen, bald werde dann ſein Leiden vorüber ſein;
er ſprach mit ihm von der Heimath, von ſeiner Mutter und ſeinen
Schweſtern, den nahen Siegen und den wunderreichen Ländern
des Oſtens; ſeine treue Sorgfalt ward durch des Königs baldige
Geneſung belohnt, und Alexander kehrte zurück in die Reihen ſeiner
Macedonier 11).
Sofort wurden die Kriegsoperationen mit doppeltem Eifer
fortgeſetzt. Der Beſitz Ciliciens war dem Könige wegen der
Päſſe nach Kleinaſien und nach dem oberen Aſien von der größten
Wichtigkeit; deshalb ſchien es nothwendig, ſich dieſer Landſchaft
ganz zu verſichern 12). Während Parmenion mit den Söldnern
11) Arrian und Andere; Seneca de ira II. 23. ſagt, daß Olym-
pias den Brief der Warnung geſchrieben. Ariſtobul in ſeiner nüch-
ternen Weiſe ſpricht von dem Bade im Cydnus nicht, ſondern ſagt, der
König ſei an zu großer Anſtrengung erkrankt.
12) Man hat ge-
glaubt, Alexander ſei darum ſo lange in Cilicien hin und her gezo-
gen, damit Darius in die Ciliciſchen Päſſe hereingelockt würde; das
iſt unrichtig, da Alexander bei der erſten ſicheren Nachricht von ſeiner
Rähe ihm ſofort entgegenrückte; es wäre keine beſondere Taktik, ſo
lange nichts zu thun, bis der Feind vielleicht einen Fehler macht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |