weiter zu thun übrig, als Asien in Besitz zu nehmen, und sich reichlich für alle Mühsale zu entschädigen, die sie gemeinsam durch- kämpft. Und nun erinnerte er an jedes Einzelnen Großthaten, er dankte dem greisen Parmenion für seine Treue, er dankte dem küh- nen Philotas für den Tag am Granikus, dem Perdikkas für den ersten Sturm auf Halikarnaß, dem Agrianer Attalus für seine Dienste bei Sagalassus; er wünschte dem Antiochus Glück, die Bo- genschützen zu führen, deren Kühnheit der Tod zweier Führer in einem Jahre rühmlichst bezeugte; er selbst gestehe, nichts sehnlicher zu wünschen, als seiner Generale und seiner Truppen sich würdig zu zeigen; er trage seine Narben stolzer als sein Diadem 16). Das und vieles Andere, was vor der Schlacht im Munde des tapferen Feldherrn tapfere Männer anzufeuern geeignet ist, sprach Alexander mit der ihm eigenthümlichen Hoheit und Begeisterung; Niemand, den nicht des jugendlichen Helden Worte ergriffen hätten; sie drängten sich zu ihm und schüttelten ihm treuherzig die dargebotene Rechte, sie verlangten, gleich aufzubrechen, gleich zu kämpfen. Ale- xander entließ sie mit dem Befehl, zunächst dafür zu sorgen, daß die Truppen gehörig gespeis't würden, einige Reuter und Schützen vorauszuschicken, um den Weg bis zu den Strandpässen zu recog- nosciren und diese zu besetzen, mit den übrigen Truppen für den Abend zum Marsch bereit zu sein.
Am späten Abend brach das Heer auf, erreichte um Mitter- nacht die Pässe, machte Halt, um sich etwas zu ruhen, während Alexander seine Vorposten mit der größten Vorsicht auf die Berge vorschob. Nach wenigen Stunden wurde aufgebrochen; während der König bei Fackelschein auf der Höhe opferte, zogen die Ko- lonnen am Fuße derselben vorüber; mit dem ersten Tagen verließ man die Defileen und rückte in die Strandebene 17).
16) Nach Arrians authentischen Auszügen.
17) Der Kar- dianer Eumenes erzählt in seinem Briefe oder Bericht an Antipater Folgendes: Am Morgen vor der Schlacht kam Hephästion in des Königs Zelt, und entweder vergaß er sich, oder er war, wie ich selbst, aufgeregt, oder ein Gott gab es ihm in den Mund, kurz, er sagte: "Behüt' Dich Gott, o König! es ist Zeit!" Als über diesen sehr unpassenden Gruß Alle sehr beunruhigt und Hephästion voll Schaam
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weiter zu thun übrig, als Aſien in Beſitz zu nehmen, und ſich reichlich für alle Mühſale zu entſchädigen, die ſie gemeinſam durch- kämpft. Und nun erinnerte er an jedes Einzelnen Großthaten, er dankte dem greiſen Parmenion für ſeine Treue, er dankte dem küh- nen Philotas für den Tag am Granikus, dem Perdikkas für den erſten Sturm auf Halikarnaß, dem Agrianer Attalus für ſeine Dienſte bei Sagalaſſus; er wünſchte dem Antiochus Glück, die Bo- genſchützen zu führen, deren Kühnheit der Tod zweier Führer in einem Jahre rühmlichſt bezeugte; er ſelbſt geſtehe, nichts ſehnlicher zu wünſchen, als ſeiner Generale und ſeiner Truppen ſich würdig zu zeigen; er trage ſeine Narben ſtolzer als ſein Diadem 16). Das und vieles Andere, was vor der Schlacht im Munde des tapferen Feldherrn tapfere Männer anzufeuern geeignet iſt, ſprach Alexander mit der ihm eigenthümlichen Hoheit und Begeiſterung; Niemand, den nicht des jugendlichen Helden Worte ergriffen hätten; ſie drängten ſich zu ihm und ſchüttelten ihm treuherzig die dargebotene Rechte, ſie verlangten, gleich aufzubrechen, gleich zu kämpfen. Ale- xander entließ ſie mit dem Befehl, zunächſt dafür zu ſorgen, daß die Truppen gehörig geſpeiſ’t würden, einige Reuter und Schützen vorauszuſchicken, um den Weg bis zu den Strandpäſſen zu recog- nosciren und dieſe zu beſetzen, mit den übrigen Truppen für den Abend zum Marſch bereit zu ſein.
Am ſpäten Abend brach das Heer auf, erreichte um Mitter- nacht die Päſſe, machte Halt, um ſich etwas zu ruhen, während Alexander ſeine Vorpoſten mit der größten Vorſicht auf die Berge vorſchob. Nach wenigen Stunden wurde aufgebrochen; während der König bei Fackelſchein auf der Höhe opferte, zogen die Ko- lonnen am Fuße derſelben vorüber; mit dem erſten Tagen verließ man die Defileen und rückte in die Strandebene 17).
16) Nach Arrians authentiſchen Auszügen.
17) Der Kar- dianer Eumenes erzählt in ſeinem Briefe oder Bericht an Antipater Folgendes: Am Morgen vor der Schlacht kam Hephäſtion in des Königs Zelt, und entweder vergaß er ſich, oder er war, wie ich ſelbſt, aufgeregt, oder ein Gott gab es ihm in den Mund, kurz, er ſagte: „Behüt’ Dich Gott, o König! es iſt Zeit!“ Als über dieſen ſehr unpaſſenden Gruß Alle ſehr beunruhigt und Hephäſtion voll Schaam
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weiter zu thun übrig, als Aſien in Beſitz zu nehmen, und ſich
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kämpft. Und nun erinnerte er an jedes Einzelnen Großthaten, er
dankte dem greiſen Parmenion für ſeine Treue, er dankte dem küh-
nen Philotas für den Tag am Granikus, dem Perdikkas für den
erſten Sturm auf Halikarnaß, dem Agrianer Attalus für ſeine
Dienſte bei Sagalaſſus; er wünſchte dem Antiochus Glück, die Bo-
genſchützen zu führen, deren Kühnheit der Tod zweier Führer in
einem Jahre rühmlichſt bezeugte; er ſelbſt geſtehe, nichts ſehnlicher
zu wünſchen, als ſeiner Generale und ſeiner Truppen ſich würdig
zu zeigen; er trage ſeine Narben ſtolzer als ſein Diadem 16).
Das und vieles Andere, was vor der Schlacht im Munde des
tapferen Feldherrn tapfere Männer anzufeuern geeignet iſt, ſprach
Alexander mit der ihm eigenthümlichen Hoheit und Begeiſterung;
Niemand, den nicht des jugendlichen Helden Worte ergriffen hätten;
ſie drängten ſich zu ihm und ſchüttelten ihm treuherzig die dargebotene
Rechte, ſie verlangten, gleich aufzubrechen, gleich zu kämpfen. Ale-
xander entließ ſie mit dem Befehl, zunächſt dafür zu ſorgen, daß
die Truppen gehörig geſpeiſ’t würden, einige Reuter und Schützen
vorauszuſchicken, um den Weg bis zu den Strandpäſſen zu recog-
nosciren und dieſe zu beſetzen, mit den übrigen Truppen für den
Abend zum Marſch bereit zu ſein.
Am ſpäten Abend brach das Heer auf, erreichte um Mitter-
nacht die Päſſe, machte Halt, um ſich etwas zu ruhen, während
Alexander ſeine Vorpoſten mit der größten Vorſicht auf die Berge
vorſchob. Nach wenigen Stunden wurde aufgebrochen; während
der König bei Fackelſchein auf der Höhe opferte, zogen die Ko-
lonnen am Fuße derſelben vorüber; mit dem erſten Tagen verließ
man die Defileen und rückte in die Strandebene 17).
16) Nach Arrians authentiſchen Auszügen.
17) Der Kar-
dianer Eumenes erzählt in ſeinem Briefe oder Bericht an Antipater
Folgendes: Am Morgen vor der Schlacht kam Hephäſtion in des
Königs Zelt, und entweder vergaß er ſich, oder er war, wie ich ſelbſt,
aufgeregt, oder ein Gott gab es ihm in den Mund, kurz, er ſagte:
„Behüt’ Dich Gott, o König! es iſt Zeit!“ Als über dieſen ſehr
unpaſſenden Gruß Alle ſehr beunruhigt und Hephäſtion voll Schaam
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/177>, abgerufen am 21.11.2024.
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