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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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cher Zeit mit Sidon, den Fürsten Protagoras von Salamis an
der Spitze, sich empört, waren aber durch Protagoras Bruder
Euagoras bald nach Sidons Fall zum Gehorsam zurückgebracht; und
wenn nach einiger Zeit Protagoras die Herrschaft von Salamis wie-
der erhielt, so war eine völlige Hingebung an das Persische Reich
die Bedingung gewesen, unter der er, wie ehedem, der Erste unter
den kleinen Fürsten Cyperns sein durfte.

Zwanzig Jahre waren nach jenem Aufstande verflossen, als
Alexander seinen Krieg gegen Persien begann. Die Schiffe der
Tyrier unter ihrem Fürsten Azemilkus, die der Aradier unter Ge-
rostratus, die von Byblus unter Enylus, ihnen zugesellt die von
Sidon 30), ferner die Cyprischen Schiffe unter Protagoras und
den anderen Fürsten, waren auf des Perserkönigs Aufruf in die
Griechischen Gewässer gegangen. Die Schlacht von Issus verän-
derte plötzlich alle Verhältnisse. Sidon war am glücklichsten daran,
es durfte hoffen, durch Alexander wieder zu erhalten, was es im
Kampfe gegen die Persischen Despoten eingebüßt hatte; Byblus,
durch Sidons Fall gehoben, mußte eben so besorgt sein Alles zu
verlieren, wie es, auf dem Festlande gelegen, unfähig war dem
siegreichen Heere Alexanders zu widerstehen; Aradus und Tyrus
dagegen lagen im Meere; doch hatte Aradus, weniger durch aus-
gebreiteten Handel als durch Besitzungen auf dem Festlande mäch-
tig, durch Alexanders Heranrücken mehr zu verlieren als Tyrus,
das, überdies noch im Besitz von achtzig Schiffen, sich auf seiner
Insel ganz sicher glaubte und wie früher bei dem Aufstande der
Sidonier eine neutrale Stellung anzunehmen beschloß, in der jeder
Ausgang des Krieges ihrem Vortheil dienen sollte. --

Als nun Alexander vom Orontes her sich dem Gebiete der
Phönicischen Städte nahete, kam ihm zunächst auf dem Wege
Straton, des Aradischen Fürsten Gerostratus Sohn, entgegen, über-

30) So ausdrücklich Arrian. II. 20. Curtius und einige andere
Schriftsteller nennen um diese Zeit einen König Straton von Sidon;
aber mit Unrecht. Der Vorgänger des Königs Tennes, der sich ge-
gen Ochus empörte, heißt bei Hieronymus Straton (s. Perizon. ad
Ael. V. H. XII. 2.
) und denselben bezeichnet Theopomp. ap. Athen.
XII. p. 532. cf. Boeckh corp. inscr. 87.

cher Zeit mit Sidon, den Fürſten Protagoras von Salamis an
der Spitze, ſich empört, waren aber durch Protagoras Bruder
Euagoras bald nach Sidons Fall zum Gehorſam zurückgebracht; und
wenn nach einiger Zeit Protagoras die Herrſchaft von Salamis wie-
der erhielt, ſo war eine völlige Hingebung an das Perſiſche Reich
die Bedingung geweſen, unter der er, wie ehedem, der Erſte unter
den kleinen Fürſten Cyperns ſein durfte.

Zwanzig Jahre waren nach jenem Aufſtande verfloſſen, als
Alexander ſeinen Krieg gegen Perſien begann. Die Schiffe der
Tyrier unter ihrem Fürſten Azemilkus, die der Aradier unter Ge-
roſtratus, die von Byblus unter Enylus, ihnen zugeſellt die von
Sidon 30), ferner die Cypriſchen Schiffe unter Protagoras und
den anderen Fürſten, waren auf des Perſerkönigs Aufruf in die
Griechiſchen Gewäſſer gegangen. Die Schlacht von Iſſus verän-
derte plötzlich alle Verhältniſſe. Sidon war am glücklichſten daran,
es durfte hoffen, durch Alexander wieder zu erhalten, was es im
Kampfe gegen die Perſiſchen Despoten eingebüßt hatte; Byblus,
durch Sidons Fall gehoben, mußte eben ſo beſorgt ſein Alles zu
verlieren, wie es, auf dem Feſtlande gelegen, unfähig war dem
ſiegreichen Heere Alexanders zu widerſtehen; Aradus und Tyrus
dagegen lagen im Meere; doch hatte Aradus, weniger durch aus-
gebreiteten Handel als durch Beſitzungen auf dem Feſtlande mäch-
tig, durch Alexanders Heranrücken mehr zu verlieren als Tyrus,
das, überdies noch im Beſitz von achtzig Schiffen, ſich auf ſeiner
Inſel ganz ſicher glaubte und wie früher bei dem Aufſtande der
Sidonier eine neutrale Stellung anzunehmen beſchloß, in der jeder
Ausgang des Krieges ihrem Vortheil dienen ſollte. —

Als nun Alexander vom Orontes her ſich dem Gebiete der
Phöniciſchen Städte nahete, kam ihm zunächſt auf dem Wege
Straton, des Aradiſchen Fürſten Geroſtratus Sohn, entgegen, über-

30) So ausdrücklich Arrian. II. 20. Curtius und einige andere
Schriftſteller nennen um dieſe Zeit einen König Straton von Sidon;
aber mit Unrecht. Der Vorgänger des Königs Tennes, der ſich ge-
gen Ochus empörte, heißt bei Hieronymus Straton (ſ. Perizon. ad
Ael. V. H. XII. 2.
) und denſelben bezeichnet Theopomp. ap. Athen.
XII. p. 532. cf. Boeckh corp. inscr. 87.
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[181/0195] cher Zeit mit Sidon, den Fürſten Protagoras von Salamis an der Spitze, ſich empört, waren aber durch Protagoras Bruder Euagoras bald nach Sidons Fall zum Gehorſam zurückgebracht; und wenn nach einiger Zeit Protagoras die Herrſchaft von Salamis wie- der erhielt, ſo war eine völlige Hingebung an das Perſiſche Reich die Bedingung geweſen, unter der er, wie ehedem, der Erſte unter den kleinen Fürſten Cyperns ſein durfte. Zwanzig Jahre waren nach jenem Aufſtande verfloſſen, als Alexander ſeinen Krieg gegen Perſien begann. Die Schiffe der Tyrier unter ihrem Fürſten Azemilkus, die der Aradier unter Ge- roſtratus, die von Byblus unter Enylus, ihnen zugeſellt die von Sidon 30), ferner die Cypriſchen Schiffe unter Protagoras und den anderen Fürſten, waren auf des Perſerkönigs Aufruf in die Griechiſchen Gewäſſer gegangen. Die Schlacht von Iſſus verän- derte plötzlich alle Verhältniſſe. Sidon war am glücklichſten daran, es durfte hoffen, durch Alexander wieder zu erhalten, was es im Kampfe gegen die Perſiſchen Despoten eingebüßt hatte; Byblus, durch Sidons Fall gehoben, mußte eben ſo beſorgt ſein Alles zu verlieren, wie es, auf dem Feſtlande gelegen, unfähig war dem ſiegreichen Heere Alexanders zu widerſtehen; Aradus und Tyrus dagegen lagen im Meere; doch hatte Aradus, weniger durch aus- gebreiteten Handel als durch Beſitzungen auf dem Feſtlande mäch- tig, durch Alexanders Heranrücken mehr zu verlieren als Tyrus, das, überdies noch im Beſitz von achtzig Schiffen, ſich auf ſeiner Inſel ganz ſicher glaubte und wie früher bei dem Aufſtande der Sidonier eine neutrale Stellung anzunehmen beſchloß, in der jeder Ausgang des Krieges ihrem Vortheil dienen ſollte. — Als nun Alexander vom Orontes her ſich dem Gebiete der Phöniciſchen Städte nahete, kam ihm zunächſt auf dem Wege Straton, des Aradiſchen Fürſten Geroſtratus Sohn, entgegen, über- 30) So ausdrücklich Arrian. II. 20. Curtius und einige andere Schriftſteller nennen um dieſe Zeit einen König Straton von Sidon; aber mit Unrecht. Der Vorgänger des Königs Tennes, der ſich ge- gen Ochus empörte, heißt bei Hieronymus Straton (ſ. Perizon. ad Ael. V. H. XII. 2.) und denſelben bezeichnet Theopomp. ap. Athen. XII. p. 532. cf. Boeckh corp. inscr. 87.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/195>, abgerufen am 24.11.2024.