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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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des zu ordnen. Er bestätigte dem Satrapen Abulites die Satrapie,
übergab die Burg der Stadt Susa an Mazarus 42), die Feld-
hauptmannschaft der Satrapie nebst einem Corps von dreitausend
Mann an Archelaus; er wies die Schlösser von Susa der Mutter
und den Kindern des Perserkönigs, die bisher in seiner Nähe ge-
wesen waren, als künftige Residenz an, und umgab sie mit könig-
lichem Hofstaat; man erzählt, daß er einige Griechische Gelehrte
an dem Hofe der Prinzessinnen zurück ließ, mit dem Wunsche, sie
möchten von diesen Griechisch lernen 43). Nach diesen Einrichtun-
gen brach er mit dem Heere gen Persien auf.

Der Weg von Susa 44) nach Persien führt anfangs durch

die
42) Curt. V. 2. 16. nennt den Xenophilus, der es wenigstens in
späterer Zeit war; Diod. XIX. 17.
43) Diod. XVII. 67.
44) Die Lage von Susa anlangend, hat noch neuerdings v. Hammer
in einem Aufsatze, den ich leider nicht benutzen konnte, zu beweisen
gesucht, daß Shuster die alte Perserstadt und der Karounfluß der
Choaspes, daß dagegen die Ruinen von Shus am Kerahfluß das alte
Elymais seien. Doch scheinen die Bemerkungen von Kinneir und
Monteith (cf. Ker Porter II. 412 sqq.) hinreichend, zu beweisen, daß
wirklich Shus das liebliche Susa, Shuster dagegen die "lieblichere"
Residenz des Shapor gewesen. Die Flüsse, die auf dem Wege von Susa
nach Persien passirt wurden, sind folgende: der Choaspes bei Susa
(der Kerah und tiefer stromab Fluß von Hawiza); zwei Meilen ent-
fernt der Eulaeus (der Ulai im Lande Elam bei Prophet Daniel,
über den die Steinbrücke des Shapour bei Dez Foul führt, Cheref-
feddin III. c. 22. p.
171, jetzt der Fluß von Absal genannt; cf. Ousely I.
358. 421. 423.); dann acht Meilen weiter der Fluß von Shuster; Tchehar
Donke bei Chereffeddin l. c., heute der Karoun, von den Alten nicht
genannt, zumal da der Weg wohl unterhalb seiner Einmündung
über den Eulaeus führte; hiernächst folgen zwei Flüsse, die, den Al-
ten unbekannt und auf neueren Karten nicht verzeichnet, von Timur
auf dem Wege von Shuster nach Ram Hormuz übersetzt wurden;
zwei Tagemärsche hinter Shuster erreichte er den Dudanke, wieder
zwei Tage später den Chourukan Kende, am fünften Tage endlich
den Fluß von Ram Hormuz, den Kopratas der Alten, sechszehn Mei-
len von Shuster. Dieser, so wie der Fluß von Fey sind Nebenflüsse des
Pasitigris (Abargoun bei Chereff. III. c. 24. p. 185. Dscherahi heute);
und etwa eilf Meilen von Ram Hormuz liegt Babehan an der Grenze

des zu ordnen. Er beſtätigte dem Satrapen Abulites die Satrapie,
übergab die Burg der Stadt Suſa an Mazarus 42), die Feld-
hauptmannſchaft der Satrapie nebſt einem Corps von dreitauſend
Mann an Archelaus; er wies die Schlöſſer von Suſa der Mutter
und den Kindern des Perſerkönigs, die bisher in ſeiner Nähe ge-
weſen waren, als künftige Reſidenz an, und umgab ſie mit könig-
lichem Hofſtaat; man erzählt, daß er einige Griechiſche Gelehrte
an dem Hofe der Prinzeſſinnen zurück ließ, mit dem Wunſche, ſie
möchten von dieſen Griechiſch lernen 43). Nach dieſen Einrichtun-
gen brach er mit dem Heere gen Perſien auf.

Der Weg von Suſa 44) nach Perſien führt anfangs durch

die
42) Curt. V. 2. 16. nennt den Xenophilus, der es wenigſtens in
ſpäterer Zeit war; Diod. XIX. 17.
43) Diod. XVII. 67.
44) Die Lage von Suſa anlangend, hat noch neuerdings v. Hammer
in einem Aufſatze, den ich leider nicht benutzen konnte, zu beweiſen
geſucht, daß Shuſter die alte Perſerſtadt und der Karounfluß der
Choaspes, daß dagegen die Ruinen von Shus am Kerahfluß das alte
Elymais ſeien. Doch ſcheinen die Bemerkungen von Kinneir und
Monteith (cf. Ker Porter II. 412 sqq.) hinreichend, zu beweiſen, daß
wirklich Shus das liebliche Suſa, Shuſter dagegen die „lieblichere“
Reſidenz des Shapor geweſen. Die Flüſſe, die auf dem Wege von Suſa
nach Perſien paſſirt wurden, ſind folgende: der Choaspes bei Suſa
(der Kerah und tiefer ſtromab Fluß von Hawiza); zwei Meilen ent-
fernt der Eulaeus (der Ulai im Lande Elam bei Prophet Daniel,
über den die Steinbrücke des Shapour bei Dez Foul führt, Cheref-
feddin III. c. 22. p.
171, jetzt der Fluß von Abſal genannt; cf. Ousely I.
358. 421. 423.); dann acht Meilen weiter der Fluß von Shuſter; Tchehar
Donke bei Chereffeddin l. c., heute der Karoun, von den Alten nicht
genannt, zumal da der Weg wohl unterhalb ſeiner Einmündung
über den Eulaeus führte; hiernächſt folgen zwei Flüſſe, die, den Al-
ten unbekannt und auf neueren Karten nicht verzeichnet, von Timur
auf dem Wege von Shuſter nach Ram Hormuz überſetzt wurden;
zwei Tagemärſche hinter Shuſter erreichte er den Dudanke, wieder
zwei Tage ſpäter den Chourukan Kende, am fünften Tage endlich
den Fluß von Ram Hormuz, den Kopratas der Alten, ſechszehn Mei-
len von Shuſter. Dieſer, ſo wie der Fluß von Fey ſind Nebenflüſſe des
Paſitigris (Abargoun bei Chereff. III. c. 24. p. 185. Dſcherahi heute);
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[240/0254] des zu ordnen. Er beſtätigte dem Satrapen Abulites die Satrapie, übergab die Burg der Stadt Suſa an Mazarus 42), die Feld- hauptmannſchaft der Satrapie nebſt einem Corps von dreitauſend Mann an Archelaus; er wies die Schlöſſer von Suſa der Mutter und den Kindern des Perſerkönigs, die bisher in ſeiner Nähe ge- weſen waren, als künftige Reſidenz an, und umgab ſie mit könig- lichem Hofſtaat; man erzählt, daß er einige Griechiſche Gelehrte an dem Hofe der Prinzeſſinnen zurück ließ, mit dem Wunſche, ſie möchten von dieſen Griechiſch lernen 43). Nach dieſen Einrichtun- gen brach er mit dem Heere gen Perſien auf. Der Weg von Suſa 44) nach Perſien führt anfangs durch die 42) Curt. V. 2. 16. nennt den Xenophilus, der es wenigſtens in ſpäterer Zeit war; Diod. XIX. 17. 43) Diod. XVII. 67. 44) Die Lage von Suſa anlangend, hat noch neuerdings v. Hammer in einem Aufſatze, den ich leider nicht benutzen konnte, zu beweiſen geſucht, daß Shuſter die alte Perſerſtadt und der Karounfluß der Choaspes, daß dagegen die Ruinen von Shus am Kerahfluß das alte Elymais ſeien. Doch ſcheinen die Bemerkungen von Kinneir und Monteith (cf. Ker Porter II. 412 sqq.) hinreichend, zu beweiſen, daß wirklich Shus das liebliche Suſa, Shuſter dagegen die „lieblichere“ Reſidenz des Shapor geweſen. Die Flüſſe, die auf dem Wege von Suſa nach Perſien paſſirt wurden, ſind folgende: der Choaspes bei Suſa (der Kerah und tiefer ſtromab Fluß von Hawiza); zwei Meilen ent- fernt der Eulaeus (der Ulai im Lande Elam bei Prophet Daniel, über den die Steinbrücke des Shapour bei Dez Foul führt, Cheref- feddin III. c. 22. p. 171, jetzt der Fluß von Abſal genannt; cf. Ousely I. 358. 421. 423.); dann acht Meilen weiter der Fluß von Shuſter; Tchehar Donke bei Chereffeddin l. c., heute der Karoun, von den Alten nicht genannt, zumal da der Weg wohl unterhalb ſeiner Einmündung über den Eulaeus führte; hiernächſt folgen zwei Flüſſe, die, den Al- ten unbekannt und auf neueren Karten nicht verzeichnet, von Timur auf dem Wege von Shuſter nach Ram Hormuz überſetzt wurden; zwei Tagemärſche hinter Shuſter erreichte er den Dudanke, wieder zwei Tage ſpäter den Chourukan Kende, am fünften Tage endlich den Fluß von Ram Hormuz, den Kopratas der Alten, ſechszehn Mei- len von Shuſter. Dieſer, ſo wie der Fluß von Fey ſind Nebenflüſſe des Paſitigris (Abargoun bei Chereff. III. c. 24. p. 185. Dſcherahi heute); und etwa eilf Meilen von Ram Hormuz liegt Babehan an der Grenze

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/254>, abgerufen am 22.11.2024.