kommen der Tempelräuber und Landesverräther mit der Zerstörung ihrer Stadt und ihrer Heiligthümer; gewiß ist, daß irgend ein tie- ferer Grund den vorsichtigen König zu diesem Gericht veranlaßt hat 34).
Während dieser Zeit hatte das Schicksal des Königs Artaxer- xes Bessus eine Wendung genommen, wie sie seines Verbrechens und seiner elenden Ohnmacht würdig war; in steter Flucht vor Ale- xander, jedes Wollens und Handelns unfähig, schien er den Gro- ßen in seiner Umgebung ihre letzte Hoffnung zu vereiteln und zu verrathen; es kam dazu, daß selbst in solcher Erniedrigung der Name der Macht noch lockt; und gegen den Königsmörder ward Unrecht für erlaubt gehalten. Der Sogdianer Spitamenes, von dem Anrücken des feindlichen Heeres unterrichtet, hielt es an der Zeit, durch eine That gegen Bessus sich Alexanders Gunst zu erwerben; er theilte den Fürsten Dataphernes, Katanes, Oxyartes seinen Plan mit, sie verständigten sich bald, sie griffen den König Artaxerxes und legten ihn in Ketten, sie meldeten es an Alexander: er möge ihnen eine kleine Heeresabtheilung schicken, so wollten sie den Kö- nigsmörder Bessus ausliefern zur gerechten Strafe. Auf diese Nachricht gewährte Alexander seinen Truppen einige Ruhe, und sandte, während er selbst in kleineren Tagemärschen nachrückte, den Lagiden Ptolemäus mit den Geschwadern der Ritterschaft und der berittenen Schützen, mit einer Phalanx, einer Chiliarchie der Hypas- pisten, den Agrianern und einem Theil der Bogenschützen, im Gan- zen etwa fünf bis sechstausend Mann voraus, die hinreichend schie- nen, selbst wenn das Barbarenheer sich der Auslieferung des Bes- sus widersetzen sollte, dieselbe zu bewerkstelligen. In vier Tagen legte dieses Corps einen Weg von zehn Tagereisen zurück und er-
34)Curt. VII. 5. 28. St. Croix p. 331. Es ist auffallend, daß Arrian von dieser Geschichte schweigt; der vorsichtige Strabo führt sie indeß an, und Callisthenes schrieb von dieser Branchidenortschaft in seinen Denkwürdigkeiten, so daß an der Sache Wahres sein muß. Nach Alexanders Charakter darf man vermuthen, daß Clitarch und nach ihm Curtius, Aelian, Plutarch etc. für den frappanten Schein eines alten und hart gestraften Tempelraubes den wahren Zusam- menhang aufgaben.
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kommen der Tempelraͤuber und Landesverraͤther mit der Zerſtoͤrung ihrer Stadt und ihrer Heiligthuͤmer; gewiß iſt, daß irgend ein tie- ferer Grund den vorſichtigen Koͤnig zu dieſem Gericht veranlaßt hat 34).
Waͤhrend dieſer Zeit hatte das Schickſal des Koͤnigs Artaxer- xes Beſſus eine Wendung genommen, wie ſie ſeines Verbrechens und ſeiner elenden Ohnmacht wuͤrdig war; in ſteter Flucht vor Ale- xander, jedes Wollens und Handelns unfaͤhig, ſchien er den Gro- ßen in ſeiner Umgebung ihre letzte Hoffnung zu vereiteln und zu verrathen; es kam dazu, daß ſelbſt in ſolcher Erniedrigung der Name der Macht noch lockt; und gegen den Koͤnigsmoͤrder ward Unrecht fuͤr erlaubt gehalten. Der Sogdianer Spitamenes, von dem Anruͤcken des feindlichen Heeres unterrichtet, hielt es an der Zeit, durch eine That gegen Beſſus ſich Alexanders Gunſt zu erwerben; er theilte den Fuͤrſten Dataphernes, Katanes, Oxyartes ſeinen Plan mit, ſie verſtaͤndigten ſich bald, ſie griffen den Koͤnig Artaxerxes und legten ihn in Ketten, ſie meldeten es an Alexander: er moͤge ihnen eine kleine Heeresabtheilung ſchicken, ſo wollten ſie den Koͤ- nigsmoͤrder Beſſus ausliefern zur gerechten Strafe. Auf dieſe Nachricht gewaͤhrte Alexander ſeinen Truppen einige Ruhe, und ſandte, waͤhrend er ſelbſt in kleineren Tagemaͤrſchen nachruͤckte, den Lagiden Ptolemaͤus mit den Geſchwadern der Ritterſchaft und der berittenen Schuͤtzen, mit einer Phalanx, einer Chiliarchie der Hypas- piſten, den Agrianern und einem Theil der Bogenſchuͤtzen, im Gan- zen etwa fuͤnf bis ſechstauſend Mann voraus, die hinreichend ſchie- nen, ſelbſt wenn das Barbarenheer ſich der Auslieferung des Beſ- ſus widerſetzen ſollte, dieſelbe zu bewerkſtelligen. In vier Tagen legte dieſes Corps einen Weg von zehn Tagereiſen zuruͤck und er-
34)Curt. VII. 5. 28. St. Croix p. 331. Es iſt auffallend, daß Arrian von dieſer Geſchichte ſchweigt; der vorſichtige Strabo fuͤhrt ſie indeß an, und Calliſthenes ſchrieb von dieſer Branchidenortſchaft in ſeinen Denkwuͤrdigkeiten, ſo daß an der Sache Wahres ſein muß. Nach Alexanders Charakter darf man vermuthen, daß Clitarch und nach ihm Curtius, Aelian, Plutarch ꝛc. fuͤr den frappanten Schein eines alten und hart geſtraften Tempelraubes den wahren Zuſam- menhang aufgaben.
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kommen der Tempelraͤuber und Landesverraͤther mit der Zerſtoͤrung
ihrer Stadt und ihrer Heiligthuͤmer; gewiß iſt, daß irgend ein tie-
ferer Grund den vorſichtigen Koͤnig zu dieſem Gericht veranlaßt
hat 34).
Waͤhrend dieſer Zeit hatte das Schickſal des Koͤnigs Artaxer-
xes Beſſus eine Wendung genommen, wie ſie ſeines Verbrechens
und ſeiner elenden Ohnmacht wuͤrdig war; in ſteter Flucht vor Ale-
xander, jedes Wollens und Handelns unfaͤhig, ſchien er den Gro-
ßen in ſeiner Umgebung ihre letzte Hoffnung zu vereiteln und zu
verrathen; es kam dazu, daß ſelbſt in ſolcher Erniedrigung der
Name der Macht noch lockt; und gegen den Koͤnigsmoͤrder ward
Unrecht fuͤr erlaubt gehalten. Der Sogdianer Spitamenes, von dem
Anruͤcken des feindlichen Heeres unterrichtet, hielt es an der Zeit,
durch eine That gegen Beſſus ſich Alexanders Gunſt zu erwerben;
er theilte den Fuͤrſten Dataphernes, Katanes, Oxyartes ſeinen Plan
mit, ſie verſtaͤndigten ſich bald, ſie griffen den Koͤnig Artaxerxes
und legten ihn in Ketten, ſie meldeten es an Alexander: er moͤge
ihnen eine kleine Heeresabtheilung ſchicken, ſo wollten ſie den Koͤ-
nigsmoͤrder Beſſus ausliefern zur gerechten Strafe. Auf dieſe
Nachricht gewaͤhrte Alexander ſeinen Truppen einige Ruhe, und
ſandte, waͤhrend er ſelbſt in kleineren Tagemaͤrſchen nachruͤckte, den
Lagiden Ptolemaͤus mit den Geſchwadern der Ritterſchaft und der
berittenen Schuͤtzen, mit einer Phalanx, einer Chiliarchie der Hypas-
piſten, den Agrianern und einem Theil der Bogenſchuͤtzen, im Gan-
zen etwa fuͤnf bis ſechstauſend Mann voraus, die hinreichend ſchie-
nen, ſelbſt wenn das Barbarenheer ſich der Auslieferung des Beſ-
ſus widerſetzen ſollte, dieſelbe zu bewerkſtelligen. In vier Tagen
legte dieſes Corps einen Weg von zehn Tagereiſen zuruͤck und er-
34) Curt. VII. 5. 28. St. Croix p. 331. Es iſt auffallend, daß
Arrian von dieſer Geſchichte ſchweigt; der vorſichtige Strabo fuͤhrt
ſie indeß an, und Calliſthenes ſchrieb von dieſer Branchidenortſchaft
in ſeinen Denkwuͤrdigkeiten, ſo daß an der Sache Wahres ſein muß.
Nach Alexanders Charakter darf man vermuthen, daß Clitarch und
nach ihm Curtius, Aelian, Plutarch ꝛc. fuͤr den frappanten Schein
eines alten und hart geſtraften Tempelraubes den wahren Zuſam-
menhang aufgaben.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/321>, abgerufen am 26.06.2024.
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