Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].thischen Nachbarn freundlich gestalten zu wollen; von dem merkwür- 42) Ueber dieß räthselhafte und vielbesprochene Volk, dessen Namen schon Homer und die Griechische Tragödie kennt, wage ich keine Meinung zu äußern; Klaproth hat sich neuerdings so entschieden gegen die von C. Ritter über sie geäußerten Vermuthungen ausgespro- chen, daß ich gespannt bin, wie der große Geograph sich in der neuen Ausgabe seines Werkes über diesen Gegenstand erklären wird. 43) Man hat umsonst diese Bezeichnung zu verdächtigen gesucht; wenn dasselbe Scythische Geschlecht, das die (Sarmatischen) Gegen- den im Norden des Pontus bewohnte, sich über das Kaspische und Aralmeer hinaus bis an den Sihonfluß ausdehnte, so nannte man es mit Recht Europäisch, und daß dem so war, sieht man aus dem Namen Tanais, cf. Klaproth Nouv. Journ. Asiat. t. 1. p. 50. Die Flußnamen überhaupt, welche die Macedonier hier hörten, ge- ben Gelegenheit, die verschiedenen Scythenarten dieser Gegenden zu unterscheiden; während die Scythen am unteren Lauf des Flusses, den sie Tanais nannten, Europäische Scythen, Sarmaten, sind, er- kennt man andere anwohnende Barbaren an dem Flußnamen Iksartes oder Jaxartes für Mongolische Völkerschaften, und es ist unbezwei- felt, daß dieß die Scythen sind, welche nordwärts am oberen Lauf des Stromes bald als Alexanders Feinde auftreten. Der dritte Name des Flusses, Silys, den Plinius aufbewahrt, führt wohl auf Tartarischen Ursprung zurück, wie denn zuverlässig die Scythen im Süden des Stromes, die Saker, Daer, Massageten etc. zu diesem Stamme gehören, (ton Tourkon, ton Sakon kaloumenon to palai. Menander p. 151. cf. Klaproth Mem. rel. a l'Asie II. p. 384.). 44) Schon Herodot 1. 203. und Aristot. Meteor. II. 354. a. 21.
wissen, daß das Kaspische Meer ein geschlossenes ist; und jene An- sicht, daß es mit dem Ocean in Verbindung stehe, scheint mit der Ent- deckung der Einfahrten in das Persische und Arabische Meer (Ar- thiſchen Nachbarn freundlich geſtalten zu wollen; von dem merkwuͤr- 42) Ueber dieß raͤthſelhafte und vielbeſprochene Volk, deſſen Namen ſchon Homer und die Griechiſche Tragoͤdie kennt, wage ich keine Meinung zu aͤußern; Klaproth hat ſich neuerdings ſo entſchieden gegen die von C. Ritter uͤber ſie geaͤußerten Vermuthungen ausgeſpro- chen, daß ich geſpannt bin, wie der große Geograph ſich in der neuen Ausgabe ſeines Werkes uͤber dieſen Gegenſtand erklaͤren wird. 43) Man hat umſonſt dieſe Bezeichnung zu verdaͤchtigen geſucht; wenn daſſelbe Scythiſche Geſchlecht, das die (Sarmatiſchen) Gegen- den im Norden des Pontus bewohnte, ſich uͤber das Kaspiſche und Aralmeer hinaus bis an den Sihonfluß ausdehnte, ſo nannte man es mit Recht Europaͤiſch, und daß dem ſo war, ſieht man aus dem Namen Tanais, cf. Klaproth Nouv. Journ. Asiat. t. 1. p. 50. Die Flußnamen uͤberhaupt, welche die Macedonier hier hoͤrten, ge- ben Gelegenheit, die verſchiedenen Scythenarten dieſer Gegenden zu unterſcheiden; waͤhrend die Scythen am unteren Lauf des Fluſſes, den ſie Tanais nannten, Europaͤiſche Scythen, Sarmaten, ſind, er- kennt man andere anwohnende Barbaren an dem Flußnamen Ikſartes oder Jaxartes fuͤr Mongoliſche Voͤlkerſchaften, und es iſt unbezwei- felt, daß dieß die Scythen ſind, welche nordwaͤrts am oberen Lauf des Stromes bald als Alexanders Feinde auftreten. Der dritte Name des Fluſſes, Silys, den Plinius aufbewahrt, fuͤhrt wohl auf Tartariſchen Urſprung zuruͤck, wie denn zuverlaͤſſig die Scythen im Suͤden des Stromes, die Saker, Daer, Maſſageten ꝛc. zu dieſem Stamme gehoͤren, (τῶν Τούϱκων, τῶν Σάκων καλουμένων τὸ παλαί. Menander p. 151. cf. Klaproth Mem. rel. à l’Asie II. p. 384.). 44) Schon Herodot 1. 203. und Aristot. Meteor. II. 354. a. 21.
wiſſen, daß das Kaspiſche Meer ein geſchloſſenes iſt; und jene An- ſicht, daß es mit dem Ocean in Verbindung ſtehe, ſcheint mit der Ent- deckung der Einfahrten in das Perſiſche und Arabiſche Meer (Ar- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0327" n="313"/> thiſchen Nachbarn freundlich geſtalten zu wollen; von dem merkwuͤr-<lb/> digen Volke der Abier <note place="foot" n="42)">Ueber dieß raͤthſelhafte und vielbeſprochene Volk, deſſen Namen<lb/> ſchon Homer und die Griechiſche Tragoͤdie kennt, wage ich keine<lb/> Meinung zu aͤußern; Klaproth hat ſich neuerdings ſo entſchieden<lb/> gegen die von C. Ritter uͤber ſie geaͤußerten Vermuthungen ausgeſpro-<lb/> chen, daß ich geſpannt bin, wie der große Geograph ſich in der neuen<lb/> Ausgabe ſeines Werkes uͤber dieſen Gegenſtand erklaͤren wird.</note>, ſo wie von den ſogenannten Europaͤi-<lb/> ſchen Scythen <note place="foot" n="43)">Man hat umſonſt dieſe Bezeichnung zu verdaͤchtigen geſucht;<lb/> wenn daſſelbe Scythiſche Geſchlecht, das die (Sarmatiſchen) Gegen-<lb/> den im Norden des Pontus bewohnte, ſich uͤber das Kaspiſche und<lb/> Aralmeer hinaus bis an den Sihonfluß ausdehnte, ſo nannte man<lb/> es mit Recht Europaͤiſch, und daß dem ſo war, ſieht man aus dem<lb/> Namen Tanais, <hi rendition="#aq">cf. Klaproth Nouv. Journ. Asiat. t. 1. p.</hi> 50.<lb/> Die Flußnamen uͤberhaupt, welche die Macedonier hier hoͤrten, ge-<lb/> ben Gelegenheit, die verſchiedenen Scythenarten dieſer Gegenden zu<lb/> unterſcheiden; waͤhrend die Scythen am unteren Lauf des Fluſſes,<lb/> den ſie Tanais nannten, Europaͤiſche Scythen, Sarmaten, ſind, er-<lb/> kennt man andere anwohnende Barbaren an dem Flußnamen Ikſartes<lb/> oder Jaxartes fuͤr Mongoliſche Voͤlkerſchaften, und es iſt unbezwei-<lb/> felt, daß dieß die Scythen ſind, welche nordwaͤrts am oberen Lauf<lb/> des Stromes bald als Alexanders Feinde auftreten. Der dritte<lb/> Name des Fluſſes, Silys, den Plinius aufbewahrt, fuͤhrt wohl<lb/> auf Tartariſchen Urſprung zuruͤck, wie denn zuverlaͤſſig die Scythen<lb/> im Suͤden des Stromes, die Saker, Daer, Maſſageten ꝛc. zu dieſem<lb/> Stamme gehoͤren, (τῶν Τούϱκων, τῶν Σάκων καλουμένων τὸ παλαί.<lb/><hi rendition="#aq">Menander p. 151. cf. Klaproth Mem. rel. à l’Asie II. p.</hi> 384.).</note>, kamen Geſandſchaften an den Koͤnig, mit ihm<lb/> Buͤndniß und Freundſchaft zu ſchließen; Alexander ließ mit den<lb/> Scythen einige ſeiner Vertrauten zuruͤckreiſen, angeblich, um durch<lb/> ſeine Geſandten Freundſchaft mit ihrem Koͤnige zu ſchließen, in der<lb/> That aber, um uͤber das Land der Scythen, uͤber die Bevoͤlkerung<lb/> des Landes, uͤber die Lebensweiſe, die koͤrperliche Beſchaffenheit und<lb/> das Waffenthum der Scythen ſichere Nachricht zu erhalten. <note xml:id="note-0327" next="#note-0328" place="foot" n="44)">Schon <hi rendition="#aq">Herodot</hi> 1. 203. und <hi rendition="#aq">Aristot. Meteor. II. 354. a.</hi> 21.<lb/> wiſſen, daß das Kaspiſche Meer ein geſchloſſenes iſt; und jene An-<lb/> ſicht, daß es mit dem Ocean in Verbindung ſtehe, ſcheint mit der Ent-<lb/> deckung der Einfahrten in das Perſiſche und Arabiſche Meer (<hi rendition="#aq">Ar-</hi></note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0327]
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digen Volke der Abier 42), ſo wie von den ſogenannten Europaͤi-
ſchen Scythen 43), kamen Geſandſchaften an den Koͤnig, mit ihm
Buͤndniß und Freundſchaft zu ſchließen; Alexander ließ mit den
Scythen einige ſeiner Vertrauten zuruͤckreiſen, angeblich, um durch
ſeine Geſandten Freundſchaft mit ihrem Koͤnige zu ſchließen, in der
That aber, um uͤber das Land der Scythen, uͤber die Bevoͤlkerung
des Landes, uͤber die Lebensweiſe, die koͤrperliche Beſchaffenheit und
das Waffenthum der Scythen ſichere Nachricht zu erhalten. 44)
42) Ueber dieß raͤthſelhafte und vielbeſprochene Volk, deſſen Namen
ſchon Homer und die Griechiſche Tragoͤdie kennt, wage ich keine
Meinung zu aͤußern; Klaproth hat ſich neuerdings ſo entſchieden
gegen die von C. Ritter uͤber ſie geaͤußerten Vermuthungen ausgeſpro-
chen, daß ich geſpannt bin, wie der große Geograph ſich in der neuen
Ausgabe ſeines Werkes uͤber dieſen Gegenſtand erklaͤren wird.
43) Man hat umſonſt dieſe Bezeichnung zu verdaͤchtigen geſucht;
wenn daſſelbe Scythiſche Geſchlecht, das die (Sarmatiſchen) Gegen-
den im Norden des Pontus bewohnte, ſich uͤber das Kaspiſche und
Aralmeer hinaus bis an den Sihonfluß ausdehnte, ſo nannte man
es mit Recht Europaͤiſch, und daß dem ſo war, ſieht man aus dem
Namen Tanais, cf. Klaproth Nouv. Journ. Asiat. t. 1. p. 50.
Die Flußnamen uͤberhaupt, welche die Macedonier hier hoͤrten, ge-
ben Gelegenheit, die verſchiedenen Scythenarten dieſer Gegenden zu
unterſcheiden; waͤhrend die Scythen am unteren Lauf des Fluſſes,
den ſie Tanais nannten, Europaͤiſche Scythen, Sarmaten, ſind, er-
kennt man andere anwohnende Barbaren an dem Flußnamen Ikſartes
oder Jaxartes fuͤr Mongoliſche Voͤlkerſchaften, und es iſt unbezwei-
felt, daß dieß die Scythen ſind, welche nordwaͤrts am oberen Lauf
des Stromes bald als Alexanders Feinde auftreten. Der dritte
Name des Fluſſes, Silys, den Plinius aufbewahrt, fuͤhrt wohl
auf Tartariſchen Urſprung zuruͤck, wie denn zuverlaͤſſig die Scythen
im Suͤden des Stromes, die Saker, Daer, Maſſageten ꝛc. zu dieſem
Stamme gehoͤren, (τῶν Τούϱκων, τῶν Σάκων καλουμένων τὸ παλαί.
Menander p. 151. cf. Klaproth Mem. rel. à l’Asie II. p. 384.).
44) Schon Herodot 1. 203. und Aristot. Meteor. II. 354. a. 21.
wiſſen, daß das Kaspiſche Meer ein geſchloſſenes iſt; und jene An-
ſicht, daß es mit dem Ocean in Verbindung ſtehe, ſcheint mit der Ent-
deckung der Einfahrten in das Perſiſche und Arabiſche Meer (Ar-
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