wurden niedergehauen; Alexander selbst setzte sogleich durch den Strom, bald waren die fliehenden Schaaren eingeholt, von Neuem begann das Gemetzel; wer entkam, rettete sich in eine nahe liegende Feste, die übrigen ergaben sich dem Sieger. Sobald das Fußvolk nachgekommen war, entsandte der König den Pithon mit seiner Phalanx und zweien Geschwadern gegen diese Feste, sie fiel beim ersten Sturm, und die Mallier in ihr wurden zu Kriegsgefangenen gemacht, worauf sich Pithon wieder mit Alexander vereinte.
Alexander war indessen gegen eine Brachmanenstadt, in die sich gleichfalls viele Mallier geworfen hatten, vorgerückt und hatte sofort die Mauern umzingelt und sie zu untergraben beginnen las- sen; zugleich von den Geschossen der Macedonier bedeutend mitge- nommen, zogen sich die Indier in die Burg der Stadt zurück; eine Schaar Macedonier war allzu kühn vorgegangen und mit in die Burg hineingedrungen; aber sie vermochte sich nicht gegen die Uebermacht zu halten; fast abgeschnitten, schlug sie sich mit bedeu- tendem Verluste durch. Das steigerte die Erbitterung der Mace- donier, sofort ließ Alexander Sturmleitern heran bringen und die Burgmauern unterminiren; sobald ein Thurm und der daran sto- ßende Theil der Mauer eingestürzt war und eine Bresche zum Stürmen darbot, war Alexander der erste auf den Trümmern, ihm nach drangen jubelnd die Macedonier und in kurzer Zeit war die Mauer trotz der tapfersten Gegenwehr von Feinden gesäubert; viele von ihnen wurden im Kampfe erschlagen, andere warfen sich in die Gebäude, steckten sie in Brand und schleuderten, während die Feuersbrunst ungehemmt um sich griff, aus den brennenden Häusern Speere und Balken auf die Macedonier, bis sie der Gluth und dem Dampf erlagen. Wenige fielen lebend den Ma- cedoniern in die Hände, gegen fünftausend waren beim Sturm und beim Brande der Burg umgekommen 95).
Alexander ließ hier seine, durch die ungeheueren Anstrengun- gen der letzten fünf Tage erschöpften Truppen einen Tag ruhen; mit frischen Kräften zogen sie dann aus, die anderen Mallischen Städte auf der Südseite des Hyarotis zu erobern; aber überall
95)Arrian. VI. 7.
wurden niedergehauen; Alexander ſelbſt ſetzte ſogleich durch den Strom, bald waren die fliehenden Schaaren eingeholt, von Neuem begann das Gemetzel; wer entkam, rettete ſich in eine nahe liegende Feſte, die uͤbrigen ergaben ſich dem Sieger. Sobald das Fußvolk nachgekommen war, entſandte der Koͤnig den Pithon mit ſeiner Phalanx und zweien Geſchwadern gegen dieſe Feſte, ſie fiel beim erſten Sturm, und die Mallier in ihr wurden zu Kriegsgefangenen gemacht, worauf ſich Pithon wieder mit Alexander vereinte.
Alexander war indeſſen gegen eine Brachmanenſtadt, in die ſich gleichfalls viele Mallier geworfen hatten, vorgeruͤckt und hatte ſofort die Mauern umzingelt und ſie zu untergraben beginnen laſ- ſen; zugleich von den Geſchoſſen der Macedonier bedeutend mitge- nommen, zogen ſich die Indier in die Burg der Stadt zuruͤck; eine Schaar Macedonier war allzu kuͤhn vorgegangen und mit in die Burg hineingedrungen; aber ſie vermochte ſich nicht gegen die Uebermacht zu halten; faſt abgeſchnitten, ſchlug ſie ſich mit bedeu- tendem Verluſte durch. Das ſteigerte die Erbitterung der Mace- donier, ſofort ließ Alexander Sturmleitern heran bringen und die Burgmauern unterminiren; ſobald ein Thurm und der daran ſto- ßende Theil der Mauer eingeſtuͤrzt war und eine Breſche zum Stuͤrmen darbot, war Alexander der erſte auf den Truͤmmern, ihm nach drangen jubelnd die Macedonier und in kurzer Zeit war die Mauer trotz der tapferſten Gegenwehr von Feinden geſaͤubert; viele von ihnen wurden im Kampfe erſchlagen, andere warfen ſich in die Gebaͤude, ſteckten ſie in Brand und ſchleuderten, waͤhrend die Feuersbrunſt ungehemmt um ſich griff, aus den brennenden Haͤuſern Speere und Balken auf die Macedonier, bis ſie der Gluth und dem Dampf erlagen. Wenige fielen lebend den Ma- cedoniern in die Haͤnde, gegen fuͤnftauſend waren beim Sturm und beim Brande der Burg umgekommen 95).
Alexander ließ hier ſeine, durch die ungeheueren Anſtrengun- gen der letzten fuͤnf Tage erſchoͤpften Truppen einen Tag ruhen; mit friſchen Kraͤften zogen ſie dann aus, die anderen Malliſchen Staͤdte auf der Suͤdſeite des Hyarotis zu erobern; aber uͤberall
95)Arrian. VI. 7.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0450"n="436"/>
wurden niedergehauen; Alexander ſelbſt ſetzte ſogleich durch den<lb/>
Strom, bald waren die fliehenden Schaaren eingeholt, von Neuem<lb/>
begann das Gemetzel; wer entkam, rettete ſich in eine nahe liegende<lb/>
Feſte, die uͤbrigen ergaben ſich dem Sieger. Sobald das Fußvolk<lb/>
nachgekommen war, entſandte der Koͤnig den Pithon mit ſeiner<lb/>
Phalanx und zweien Geſchwadern gegen dieſe Feſte, ſie fiel beim<lb/>
erſten Sturm, und die Mallier in ihr wurden zu Kriegsgefangenen<lb/>
gemacht, worauf ſich Pithon wieder mit Alexander vereinte.</p><lb/><p>Alexander war indeſſen gegen eine Brachmanenſtadt, in die<lb/>ſich gleichfalls viele Mallier geworfen hatten, vorgeruͤckt und hatte<lb/>ſofort die Mauern umzingelt und ſie zu untergraben beginnen laſ-<lb/>ſen; zugleich von den Geſchoſſen der Macedonier bedeutend mitge-<lb/>
nommen, zogen ſich die Indier in die Burg der Stadt zuruͤck;<lb/>
eine Schaar Macedonier war allzu kuͤhn vorgegangen und mit in<lb/>
die Burg hineingedrungen; aber ſie vermochte ſich nicht gegen die<lb/>
Uebermacht zu halten; faſt abgeſchnitten, ſchlug ſie ſich mit bedeu-<lb/>
tendem Verluſte durch. Das ſteigerte die Erbitterung der Mace-<lb/>
donier, ſofort ließ Alexander Sturmleitern heran bringen und die<lb/>
Burgmauern unterminiren; ſobald ein Thurm und der daran ſto-<lb/>
ßende Theil der Mauer eingeſtuͤrzt war und eine Breſche zum<lb/>
Stuͤrmen darbot, war Alexander der erſte auf den Truͤmmern, ihm<lb/>
nach drangen jubelnd die Macedonier und in kurzer Zeit war die<lb/>
Mauer trotz der tapferſten Gegenwehr von Feinden geſaͤubert;<lb/>
viele von ihnen wurden im Kampfe erſchlagen, andere warfen ſich<lb/>
in die Gebaͤude, ſteckten ſie in Brand und ſchleuderten, waͤhrend<lb/>
die Feuersbrunſt ungehemmt um ſich griff, aus den brennenden<lb/>
Haͤuſern Speere und Balken auf die Macedonier, bis ſie der<lb/>
Gluth und dem Dampf erlagen. Wenige fielen lebend den Ma-<lb/>
cedoniern in die Haͤnde, gegen fuͤnftauſend waren beim Sturm<lb/>
und beim Brande der Burg umgekommen <noteplace="foot"n="95)"><hirendition="#aq">Arrian. VI. 7.</hi></note>.</p><lb/><p>Alexander ließ hier ſeine, durch die ungeheueren Anſtrengun-<lb/>
gen der letzten fuͤnf Tage erſchoͤpften Truppen einen Tag ruhen;<lb/>
mit friſchen Kraͤften zogen ſie dann aus, die anderen Malliſchen<lb/>
Staͤdte auf der Suͤdſeite des Hyarotis zu erobern; aber uͤberall<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[436/0450]
wurden niedergehauen; Alexander ſelbſt ſetzte ſogleich durch den
Strom, bald waren die fliehenden Schaaren eingeholt, von Neuem
begann das Gemetzel; wer entkam, rettete ſich in eine nahe liegende
Feſte, die uͤbrigen ergaben ſich dem Sieger. Sobald das Fußvolk
nachgekommen war, entſandte der Koͤnig den Pithon mit ſeiner
Phalanx und zweien Geſchwadern gegen dieſe Feſte, ſie fiel beim
erſten Sturm, und die Mallier in ihr wurden zu Kriegsgefangenen
gemacht, worauf ſich Pithon wieder mit Alexander vereinte.
Alexander war indeſſen gegen eine Brachmanenſtadt, in die
ſich gleichfalls viele Mallier geworfen hatten, vorgeruͤckt und hatte
ſofort die Mauern umzingelt und ſie zu untergraben beginnen laſ-
ſen; zugleich von den Geſchoſſen der Macedonier bedeutend mitge-
nommen, zogen ſich die Indier in die Burg der Stadt zuruͤck;
eine Schaar Macedonier war allzu kuͤhn vorgegangen und mit in
die Burg hineingedrungen; aber ſie vermochte ſich nicht gegen die
Uebermacht zu halten; faſt abgeſchnitten, ſchlug ſie ſich mit bedeu-
tendem Verluſte durch. Das ſteigerte die Erbitterung der Mace-
donier, ſofort ließ Alexander Sturmleitern heran bringen und die
Burgmauern unterminiren; ſobald ein Thurm und der daran ſto-
ßende Theil der Mauer eingeſtuͤrzt war und eine Breſche zum
Stuͤrmen darbot, war Alexander der erſte auf den Truͤmmern, ihm
nach drangen jubelnd die Macedonier und in kurzer Zeit war die
Mauer trotz der tapferſten Gegenwehr von Feinden geſaͤubert;
viele von ihnen wurden im Kampfe erſchlagen, andere warfen ſich
in die Gebaͤude, ſteckten ſie in Brand und ſchleuderten, waͤhrend
die Feuersbrunſt ungehemmt um ſich griff, aus den brennenden
Haͤuſern Speere und Balken auf die Macedonier, bis ſie der
Gluth und dem Dampf erlagen. Wenige fielen lebend den Ma-
cedoniern in die Haͤnde, gegen fuͤnftauſend waren beim Sturm
und beim Brande der Burg umgekommen 95).
Alexander ließ hier ſeine, durch die ungeheueren Anſtrengun-
gen der letzten fuͤnf Tage erſchoͤpften Truppen einen Tag ruhen;
mit friſchen Kraͤften zogen ſie dann aus, die anderen Malliſchen
Staͤdte auf der Suͤdſeite des Hyarotis zu erobern; aber uͤberall
95) Arrian. VI. 7.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/450>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.