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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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ihrem Führer, die Trefflichkeit und Pracht der Zurüstungen, die
Zuversicht, mit der ihr König einen glücklichen Erfolg verhieß,
der Ruhm, an der kühnsten und gefahrvollsten Unternehmung,
welche je gewagt worden, Antheil zu haben, endlich das Beispiel
des großen Königs, der die brandende Mündung des Indus hin-
durch auf die Höhe des Oceans gefahren war, das Alles ließ sie
mit Verlangen und Freudigkeit den Tag der Abfahrt erwarten.

Alexander hatte Gelegenheit gehabt, sich über die Natur der
Mussonwinde zu unterrichten; sie wehen regelmäßig während des
Sommers von Südwest, während des Winters von Nordost,
doch werden diese Nordostmussons durch die gerade westwärts
streichende Küste von Gedrosien zu einem beständigen Ostwinde;
dieser beginnt mit einigem Schwanken im Oktober, wird gegen
Ende des Monats stehend und weht dann unausgesetzt bis in den
Februar. Diese merkwürdige Eigenthümlichkeit des Indischen
Oceans, höchst günstig für die beabsichtigte Küstenfahrt der Flotte,
mußte natürlich benutzt und das Absegeln der Flotte demnach auf
Ende Oktober bestimmt werden 122). Der Aufbruch des Landheeres
durfte nicht so lange verschoben werden, da eines Theils der Zu-

stand
122) Die Zeitbestimmung ergiebt sich aus folgenden Angaben:
Um die Zeit des Siriusaufganges (Ende Juli) war Alexander von
Nicäa aus in Pattala angekommen (Strabo XV. p. 259.); Plut-
arch zählt für die Fahrt bis hierher nur sieben Monate, Strabo
dagegen zehn, wohl bis zum Ocean, da von Nicäa bis Pattala
in der That neun Monate (von Anfang November 326. bis Ende
Juli 325.) gebraucht wurden. Nearch segelte den 22. September
ab (siehe unten) und traf nach etwa achtzig Tagen, gegen
den 16. December in Karamanien wieder mit Alexander zu-
sammen. Alexander war zwei Monate von der Grenze der Ori-
ten bis Pura marschirt, vom Indus bis zu den Oriten sind gegen
vierzig Meilen, bei den mancherlei Hindernissen, die sich vorfanden,
ein Weg von mindestens zwanzig Tagen; von Pura bis zu dem
Orte des Zusammentreffens ist nicht ganz so weit; man darf vom
Indus bis zur Zusammenkunft in Karamanien etwas mehr als drei
Monate rechnen, so daß Alexander also gegen Ende August aus
Pattala aufbrach.

ihrem Fuͤhrer, die Trefflichkeit und Pracht der Zuruͤſtungen, die
Zuverſicht, mit der ihr Koͤnig einen gluͤcklichen Erfolg verhieß,
der Ruhm, an der kuͤhnſten und gefahrvollſten Unternehmung,
welche je gewagt worden, Antheil zu haben, endlich das Beiſpiel
des großen Koͤnigs, der die brandende Muͤndung des Indus hin-
durch auf die Hoͤhe des Oceans gefahren war, das Alles ließ ſie
mit Verlangen und Freudigkeit den Tag der Abfahrt erwarten.

Alexander hatte Gelegenheit gehabt, ſich uͤber die Natur der
Muſſonwinde zu unterrichten; ſie wehen regelmaͤßig waͤhrend des
Sommers von Suͤdweſt, waͤhrend des Winters von Nordoſt,
doch werden dieſe Nordoſtmuſſons durch die gerade weſtwaͤrts
ſtreichende Kuͤſte von Gedroſien zu einem beſtaͤndigen Oſtwinde;
dieſer beginnt mit einigem Schwanken im Oktober, wird gegen
Ende des Monats ſtehend und weht dann unausgeſetzt bis in den
Februar. Dieſe merkwuͤrdige Eigenthuͤmlichkeit des Indiſchen
Oceans, hoͤchſt guͤnſtig fuͤr die beabſichtigte Kuͤſtenfahrt der Flotte,
mußte natuͤrlich benutzt und das Abſegeln der Flotte demnach auf
Ende Oktober beſtimmt werden 122). Der Aufbruch des Landheeres
durfte nicht ſo lange verſchoben werden, da eines Theils der Zu-

ſtand
122) Die Zeitbeſtimmung ergiebt ſich aus folgenden Angaben:
Um die Zeit des Siriusaufganges (Ende Juli) war Alexander von
Nicaͤa aus in Pattala angekommen (Strabo XV. p. 259.); Plut-
arch zaͤhlt fuͤr die Fahrt bis hierher nur ſieben Monate, Strabo
dagegen zehn, wohl bis zum Ocean, da von Nicaͤa bis Pattala
in der That neun Monate (von Anfang November 326. bis Ende
Juli 325.) gebraucht wurden. Nearch ſegelte den 22. September
ab (ſiehe unten) und traf nach etwa achtzig Tagen, gegen
den 16. December in Karamanien wieder mit Alexander zu-
ſammen. Alexander war zwei Monate von der Grenze der Ori-
ten bis Pura marſchirt, vom Indus bis zu den Oriten ſind gegen
vierzig Meilen, bei den mancherlei Hinderniſſen, die ſich vorfanden,
ein Weg von mindeſtens zwanzig Tagen; von Pura bis zu dem
Orte des Zuſammentreffens iſt nicht ganz ſo weit; man darf vom
Indus bis zur Zuſammenkunft in Karamanien etwas mehr als drei
Monate rechnen, ſo daß Alexander alſo gegen Ende Auguſt aus
Pattala aufbrach.
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[464/0478] ihrem Fuͤhrer, die Trefflichkeit und Pracht der Zuruͤſtungen, die Zuverſicht, mit der ihr Koͤnig einen gluͤcklichen Erfolg verhieß, der Ruhm, an der kuͤhnſten und gefahrvollſten Unternehmung, welche je gewagt worden, Antheil zu haben, endlich das Beiſpiel des großen Koͤnigs, der die brandende Muͤndung des Indus hin- durch auf die Hoͤhe des Oceans gefahren war, das Alles ließ ſie mit Verlangen und Freudigkeit den Tag der Abfahrt erwarten. Alexander hatte Gelegenheit gehabt, ſich uͤber die Natur der Muſſonwinde zu unterrichten; ſie wehen regelmaͤßig waͤhrend des Sommers von Suͤdweſt, waͤhrend des Winters von Nordoſt, doch werden dieſe Nordoſtmuſſons durch die gerade weſtwaͤrts ſtreichende Kuͤſte von Gedroſien zu einem beſtaͤndigen Oſtwinde; dieſer beginnt mit einigem Schwanken im Oktober, wird gegen Ende des Monats ſtehend und weht dann unausgeſetzt bis in den Februar. Dieſe merkwuͤrdige Eigenthuͤmlichkeit des Indiſchen Oceans, hoͤchſt guͤnſtig fuͤr die beabſichtigte Kuͤſtenfahrt der Flotte, mußte natuͤrlich benutzt und das Abſegeln der Flotte demnach auf Ende Oktober beſtimmt werden 122). Der Aufbruch des Landheeres durfte nicht ſo lange verſchoben werden, da eines Theils der Zu- ſtand 122) Die Zeitbeſtimmung ergiebt ſich aus folgenden Angaben: Um die Zeit des Siriusaufganges (Ende Juli) war Alexander von Nicaͤa aus in Pattala angekommen (Strabo XV. p. 259.); Plut- arch zaͤhlt fuͤr die Fahrt bis hierher nur ſieben Monate, Strabo dagegen zehn, wohl bis zum Ocean, da von Nicaͤa bis Pattala in der That neun Monate (von Anfang November 326. bis Ende Juli 325.) gebraucht wurden. Nearch ſegelte den 22. September ab (ſiehe unten) und traf nach etwa achtzig Tagen, gegen den 16. December in Karamanien wieder mit Alexander zu- ſammen. Alexander war zwei Monate von der Grenze der Ori- ten bis Pura marſchirt, vom Indus bis zu den Oriten ſind gegen vierzig Meilen, bei den mancherlei Hinderniſſen, die ſich vorfanden, ein Weg von mindeſtens zwanzig Tagen; von Pura bis zu dem Orte des Zuſammentreffens iſt nicht ganz ſo weit; man darf vom Indus bis zur Zuſammenkunft in Karamanien etwas mehr als drei Monate rechnen, ſo daß Alexander alſo gegen Ende Auguſt aus Pattala aufbrach.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/478>, abgerufen am 22.11.2024.