Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Schrecken; und als nun endlich gar bei dem weiteren Marsche, 9) Man hat die Darstellung des Zuges durch die Wüste für
übertrieben halten wollen. Neuere Berichte, namentlich Pottingers, beweisen ihre Wahrhaftigkeit, die auch schon der Name Nearchs verbürgen würde, aus dessen Denkwürdigkeiten Arrian und Strabo ziemlich übereinstimmend excerpirt haben. Man vergleiche Pottin- gers Tagebuch vom April, mit Strabo XV. p. 307 und Arrian VI. 23. Den Weg im Einzelnen zu verfolgen ist natürlich unmöglich, doch scheint er nie über die Klippenzüge, die bis auf 10 bis 15 Meilen von der Küste entfernt sind, nordwärts gegangen zu sein. Den schnell anschwellenden Strom hat man für den Dustee, der mit dem Hindmend in Verbindung zu sein scheint, halten wollen, doch ohne gehörigen Grund. Auch über die Lage von Pura läßt sich nichts mit Bestimmtheit sagen, da der Name in Gedrosien häufig zu sein scheint; doch möchte die Gegend des heutigen Puhra Schrecken; und als nun endlich gar bei dem weiteren Marſche, 9) Man hat die Darſtellung des Zuges durch die Wuͤſte fuͤr
uͤbertrieben halten wollen. Neuere Berichte, namentlich Pottingers, beweiſen ihre Wahrhaftigkeit, die auch ſchon der Name Nearchs verbuͤrgen wuͤrde, aus deſſen Denkwuͤrdigkeiten Arrian und Strabo ziemlich uͤbereinſtimmend excerpirt haben. Man vergleiche Pottin- gers Tagebuch vom April, mit Strabo XV. p. 307 und Arrian VI. 23. Den Weg im Einzelnen zu verfolgen iſt natuͤrlich unmoͤglich, doch ſcheint er nie uͤber die Klippenzuͤge, die bis auf 10 bis 15 Meilen von der Kuͤſte entfernt ſind, nordwaͤrts gegangen zu ſein. Den ſchnell anſchwellenden Strom hat man fuͤr den Duſtee, der mit dem Hindmend in Verbindung zu ſein ſcheint, halten wollen, doch ohne gehoͤrigen Grund. Auch uͤber die Lage von Pura laͤßt ſich nichts mit Beſtimmtheit ſagen, da der Name in Gedroſien haͤufig zu ſein ſcheint; doch moͤchte die Gegend des heutigen Puhra <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0489" n="475"/> Schrecken; und als nun endlich gar bei dem weiteren Marſche,<lb/> da ein heftigerer Wind die Duͤnen der Wuͤſte durcheinander trieb<lb/> und allen Weg ſpurlos verwehte, die landeingeborenen Fuͤhrer ver-<lb/> irrten und nicht mehr wo noch wohin wußten, da ſank auch dem<lb/> Muthigſten der Muth, und der Untergang ſchien Allen gewiß.<lb/> Alexander aber ſammelte die kraͤftigſten der Ritter, eine kleine<lb/> Schaar, um ſich, mit ihnen das Meer zu ſuchen, er beſchwor ſie,<lb/> die letzten Kraͤfte zuſammen zu nehmen und ihm zu folgen. Sie<lb/> ritten mittagwaͤrts durch die tiefen Duͤnen, von Durſt gequaͤlt,<lb/> in der tiefſten Erſchoͤpfung; die Pferde ſtuͤrzten zuſammen, die<lb/> Reuter vermochten nicht ſich weiter zu ſchleppen, nur der Koͤnig<lb/> mit fuͤnf Anderen war unermuͤdlich vorgedrungen; ſie ſahen end-<lb/> lich die blaue See, ſie ritten hinab, ſie gruben mit ihren Schwerd-<lb/> tern im Sande nach ſuͤßem Waſſer und ein Quell ſprudelte her-<lb/> vor, ſie zu erquicken; dann eilte Alexander zuruͤck zum Heere und<lb/> fuͤhrte es hinab an den kuͤhleren Strand, und zu den ſuͤßen Quel-<lb/> len, die dort rieſelten. Und die Fuͤhrer fanden ſich wieder zurecht,<lb/> und fuͤhrten das Heer noch ſieben Tage lang an der Kuͤſte, wo<lb/> an Waſſer nicht Mangel und auch hie und da Vorraͤthe und<lb/> Dorfſchaften waren; mit dem ſiebenten Tage wandte man ſich<lb/> landeinwaͤrts und zog durch fruchtprangende und heitere Gegenden<lb/> gen Pura, der Reſidenz der Satrapie Gedroſien <note xml:id="note-0489" next="#note-0490" place="foot" n="9)">Man hat die Darſtellung des Zuges durch die Wuͤſte fuͤr<lb/> uͤbertrieben halten wollen. Neuere Berichte, namentlich Pottingers,<lb/> beweiſen ihre Wahrhaftigkeit, die auch ſchon der Name Nearchs<lb/> verbuͤrgen wuͤrde, aus deſſen Denkwuͤrdigkeiten Arrian und Strabo<lb/> ziemlich uͤbereinſtimmend excerpirt haben. Man vergleiche Pottin-<lb/> gers Tagebuch vom April, mit <hi rendition="#aq">Strabo XV. p.</hi> 307 und <hi rendition="#aq">Arrian VI.</hi><lb/> 23. Den Weg im Einzelnen zu verfolgen iſt natuͤrlich unmoͤglich,<lb/> doch ſcheint er nie uͤber die Klippenzuͤge, die bis auf <hi rendition="#b">10</hi> bis <hi rendition="#b">15</hi><lb/> Meilen von der Kuͤſte entfernt ſind, nordwaͤrts gegangen zu ſein.<lb/> Den ſchnell anſchwellenden Strom hat man fuͤr den Duſtee, der<lb/> mit dem Hindmend in Verbindung zu ſein ſcheint, halten wollen,<lb/> doch ohne gehoͤrigen Grund. Auch uͤber die Lage von Pura laͤßt<lb/> ſich nichts mit Beſtimmtheit ſagen, da der Name in Gedroſien<lb/> haͤufig zu ſein ſcheint; doch moͤchte die Gegend des heutigen Puhra</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [475/0489]
Schrecken; und als nun endlich gar bei dem weiteren Marſche,
da ein heftigerer Wind die Duͤnen der Wuͤſte durcheinander trieb
und allen Weg ſpurlos verwehte, die landeingeborenen Fuͤhrer ver-
irrten und nicht mehr wo noch wohin wußten, da ſank auch dem
Muthigſten der Muth, und der Untergang ſchien Allen gewiß.
Alexander aber ſammelte die kraͤftigſten der Ritter, eine kleine
Schaar, um ſich, mit ihnen das Meer zu ſuchen, er beſchwor ſie,
die letzten Kraͤfte zuſammen zu nehmen und ihm zu folgen. Sie
ritten mittagwaͤrts durch die tiefen Duͤnen, von Durſt gequaͤlt,
in der tiefſten Erſchoͤpfung; die Pferde ſtuͤrzten zuſammen, die
Reuter vermochten nicht ſich weiter zu ſchleppen, nur der Koͤnig
mit fuͤnf Anderen war unermuͤdlich vorgedrungen; ſie ſahen end-
lich die blaue See, ſie ritten hinab, ſie gruben mit ihren Schwerd-
tern im Sande nach ſuͤßem Waſſer und ein Quell ſprudelte her-
vor, ſie zu erquicken; dann eilte Alexander zuruͤck zum Heere und
fuͤhrte es hinab an den kuͤhleren Strand, und zu den ſuͤßen Quel-
len, die dort rieſelten. Und die Fuͤhrer fanden ſich wieder zurecht,
und fuͤhrten das Heer noch ſieben Tage lang an der Kuͤſte, wo
an Waſſer nicht Mangel und auch hie und da Vorraͤthe und
Dorfſchaften waren; mit dem ſiebenten Tage wandte man ſich
landeinwaͤrts und zog durch fruchtprangende und heitere Gegenden
gen Pura, der Reſidenz der Satrapie Gedroſien 9).
9) Man hat die Darſtellung des Zuges durch die Wuͤſte fuͤr
uͤbertrieben halten wollen. Neuere Berichte, namentlich Pottingers,
beweiſen ihre Wahrhaftigkeit, die auch ſchon der Name Nearchs
verbuͤrgen wuͤrde, aus deſſen Denkwuͤrdigkeiten Arrian und Strabo
ziemlich uͤbereinſtimmend excerpirt haben. Man vergleiche Pottin-
gers Tagebuch vom April, mit Strabo XV. p. 307 und Arrian VI.
23. Den Weg im Einzelnen zu verfolgen iſt natuͤrlich unmoͤglich,
doch ſcheint er nie uͤber die Klippenzuͤge, die bis auf 10 bis 15
Meilen von der Kuͤſte entfernt ſind, nordwaͤrts gegangen zu ſein.
Den ſchnell anſchwellenden Strom hat man fuͤr den Duſtee, der
mit dem Hindmend in Verbindung zu ſein ſcheint, halten wollen,
doch ohne gehoͤrigen Grund. Auch uͤber die Lage von Pura laͤßt
ſich nichts mit Beſtimmtheit ſagen, da der Name in Gedroſien
haͤufig zu ſein ſcheint; doch moͤchte die Gegend des heutigen Puhra
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |