Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Zu gleicher Zeit eröffnete der König die Ordnung für den weite- worfenheit hätte sich hier vereinigt. So Plutarch, Curtius, außerdem eine unzählige Menge von Hindeutungen in den Griechischen und Römischen Autoren. Es genügt, dagegen Arrians Worte anzufüh- ren. "Einige erzählen auch, was mir nicht wahrscheinlich erscheint, daß Alexander auf einem Doppelwagen, mit seinen Getreuen zu Tische sitzend und schwelgend, durch Karamanien gezogen und ihm das Heer gekränzt und jubelnd gefolgt sei; denn man habe wieder Lebensmittel in Ueberfluß gehabt, und Alles, was zur üppigsten Lust gehört, sei von den Karamaniern an die Wege gebracht worden; und das alles habe der König zur Nachahmung des Bachanals gethan, in dem Dionysus, nachdem er Indien unterworfen, zurück gekehrt sei. Doch erzählt dieses weder Ptolemäus noch Aristobul, noch irgend ein anderer glaubwürdiger Schriftsteller." Daß die Feste in Kara- manien mit höchster Pracht gefeiert wurden, versteht sich von selbst; aber so wenig wie wir in neuer Zeit, wenn ähnliche Feste an Höfen der Könige und Kaiser gegeben werden, daraus böswillige Folgerungen über die Persönlichkeit der erhabenen Fürsten machen, eben so und noch weniger darf dem Herrn des Morgenlandes aus seiner Pracht- liebe und großartigem Aufwand ein Vorwurf gemacht werden. 16) Hephästions Weg kann nicht unmittelbar zur Seeküste geführt
haben, da sonst Nearch bei seiner Rückkehr zum Anamis nicht von den Bergvölkern überfallen sein würde (Arrian. Ind. 36.); doch scheint Vincent ihn zu lange im Innern der Provinz verweilen zu lassen; wahrscheinlich ging er bis Lar den Weg, den Don Garcias de Silva Figueroa (Ambassade, traduit par Wicqfort p. 65 sq.) beschreibt, und von Lar aus zum Gestade hinab. Zu gleicher Zeit eroͤffnete der Koͤnig die Ordnung fuͤr den weite- worfenheit haͤtte ſich hier vereinigt. So Plutarch, Curtius, außerdem eine unzaͤhlige Menge von Hindeutungen in den Griechiſchen und Roͤmiſchen Autoren. Es genuͤgt, dagegen Arrians Worte anzufuͤh- ren. „Einige erzaͤhlen auch, was mir nicht wahrſcheinlich erſcheint, daß Alexander auf einem Doppelwagen, mit ſeinen Getreuen zu Tiſche ſitzend und ſchwelgend, durch Karamanien gezogen und ihm das Heer gekraͤnzt und jubelnd gefolgt ſei; denn man habe wieder Lebensmittel in Ueberfluß gehabt, und Alles, was zur uͤppigſten Luſt gehoͤrt, ſei von den Karamaniern an die Wege gebracht worden; und das alles habe der Koͤnig zur Nachahmung des Bachanals gethan, in dem Dionyſus, nachdem er Indien unterworfen, zuruͤck gekehrt ſei. Doch erzaͤhlt dieſes weder Ptolemaͤus noch Ariſtobul, noch irgend ein anderer glaubwuͤrdiger Schriftſteller.“ Daß die Feſte in Kara- manien mit hoͤchſter Pracht gefeiert wurden, verſteht ſich von ſelbſt; aber ſo wenig wie wir in neuer Zeit, wenn aͤhnliche Feſte an Hoͤfen der Koͤnige und Kaiſer gegeben werden, daraus boͤswillige Folgerungen uͤber die Perſoͤnlichkeit der erhabenen Fuͤrſten machen, eben ſo und noch weniger darf dem Herrn des Morgenlandes aus ſeiner Pracht- liebe und großartigem Aufwand ein Vorwurf gemacht werden. 16) Hephaͤſtions Weg kann nicht unmittelbar zur Seekuͤſte gefuͤhrt
haben, da ſonſt Nearch bei ſeiner Ruͤckkehr zum Anamis nicht von den Bergvoͤlkern uͤberfallen ſein wuͤrde (Arrian. Ind. 36.); doch ſcheint Vincent ihn zu lange im Innern der Provinz verweilen zu laſſen; wahrſcheinlich ging er bis Lar den Weg, den Don Garcias de Silva Figueroa (Ambassade, traduit par Wicqfort p. 65 sq.) beſchreibt, und von Lar aus zum Geſtade hinab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0498" n="484"/> Zu gleicher Zeit eroͤffnete der Koͤnig die Ordnung fuͤr den weite-<lb/> ren Zug: die Flotte ſollte ihre Fahrt laͤngs der Kuͤſte des Perſi-<lb/> ſchen Meerbuſens fortſetzen, in die Muͤndung des Paſitigris ein-<lb/> lenken und ſtromauf in den Fluß von Suſa fahren; mit dem<lb/> groͤßeren Theil des Landheeres, mit den Elephanten und der Ba-<lb/> gage ſollte Hephaͤſtion, um die ſchwierigen Wege, den Schnee und<lb/> die Winterkaͤlte in den Berggegenden zu vermeiden, an die flache<lb/> Kuͤſte, die Vorraͤthe genug und in jetziger Jahreszeit milde Luft<lb/> und bequeme Wege hatte, hinab ziehen <note place="foot" n="16)">Hephaͤſtions Weg kann nicht unmittelbar zur Seekuͤſte gefuͤhrt<lb/> haben, da ſonſt Nearch bei ſeiner Ruͤckkehr zum Anamis nicht von<lb/> den Bergvoͤlkern uͤberfallen ſein wuͤrde <hi rendition="#aq">(Arrian. Ind. 36.);</hi> doch<lb/> ſcheint Vincent ihn zu lange im Innern der Provinz verweilen zu<lb/> laſſen; wahrſcheinlich ging er bis Lar den Weg, den Don Garcias<lb/> de Silva Figueroa (<hi rendition="#aq">Ambassade, traduit par Wicqfort p. 65 sq.</hi>)<lb/> beſchreibt, und von Lar aus zum Geſtade hinab.</note>, um ſich in der Ebene<lb/> von Suſa mit der Flotte und dem uͤbrigen Heere wieder zu ver-<lb/> einigen. Alexander ſelbſt wollte mit der Macedoniſchen Ritter-<lb/><note xml:id="note-0498" prev="#note-0497" place="foot" n="15)">worfenheit haͤtte ſich hier vereinigt. So Plutarch, Curtius, außerdem<lb/> eine unzaͤhlige Menge von Hindeutungen in den Griechiſchen und<lb/> Roͤmiſchen Autoren. Es genuͤgt, dagegen Arrians Worte anzufuͤh-<lb/> ren. „Einige erzaͤhlen auch, was mir nicht wahrſcheinlich erſcheint,<lb/> daß Alexander auf einem Doppelwagen, mit ſeinen Getreuen zu<lb/> Tiſche ſitzend und ſchwelgend, durch Karamanien gezogen und ihm<lb/> das Heer gekraͤnzt und jubelnd gefolgt ſei; denn man habe wieder<lb/> Lebensmittel in Ueberfluß gehabt, und Alles, was zur uͤppigſten Luſt<lb/> gehoͤrt, ſei von den Karamaniern an die Wege gebracht worden; und<lb/> das alles habe der Koͤnig zur Nachahmung des Bachanals gethan,<lb/> in dem Dionyſus, nachdem er Indien unterworfen, zuruͤck gekehrt ſei.<lb/> Doch erzaͤhlt dieſes weder Ptolemaͤus noch Ariſtobul, noch irgend<lb/> ein anderer glaubwuͤrdiger Schriftſteller.“ Daß die Feſte in Kara-<lb/> manien mit hoͤchſter Pracht gefeiert wurden, verſteht ſich von ſelbſt;<lb/> aber ſo wenig wie wir in neuer Zeit, wenn aͤhnliche Feſte an Hoͤfen<lb/> der Koͤnige und Kaiſer gegeben werden, daraus boͤswillige Folgerungen<lb/> uͤber die Perſoͤnlichkeit der erhabenen Fuͤrſten machen, eben ſo und<lb/> noch weniger darf dem Herrn des Morgenlandes aus ſeiner Pracht-<lb/> liebe und großartigem Aufwand ein Vorwurf gemacht werden.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0498]
Zu gleicher Zeit eroͤffnete der Koͤnig die Ordnung fuͤr den weite-
ren Zug: die Flotte ſollte ihre Fahrt laͤngs der Kuͤſte des Perſi-
ſchen Meerbuſens fortſetzen, in die Muͤndung des Paſitigris ein-
lenken und ſtromauf in den Fluß von Suſa fahren; mit dem
groͤßeren Theil des Landheeres, mit den Elephanten und der Ba-
gage ſollte Hephaͤſtion, um die ſchwierigen Wege, den Schnee und
die Winterkaͤlte in den Berggegenden zu vermeiden, an die flache
Kuͤſte, die Vorraͤthe genug und in jetziger Jahreszeit milde Luft
und bequeme Wege hatte, hinab ziehen 16), um ſich in der Ebene
von Suſa mit der Flotte und dem uͤbrigen Heere wieder zu ver-
einigen. Alexander ſelbſt wollte mit der Macedoniſchen Ritter-
15)
16) Hephaͤſtions Weg kann nicht unmittelbar zur Seekuͤſte gefuͤhrt
haben, da ſonſt Nearch bei ſeiner Ruͤckkehr zum Anamis nicht von
den Bergvoͤlkern uͤberfallen ſein wuͤrde (Arrian. Ind. 36.); doch
ſcheint Vincent ihn zu lange im Innern der Provinz verweilen zu
laſſen; wahrſcheinlich ging er bis Lar den Weg, den Don Garcias
de Silva Figueroa (Ambassade, traduit par Wicqfort p. 65 sq.)
beſchreibt, und von Lar aus zum Geſtade hinab.
15) worfenheit haͤtte ſich hier vereinigt. So Plutarch, Curtius, außerdem
eine unzaͤhlige Menge von Hindeutungen in den Griechiſchen und
Roͤmiſchen Autoren. Es genuͤgt, dagegen Arrians Worte anzufuͤh-
ren. „Einige erzaͤhlen auch, was mir nicht wahrſcheinlich erſcheint,
daß Alexander auf einem Doppelwagen, mit ſeinen Getreuen zu
Tiſche ſitzend und ſchwelgend, durch Karamanien gezogen und ihm
das Heer gekraͤnzt und jubelnd gefolgt ſei; denn man habe wieder
Lebensmittel in Ueberfluß gehabt, und Alles, was zur uͤppigſten Luſt
gehoͤrt, ſei von den Karamaniern an die Wege gebracht worden; und
das alles habe der Koͤnig zur Nachahmung des Bachanals gethan,
in dem Dionyſus, nachdem er Indien unterworfen, zuruͤck gekehrt ſei.
Doch erzaͤhlt dieſes weder Ptolemaͤus noch Ariſtobul, noch irgend
ein anderer glaubwuͤrdiger Schriftſteller.“ Daß die Feſte in Kara-
manien mit hoͤchſter Pracht gefeiert wurden, verſteht ſich von ſelbſt;
aber ſo wenig wie wir in neuer Zeit, wenn aͤhnliche Feſte an Hoͤfen
der Koͤnige und Kaiſer gegeben werden, daraus boͤswillige Folgerungen
uͤber die Perſoͤnlichkeit der erhabenen Fuͤrſten machen, eben ſo und
noch weniger darf dem Herrn des Morgenlandes aus ſeiner Pracht-
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