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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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und Warnungen der Mutter einigen Einfluß auf Alexanders Ge-
sinnung gegen den Reichsverweser ausüben, besonders seit er in
der Verrätherei des Philotas und Parmenion erkannt hatte, daß
selbst den treuesten nicht zu trauen; es war gar wohl denkbar,
daß Antipater in der großen Gewalt, die ihm übertragen worden,
die Grenzen treuer Ergebenheit überschritten, und daß er, nach au-
ßen hin so bescheiden, in seinem Innern in der That, wie Alex-
ander sagte, nichts als Purpur hätte 58); es kam dazu, daß bei
dem Prozeß des Philotas der Lynkestier, Alexander, sein Eidam, hin-
gerichtet worden, und Alexander mochte seit jener Zeit sich ihm
in demselben Maaße entfremdet fühlen, als ihm Antipaters Ent-
fremdung denkbar schien 59). Alles das diente nicht dazu, das
Verhältniß zwischen der Königin Mutter und dem Reichsverweser,
und damit den Frieden in Macedonien zu erhalten. Es ist nicht
mehr zu erkennen, bis zu welchem Punkte sich der Hader steigerte,
und wie weit es richtig ist, daß sich während des Indischen Feld-
zuges die Königin Mutter in Verbindung mit ihrer Tochter Kleo-
patra, der königlichen Wittwe von Epirus, gegen Antipater auf-
lehnte und für sich Epirus, für Kleopatra Macedonien in Anspruch
nahm 60); jedenfalls aber waren es diese Zerwürfnisse, die den
König bestimmten, den durchaus gewandten und kräftigen Reichs-
verweser abzuberufen; Arrian sagt ausdrücklich: "nicht zur Schande
war dem Antipater befohlen nach Asien zu kommen, sondern Alex-
ander wollte nur vorbeugen, daß Beiden, seiner Mutter und dem
Reichsverweser, nicht etwas Unseliges und selbst für ihn Unheilba-

Alexander forderte ihn auf, sich mit einer eigenen Leibwache zu
umgeben, um vor den Nachstellungen seiner Feinde sicher zu sein.
Plutarch. 39.
58) Plutarch. Apophth. v. Alex.
59) Von
Antipaters Verbindungen mit den Aetoliern s. o. p. 298.
60) Dieses berichtet Plutarch. Alex. c. 68., Niemand sonst; die
Sache scheint problematisch; oder, wie käme es, daß Kleopatra, die
im Jahre 331 die Angelegenheiten in Epirus leitete (Lycurg. p.
203.) späterhin Macedonien wählte? Auffallend dagegen ist, daß
nach Diodor. XVII. 108. Antipater und Olympias die Auslieferung
des Harpalus von den Athenern forderten. Ich gestehe, über diese
Verhältnisse zwischen Beiden noch nicht klar zu sehen.

und Warnungen der Mutter einigen Einfluß auf Alexanders Ge-
ſinnung gegen den Reichsverweſer ausuͤben, beſonders ſeit er in
der Verraͤtherei des Philotas und Parmenion erkannt hatte, daß
ſelbſt den treueſten nicht zu trauen; es war gar wohl denkbar,
daß Antipater in der großen Gewalt, die ihm uͤbertragen worden,
die Grenzen treuer Ergebenheit uͤberſchritten, und daß er, nach au-
ßen hin ſo beſcheiden, in ſeinem Innern in der That, wie Alex-
ander ſagte, nichts als Purpur haͤtte 58); es kam dazu, daß bei
dem Prozeß des Philotas der Lynkeſtier, Alexander, ſein Eidam, hin-
gerichtet worden, und Alexander mochte ſeit jener Zeit ſich ihm
in demſelben Maaße entfremdet fuͤhlen, als ihm Antipaters Ent-
fremdung denkbar ſchien 59). Alles das diente nicht dazu, das
Verhaͤltniß zwiſchen der Koͤnigin Mutter und dem Reichsverweſer,
und damit den Frieden in Macedonien zu erhalten. Es iſt nicht
mehr zu erkennen, bis zu welchem Punkte ſich der Hader ſteigerte,
und wie weit es richtig iſt, daß ſich waͤhrend des Indiſchen Feld-
zuges die Koͤnigin Mutter in Verbindung mit ihrer Tochter Kleo-
patra, der koͤniglichen Wittwe von Epirus, gegen Antipater auf-
lehnte und fuͤr ſich Epirus, fuͤr Kleopatra Macedonien in Anſpruch
nahm 60); jedenfalls aber waren es dieſe Zerwuͤrfniſſe, die den
Koͤnig beſtimmten, den durchaus gewandten und kraͤftigen Reichs-
verweſer abzuberufen; Arrian ſagt ausdruͤcklich: „nicht zur Schande
war dem Antipater befohlen nach Aſien zu kommen, ſondern Alex-
ander wollte nur vorbeugen, daß Beiden, ſeiner Mutter und dem
Reichsverweſer, nicht etwas Unſeliges und ſelbſt fuͤr ihn Unheilba-

Alexander forderte ihn auf, ſich mit einer eigenen Leibwache zu
umgeben, um vor den Nachſtellungen ſeiner Feinde ſicher zu ſein.
Plutarch. 39.
58) Plutarch. Apophth. v. Ἀλεξ.
59) Von
Antipaters Verbindungen mit den Aetoliern ſ. o. p. 298.
60) Dieſes berichtet Plutarch. Alex. c. 68., Niemand ſonſt; die
Sache ſcheint problematiſch; oder, wie kaͤme es, daß Kleopatra, die
im Jahre 331 die Angelegenheiten in Epirus leitete (Lycurg. p.
203.) ſpaͤterhin Macedonien waͤhlte? Auffallend dagegen iſt, daß
nach Diodor. XVII. 108. Antipater und Olympias die Auslieferung
des Harpalus von den Athenern forderten. Ich geſtehe, uͤber dieſe
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[520/0534] und Warnungen der Mutter einigen Einfluß auf Alexanders Ge- ſinnung gegen den Reichsverweſer ausuͤben, beſonders ſeit er in der Verraͤtherei des Philotas und Parmenion erkannt hatte, daß ſelbſt den treueſten nicht zu trauen; es war gar wohl denkbar, daß Antipater in der großen Gewalt, die ihm uͤbertragen worden, die Grenzen treuer Ergebenheit uͤberſchritten, und daß er, nach au- ßen hin ſo beſcheiden, in ſeinem Innern in der That, wie Alex- ander ſagte, nichts als Purpur haͤtte 58); es kam dazu, daß bei dem Prozeß des Philotas der Lynkeſtier, Alexander, ſein Eidam, hin- gerichtet worden, und Alexander mochte ſeit jener Zeit ſich ihm in demſelben Maaße entfremdet fuͤhlen, als ihm Antipaters Ent- fremdung denkbar ſchien 59). Alles das diente nicht dazu, das Verhaͤltniß zwiſchen der Koͤnigin Mutter und dem Reichsverweſer, und damit den Frieden in Macedonien zu erhalten. Es iſt nicht mehr zu erkennen, bis zu welchem Punkte ſich der Hader ſteigerte, und wie weit es richtig iſt, daß ſich waͤhrend des Indiſchen Feld- zuges die Koͤnigin Mutter in Verbindung mit ihrer Tochter Kleo- patra, der koͤniglichen Wittwe von Epirus, gegen Antipater auf- lehnte und fuͤr ſich Epirus, fuͤr Kleopatra Macedonien in Anſpruch nahm 60); jedenfalls aber waren es dieſe Zerwuͤrfniſſe, die den Koͤnig beſtimmten, den durchaus gewandten und kraͤftigen Reichs- verweſer abzuberufen; Arrian ſagt ausdruͤcklich: „nicht zur Schande war dem Antipater befohlen nach Aſien zu kommen, ſondern Alex- ander wollte nur vorbeugen, daß Beiden, ſeiner Mutter und dem Reichsverweſer, nicht etwas Unſeliges und ſelbſt fuͤr ihn Unheilba- 57) 58) Plutarch. Apophth. v. Ἀλεξ. 59) Von Antipaters Verbindungen mit den Aetoliern ſ. o. p. 298. 60) Dieſes berichtet Plutarch. Alex. c. 68., Niemand ſonſt; die Sache ſcheint problematiſch; oder, wie kaͤme es, daß Kleopatra, die im Jahre 331 die Angelegenheiten in Epirus leitete (Lycurg. p. 203.) ſpaͤterhin Macedonien waͤhlte? Auffallend dagegen iſt, daß nach Diodor. XVII. 108. Antipater und Olympias die Auslieferung des Harpalus von den Athenern forderten. Ich geſtehe, uͤber dieſe Verhaͤltniſſe zwiſchen Beiden noch nicht klar zu ſehen. 57) Alexander forderte ihn auf, ſich mit einer eigenen Leibwache zu umgeben, um vor den Nachſtellungen ſeiner Feinde ſicher zu ſein. Plutarch. 39.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/534>, abgerufen am 22.11.2024.