und gestattete denselben, sich durch baares Geld frei zu kaufen; er wiederholte bei minder Begüterten dasselbe, bis er so viel Geld, als er brauchte, zusammen hatte. Kleomenes vermehrte die Ein- künfte seiner Satrapie durch höheren Zoll der Getraideausfuhr, wenn im Auslande Mangel war, durch Aufkauf alles vorräthigen Getraides, das er dann mit einem Mehrpreise feil bot 97), durch eine Abgabe auf heilige Krokodille, so wie auf die unverhältnißmäßige Zahl von Opfern, Priestern und Tempeln in seinem Lande. Anti- menes endlich erneuete den aus der Gewohnheit gekommenen Ein- fuhrzoll von zehn Prozent auf Alles, was nach Babylon einkam; zugleich stiftete er eine Sklavenassecuranz, die gegen zehn Drachmen jährlichen Beitrag für den Kopf, jedem Herrn, dem ein Sklave entlief, die Zurücklieferung desselben oder die Erstattung seines Werthes versicherte. Alle diese Maaßregeln unterscheiden sich von ähnlichen in den heutigen Monarchien nur dadurch, daß sie nicht allgemein und nicht Ausfluß einer höchsten gesetzgebenden Gewalt wa- ren; sie zeigen die Versuche monarchischer Organisation in ihrer ersten Kindheit; sie haben vor den Maaßregeln der Persischen Verwaltung das voraus, daß sie stets noch einen Schein der Ge- setzlichkeit bewahren, während die früheren Satrapen nach Will- kühr brandschatzten und plünderten; daß dieses auch von Beamten Alexanders und namentlich während seines Zuges nach Indien ge- schehen, ist nicht zu leugnen, aber eben so gewiß ist, daß Verbre- chen dieser Art mit der strengsten Gerechtigkeit bestraft wurden.
Wie die Administration gegliedert und geordnet war, ist nicht genau zu erkennen; jedenfalls war sie nach dem Herkommen in den einzelnen Landschaften vielfach modificirt, und nach der allge- meinen Norm des neuen Königthums darf man annehmen, daß eine gleichmäßige Einheit zunächst nur in den höchsten Sphären festgehalten war, welche weiter und weiter in das Leben der Völker ein- zubilden der Zeit überlassen blieb. Die unzweideutige Anhänglich- keit und Ergebenheit der Asiaten für Alexander wäre schon Be- weis genug, daß in demselben Maaße, als sie sich unter seinem Scepter glücklicher fühlten, wie unter dem Joche der Persischen
97)Demosth. in Dionys. p. 491.
und geſtattete denſelben, ſich durch baares Geld frei zu kaufen; er wiederholte bei minder Beguͤterten daſſelbe, bis er ſo viel Geld, als er brauchte, zuſammen hatte. Kleomenes vermehrte die Ein- kuͤnfte ſeiner Satrapie durch hoͤheren Zoll der Getraideausfuhr, wenn im Auslande Mangel war, durch Aufkauf alles vorraͤthigen Getraides, das er dann mit einem Mehrpreiſe feil bot 97), durch eine Abgabe auf heilige Krokodille, ſo wie auf die unverhaͤltnißmaͤßige Zahl von Opfern, Prieſtern und Tempeln in ſeinem Lande. Anti- menes endlich erneuete den aus der Gewohnheit gekommenen Ein- fuhrzoll von zehn Prozent auf Alles, was nach Babylon einkam; zugleich ſtiftete er eine Sklavenaſſecuranz, die gegen zehn Drachmen jaͤhrlichen Beitrag fuͤr den Kopf, jedem Herrn, dem ein Sklave entlief, die Zuruͤcklieferung deſſelben oder die Erſtattung ſeines Werthes verſicherte. Alle dieſe Maaßregeln unterſcheiden ſich von aͤhnlichen in den heutigen Monarchien nur dadurch, daß ſie nicht allgemein und nicht Ausfluß einer hoͤchſten geſetzgebenden Gewalt wa- ren; ſie zeigen die Verſuche monarchiſcher Organiſation in ihrer erſten Kindheit; ſie haben vor den Maaßregeln der Perſiſchen Verwaltung das voraus, daß ſie ſtets noch einen Schein der Ge- ſetzlichkeit bewahren, waͤhrend die fruͤheren Satrapen nach Will- kuͤhr brandſchatzten und pluͤnderten; daß dieſes auch von Beamten Alexanders und namentlich waͤhrend ſeines Zuges nach Indien ge- ſchehen, iſt nicht zu leugnen, aber eben ſo gewiß iſt, daß Verbre- chen dieſer Art mit der ſtrengſten Gerechtigkeit beſtraft wurden.
Wie die Adminiſtration gegliedert und geordnet war, iſt nicht genau zu erkennen; jedenfalls war ſie nach dem Herkommen in den einzelnen Landſchaften vielfach modificirt, und nach der allge- meinen Norm des neuen Koͤnigthums darf man annehmen, daß eine gleichmaͤßige Einheit zunaͤchſt nur in den hoͤchſten Sphaͤren feſtgehalten war, welche weiter und weiter in das Leben der Voͤlker ein- zubilden der Zeit uͤberlaſſen blieb. Die unzweideutige Anhaͤnglich- keit und Ergebenheit der Aſiaten fuͤr Alexander waͤre ſchon Be- weis genug, daß in demſelben Maaße, als ſie ſich unter ſeinem Scepter gluͤcklicher fuͤhlten, wie unter dem Joche der Perſiſchen
97)Demosth. in Dionys. p. 491.
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und geſtattete denſelben, ſich durch baares Geld frei zu kaufen; er
wiederholte bei minder Beguͤterten daſſelbe, bis er ſo viel Geld,
als er brauchte, zuſammen hatte. Kleomenes vermehrte die Ein-
kuͤnfte ſeiner Satrapie durch hoͤheren Zoll der Getraideausfuhr,
wenn im Auslande Mangel war, durch Aufkauf alles vorraͤthigen
Getraides, das er dann mit einem Mehrpreiſe feil bot 97), durch eine
Abgabe auf heilige Krokodille, ſo wie auf die unverhaͤltnißmaͤßige
Zahl von Opfern, Prieſtern und Tempeln in ſeinem Lande. Anti-
menes endlich erneuete den aus der Gewohnheit gekommenen Ein-
fuhrzoll von zehn Prozent auf Alles, was nach Babylon einkam;
zugleich ſtiftete er eine Sklavenaſſecuranz, die gegen zehn Drachmen
jaͤhrlichen Beitrag fuͤr den Kopf, jedem Herrn, dem ein Sklave
entlief, die Zuruͤcklieferung deſſelben oder die Erſtattung ſeines
Werthes verſicherte. Alle dieſe Maaßregeln unterſcheiden ſich von
aͤhnlichen in den heutigen Monarchien nur dadurch, daß ſie nicht
allgemein und nicht Ausfluß einer hoͤchſten geſetzgebenden Gewalt wa-
ren; ſie zeigen die Verſuche monarchiſcher Organiſation in ihrer
erſten Kindheit; ſie haben vor den Maaßregeln der Perſiſchen
Verwaltung das voraus, daß ſie ſtets noch einen Schein der Ge-
ſetzlichkeit bewahren, waͤhrend die fruͤheren Satrapen nach Will-
kuͤhr brandſchatzten und pluͤnderten; daß dieſes auch von Beamten
Alexanders und namentlich waͤhrend ſeines Zuges nach Indien ge-
ſchehen, iſt nicht zu leugnen, aber eben ſo gewiß iſt, daß Verbre-
chen dieſer Art mit der ſtrengſten Gerechtigkeit beſtraft wurden.
Wie die Adminiſtration gegliedert und geordnet war, iſt nicht
genau zu erkennen; jedenfalls war ſie nach dem Herkommen in
den einzelnen Landſchaften vielfach modificirt, und nach der allge-
meinen Norm des neuen Koͤnigthums darf man annehmen, daß
eine gleichmaͤßige Einheit zunaͤchſt nur in den hoͤchſten Sphaͤren
feſtgehalten war, welche weiter und weiter in das Leben der Voͤlker ein-
zubilden der Zeit uͤberlaſſen blieb. Die unzweideutige Anhaͤnglich-
keit und Ergebenheit der Aſiaten fuͤr Alexander waͤre ſchon Be-
weis genug, daß in demſelben Maaße, als ſie ſich unter ſeinem
Scepter gluͤcklicher fuͤhlten, wie unter dem Joche der Perſiſchen
97) Demosth. in Dionys. p. 491.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/556>, abgerufen am 22.11.2024.
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