Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].des Königs Diadem gering genug geachtet, es um seine Stirn zu Bei seiner Rückkehr nach Babylon fand Alexander die neuen 35) So berichtete Aristobul. (Arrian VII. 22); andere Schrift- steller sagen, der Matrose sei wirklich hingerichtet worden; noch andere berichten, Seleukus habe das Diadem geholt und um seine Schläfe gewunden, ein großes Zeichen der Macht, die er einst ge- winnen sollte. 36) Arrian VII. 23. 4. sqq. Sonderbarer Weise ist diese Neuerung des großen Königs stets übergegangen worden, und dennoch darf man behaupten, daß sie in der Geschichte der Taktik eine der merkwürdigsten Erscheinungen ist; sie verbindet alle Vorzüge der Legion mit denen der früheren Phalanx; Festig- keit, Massenwirkung, Beweglichkeit, und vor Allen für die leichten 37
des Koͤnigs Diadem gering genug geachtet, es um ſeine Stirn zu Bei ſeiner Ruͤckkehr nach Babylon fand Alexander die neuen 35) So berichtete Ariſtobul. (Arrian VII. 22); andere Schrift- ſteller ſagen, der Matroſe ſei wirklich hingerichtet worden; noch andere berichten, Seleukus habe das Diadem geholt und um ſeine Schlaͤfe gewunden, ein großes Zeichen der Macht, die er einſt ge- winnen ſollte. 36) Arrian VII. 23. 4. sqq. Sonderbarer Weiſe iſt dieſe Neuerung des großen Koͤnigs ſtets uͤbergegangen worden, und dennoch darf man behaupten, daß ſie in der Geſchichte der Taktik eine der merkwuͤrdigſten Erſcheinungen iſt; ſie verbindet alle Vorzuͤge der Legion mit denen der fruͤheren Phalanx; Feſtig- keit, Maſſenwirkung, Beweglichkeit, und vor Allen fuͤr die leichten 37
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0591" n="577"/> des Koͤnigs Diadem gering genug geachtet, es um ſeine Stirn zu<lb/> binden, er gab ihm ein Talent zum Geſchenk, weil er ſchnell und<lb/> kuͤhn das Zeichen des Koͤnigthums zuruͤckgebracht.<note place="foot" n="35)">So berichtete Ariſtobul. (<hi rendition="#aq">Arrian VII.</hi> 22); andere Schrift-<lb/> ſteller ſagen, der Matroſe ſei wirklich hingerichtet worden; noch<lb/> andere berichten, Seleukus habe das Diadem geholt und um ſeine<lb/> Schlaͤfe gewunden, ein großes Zeichen der Macht, die er einſt ge-<lb/> winnen ſollte.</note></p><lb/> <p>Bei ſeiner Ruͤckkehr nach Babylon fand Alexander die neuen<lb/> Truppen verſammelt, die er erwartet hatte; Peuceſtas, der Sa-<lb/> trap von Perſien, hatte 20,000 Perſer und außer dieſen eine be-<lb/> deutende Menge von Koſſaͤern und Tapuriern, beides Voͤlker, die<lb/> mit den Perſern an Kriegsruhm und Tapferkeit wetteiferten, her-<lb/> angebracht; eben ſo war von Karien her Philoxenus, von Lydien<lb/> her Menander mit bedeutenden Truppenmaſſen gekommen, und<lb/> Menidas fuͤhrte den Reuterhaufen, den er in Sold genommen,<lb/> heran. Der Koͤnig empfing namentlich die Perſer mit vieler<lb/> Freude, er belobte den Satrapen wegen der ſchoͤnen Haltung ſei-<lb/> ner Leute, und die Perſer wegen der Bereitwilligkeit, mit der<lb/> ſie ſeinem und des Satrapen Aufruf gefolgt ſeien; dann bezeich-<lb/> nete er die neue und eigenthuͤmliche Art, wie die neuen Truppen<lb/> in die alten Phalangen einrangirt und dieſe ſelbſt neu geſtaltet<lb/> werden ſollten. Statt daß nemlich bisher die Phalanx aus<lb/> ſechszehn Gliedern Macedoniſcher Schwerbewaffneter beſtanden<lb/> hatte, ſollten jetzt nur die erſten drei Glieder von dieſen gebildet<lb/> werden, dann zwoͤlf Glieder Perſer, theils Bogenſchuͤtzen, theils<lb/> etwas ſchwerer bewaffnete mit Jagdſpeeren folgen, und wieder<lb/> im letzten Gliede Macedonier in ſchwerer Bewaffnung ſtehen.<lb/> Dieſe neue Anordnung veraͤnderte die Macedoniſche Art des Kam-<lb/> pfes vollkommen.<note xml:id="note-0591" next="#note-0592" place="foot" n="36)"><hi rendition="#aq">Arrian VII. 23. 4. sqq.</hi> Sonderbarer Weiſe<lb/> iſt dieſe Neuerung des großen Koͤnigs ſtets uͤbergegangen worden,<lb/> und dennoch darf man behaupten, daß ſie in der Geſchichte der<lb/> Taktik eine der merkwuͤrdigſten Erſcheinungen iſt; ſie verbindet<lb/> alle Vorzuͤge der Legion mit denen der fruͤheren Phalanx; Feſtig-<lb/> keit, Maſſenwirkung, Beweglichkeit, und vor Allen fuͤr die leichten</note></p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">37</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [577/0591]
des Koͤnigs Diadem gering genug geachtet, es um ſeine Stirn zu
binden, er gab ihm ein Talent zum Geſchenk, weil er ſchnell und
kuͤhn das Zeichen des Koͤnigthums zuruͤckgebracht. 35)
Bei ſeiner Ruͤckkehr nach Babylon fand Alexander die neuen
Truppen verſammelt, die er erwartet hatte; Peuceſtas, der Sa-
trap von Perſien, hatte 20,000 Perſer und außer dieſen eine be-
deutende Menge von Koſſaͤern und Tapuriern, beides Voͤlker, die
mit den Perſern an Kriegsruhm und Tapferkeit wetteiferten, her-
angebracht; eben ſo war von Karien her Philoxenus, von Lydien
her Menander mit bedeutenden Truppenmaſſen gekommen, und
Menidas fuͤhrte den Reuterhaufen, den er in Sold genommen,
heran. Der Koͤnig empfing namentlich die Perſer mit vieler
Freude, er belobte den Satrapen wegen der ſchoͤnen Haltung ſei-
ner Leute, und die Perſer wegen der Bereitwilligkeit, mit der
ſie ſeinem und des Satrapen Aufruf gefolgt ſeien; dann bezeich-
nete er die neue und eigenthuͤmliche Art, wie die neuen Truppen
in die alten Phalangen einrangirt und dieſe ſelbſt neu geſtaltet
werden ſollten. Statt daß nemlich bisher die Phalanx aus
ſechszehn Gliedern Macedoniſcher Schwerbewaffneter beſtanden
hatte, ſollten jetzt nur die erſten drei Glieder von dieſen gebildet
werden, dann zwoͤlf Glieder Perſer, theils Bogenſchuͤtzen, theils
etwas ſchwerer bewaffnete mit Jagdſpeeren folgen, und wieder
im letzten Gliede Macedonier in ſchwerer Bewaffnung ſtehen.
Dieſe neue Anordnung veraͤnderte die Macedoniſche Art des Kam-
pfes vollkommen. 36)
35) So berichtete Ariſtobul. (Arrian VII. 22); andere Schrift-
ſteller ſagen, der Matroſe ſei wirklich hingerichtet worden; noch
andere berichten, Seleukus habe das Diadem geholt und um ſeine
Schlaͤfe gewunden, ein großes Zeichen der Macht, die er einſt ge-
winnen ſollte.
36) Arrian VII. 23. 4. sqq. Sonderbarer Weiſe
iſt dieſe Neuerung des großen Koͤnigs ſtets uͤbergegangen worden,
und dennoch darf man behaupten, daß ſie in der Geſchichte der
Taktik eine der merkwuͤrdigſten Erſcheinungen iſt; ſie verbindet
alle Vorzuͤge der Legion mit denen der fruͤheren Phalanx; Feſtig-
keit, Maſſenwirkung, Beweglichkeit, und vor Allen fuͤr die leichten
37
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |