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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Andere Festlichkeiten füllten die nächsten Tage; der König
opferte, denn schon war der Tag zur Abfahrt der Flotte und
zum Beginn des Arabischen Feldzuges bestimmt, den Göttern,
denen er pflegte, in üblicher Weise; er opferte dem guten Glücke,
er opferte nach der Weisung seiner Wahrsager auch denen Göt-
tern, die dem Uebel wehren. Und während das gesammte Heer
bei dem Opfermahl und dem Weine, den der König spendete,
fröhlich war, hatte er die Freunde bei sich zum Abschiedsmahle
versammelt, das er seinem Admiral Nearchus gab. Dieß war
am 30. Mai gegen Abend; als die meisten Gäste schon hinweg

erste spricht auch die Angabe, daß Kleomenes von Aegyten dem
Verstorbenen ein Heroon in Alexandrien und ein anderes auf der
Insel Pharos errichtete; die Nachricht hiervon und von andern
Ehrenbezeigungen, die der Satrap für Hephästion erfunden, sandte
er an den König, dessen Zorn er wegen mehrerer Bedrückungen
fürchtete, und erhielt ein höchst ehrenvolles Dankschreiben von Sei-
ten Alexanders, in dem es unter andern hieß: "wenn ich höre, daß
du die Heiligthümer Aegyptens gut besorgst und namentlich für
das Heroon des Hephästion sorgst, so will ich das frühere Unrecht
vergessen und wegen dessen, was du noch künftig verfehlst, sollst du
von mir nichts Leides erfahren." Selbst Arrian fällt über diese
Antwort des Königs ein hartes Urtheil, und in der That, wenn
Alexander durch nichts als das Wohlgefallen an jenen Ehren des He-
phästion bestimmt worden wäre, müßte man erstaunen, in ihm ei-
nen Fürsten des gewöhnlichen Schlages zu sehen. Ich bin über-
zeugt, daß tiefere Gründe obwalteten: jedenfalls war Kleomenes ein
ausgezeichneter Finanzier und ein höchst brauchbarer Verwaltungs-
Beamter; seine Satrapie war für die zunächst bevorstehenden
Feldzüge von der höchsten Wichtigkeit, und er, im Aegyptischen
Lande geboren, kannte das Land wie kein anderer; ja vielleicht
machten es die Verhältnisse unmöglich, ihn zur Nechenschaft zu
ziehen, vielleicht hätte ein Zeichen königlicher Ungnade genügt, ihn
zur Flucht zu veranlassen und die großen Schätze, die er gesam-
melt, wären der Satrapie und dem Königthume entrissen gewesen.
Diese Dinge liegen auf der Oberfläche; wie viele geheimere und
eigenthümlichere Verhältnisse können noch obgewaltet haben, das
Schreiben des Köuigs nothwendig zu machen.

Andere Feſtlichkeiten fuͤllten die naͤchſten Tage; der Koͤnig
opferte, denn ſchon war der Tag zur Abfahrt der Flotte und
zum Beginn des Arabiſchen Feldzuges beſtimmt, den Goͤttern,
denen er pflegte, in uͤblicher Weiſe; er opferte dem guten Gluͤcke,
er opferte nach der Weiſung ſeiner Wahrſager auch denen Goͤt-
tern, die dem Uebel wehren. Und waͤhrend das geſammte Heer
bei dem Opfermahl und dem Weine, den der Koͤnig ſpendete,
froͤhlich war, hatte er die Freunde bei ſich zum Abſchiedsmahle
verſammelt, das er ſeinem Admiral Nearchus gab. Dieß war
am 30. Mai gegen Abend; als die meiſten Gaͤſte ſchon hinweg

erſte ſpricht auch die Angabe, daß Kleomenes von Aegyten dem
Verſtorbenen ein Heroon in Alexandrien und ein anderes auf der
Inſel Pharos errichtete; die Nachricht hiervon und von andern
Ehrenbezeigungen, die der Satrap fuͤr Hephaͤſtion erfunden, ſandte
er an den Koͤnig, deſſen Zorn er wegen mehrerer Bedruͤckungen
fuͤrchtete, und erhielt ein hoͤchſt ehrenvolles Dankſchreiben von Sei-
ten Alexanders, in dem es unter andern hieß: „wenn ich hoͤre, daß
du die Heiligthuͤmer Aegyptens gut beſorgſt und namentlich fuͤr
das Heroon des Hephaͤſtion ſorgſt, ſo will ich das fruͤhere Unrecht
vergeſſen und wegen deſſen, was du noch kuͤnftig verfehlſt, ſollſt du
von mir nichts Leides erfahren.“ Selbſt Arrian faͤllt uͤber dieſe
Antwort des Koͤnigs ein hartes Urtheil, und in der That, wenn
Alexander durch nichts als das Wohlgefallen an jenen Ehren des He-
phaͤſtion beſtimmt worden waͤre, muͤßte man erſtaunen, in ihm ei-
nen Fuͤrſten des gewoͤhnlichen Schlages zu ſehen. Ich bin uͤber-
zeugt, daß tiefere Gruͤnde obwalteten: jedenfalls war Kleomenes ein
ausgezeichneter Finanzier und ein hoͤchſt brauchbarer Verwaltungs-
Beamter; ſeine Satrapie war fuͤr die zunaͤchſt bevorſtehenden
Feldzuͤge von der hoͤchſten Wichtigkeit, und er, im Aegyptiſchen
Lande geboren, kannte das Land wie kein anderer; ja vielleicht
machten es die Verhaͤltniſſe unmoͤglich, ihn zur Nechenſchaft zu
ziehen, vielleicht haͤtte ein Zeichen koͤniglicher Ungnade genuͤgt, ihn
zur Flucht zu veranlaſſen und die großen Schaͤtze, die er geſam-
melt, waͤren der Satrapie und dem Koͤnigthume entriſſen geweſen.
Dieſe Dinge liegen auf der Oberflaͤche; wie viele geheimere und
eigenthuͤmlichere Verhaͤltniſſe koͤnnen noch obgewaltet haben, das
Schreiben des Koͤuigs nothwendig zu machen.
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[581/0595] Andere Feſtlichkeiten fuͤllten die naͤchſten Tage; der Koͤnig opferte, denn ſchon war der Tag zur Abfahrt der Flotte und zum Beginn des Arabiſchen Feldzuges beſtimmt, den Goͤttern, denen er pflegte, in uͤblicher Weiſe; er opferte dem guten Gluͤcke, er opferte nach der Weiſung ſeiner Wahrſager auch denen Goͤt- tern, die dem Uebel wehren. Und waͤhrend das geſammte Heer bei dem Opfermahl und dem Weine, den der Koͤnig ſpendete, froͤhlich war, hatte er die Freunde bei ſich zum Abſchiedsmahle verſammelt, das er ſeinem Admiral Nearchus gab. Dieß war am 30. Mai gegen Abend; als die meiſten Gaͤſte ſchon hinweg 40a) 40a) erſte ſpricht auch die Angabe, daß Kleomenes von Aegyten dem Verſtorbenen ein Heroon in Alexandrien und ein anderes auf der Inſel Pharos errichtete; die Nachricht hiervon und von andern Ehrenbezeigungen, die der Satrap fuͤr Hephaͤſtion erfunden, ſandte er an den Koͤnig, deſſen Zorn er wegen mehrerer Bedruͤckungen fuͤrchtete, und erhielt ein hoͤchſt ehrenvolles Dankſchreiben von Sei- ten Alexanders, in dem es unter andern hieß: „wenn ich hoͤre, daß du die Heiligthuͤmer Aegyptens gut beſorgſt und namentlich fuͤr das Heroon des Hephaͤſtion ſorgſt, ſo will ich das fruͤhere Unrecht vergeſſen und wegen deſſen, was du noch kuͤnftig verfehlſt, ſollſt du von mir nichts Leides erfahren.“ Selbſt Arrian faͤllt uͤber dieſe Antwort des Koͤnigs ein hartes Urtheil, und in der That, wenn Alexander durch nichts als das Wohlgefallen an jenen Ehren des He- phaͤſtion beſtimmt worden waͤre, muͤßte man erſtaunen, in ihm ei- nen Fuͤrſten des gewoͤhnlichen Schlages zu ſehen. Ich bin uͤber- zeugt, daß tiefere Gruͤnde obwalteten: jedenfalls war Kleomenes ein ausgezeichneter Finanzier und ein hoͤchſt brauchbarer Verwaltungs- Beamter; ſeine Satrapie war fuͤr die zunaͤchſt bevorſtehenden Feldzuͤge von der hoͤchſten Wichtigkeit, und er, im Aegyptiſchen Lande geboren, kannte das Land wie kein anderer; ja vielleicht machten es die Verhaͤltniſſe unmoͤglich, ihn zur Nechenſchaft zu ziehen, vielleicht haͤtte ein Zeichen koͤniglicher Ungnade genuͤgt, ihn zur Flucht zu veranlaſſen und die großen Schaͤtze, die er geſam- melt, waͤren der Satrapie und dem Koͤnigthume entriſſen geweſen. Dieſe Dinge liegen auf der Oberflaͤche; wie viele geheimere und eigenthuͤmlichere Verhaͤltniſſe koͤnnen noch obgewaltet haben, das Schreiben des Koͤuigs nothwendig zu machen.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/595>, abgerufen am 22.11.2024.