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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Klimatische Wirkung der Wälder.
kann, weil dort nichts wächst", und gipfelt in der oft
besprochenen Rückwirkung der Wälder auf das Klima,
welche jüngst von Woeikof (s. G. J., Bd. XI, S. 99) wie-
derum so gemäßigt und aufklärend zugleich behandelt
ist. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die
ganz regenarmen Länder, wenn man ihnen plötzlich eine
fertige Walddecke geben könnte an Stelle ihrer Wüsten-
und Steppenformationen, deshalb doch nicht Regenfälle
genügend erhalten würden zur Aufrechthaltung der
Wälder, sondern letztere verdorren lassen müssten; dass
aber in den waldbedeckten Ländern der Wald durch
Feuchtigkeitsregulierung selbst für seine Erhaltung auf
das günstigste sorgt, ist ebenso unzweifelhaft, wie dass
in einigen Ländern, wo die absolute Menge der Nieder-
schläge und ihre schroffe Abwechselung nach trockenen
und feuchteren Jahreszeiten eine Waldbedeckung fraglich
macht, die vorhandene Walddecke die Einrichtungen zu
ihrer Erhaltung besitzt, während sie -- einmal vernich-
tet -- schwer und nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung
oder im langsamen Kampf jahrhundertelanger Neuent-
wickelung wiedererstehen würde. Die allgemeine Frage
gliedert sich selbst wiederum in ganz verschiedene Ge-
biete je nach der klimatischen Grundverfassung des be-
treffenden Landes und verhält sich in den gemäßigten
Zonen anders als in den subtropischen und tropischen,
immer unter Mitberücksichtigung der durch die Vegeta-
tionsdecke zugleich mit veränderten täglichen Temperatur-
periode.

Während die Waldwirkungen auf das mitteleuropäische ge-
mäßigte Klima schon durch die forstlichen meteorologischen
Stationen bekannt geworden sind, ist es weniger der Fall mit den
in den Tropen ausgeübten. Wir lassen daher in diesem Punkte
Woeikofs Meinung als Beleg folgen: "Was den Einfluss der dichten
Wälder warmer Erdstriche auf die Regen betrifft, so bin ich der
Meinung, dass, wenn die allgemeinen, klimatischen Verhältnisse
den Regen entgegen sind, auch in grossen Waldkomplexen kein
Regen fällt. Dies ist der Fall, wenn der Wind beständig ein ab-
steigender ist oder aus kühleren, trockeneren Himmelsstrichen weht,
wie vom November bis Februar in Assam, wo Nord-Ost-Winde vor-
walten. Ist eine mächtige Luftströmung aus wärmeren und feuchteren
Himmelsstrichen vorhanden, namentlich wenn sie noch eine auf-
steigende Bewegung hat, so sind die Verhältnisse dem Regen

Klimatische Wirkung der Wälder.
kann, weil dort nichts wächst“, und gipfelt in der oft
besprochenen Rückwirkung der Wälder auf das Klima,
welche jüngst von Woeikof (s. G. J., Bd. XI, S. 99) wie-
derum so gemäßigt und aufklärend zugleich behandelt
ist. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die
ganz regenarmen Länder, wenn man ihnen plötzlich eine
fertige Walddecke geben könnte an Stelle ihrer Wüsten-
und Steppenformationen, deshalb doch nicht Regenfälle
genügend erhalten würden zur Aufrechthaltung der
Wälder, sondern letztere verdorren lassen müssten; dass
aber in den waldbedeckten Ländern der Wald durch
Feuchtigkeitsregulierung selbst für seine Erhaltung auf
das günstigste sorgt, ist ebenso unzweifelhaft, wie dass
in einigen Ländern, wo die absolute Menge der Nieder-
schläge und ihre schroffe Abwechselung nach trockenen
und feuchteren Jahreszeiten eine Waldbedeckung fraglich
macht, die vorhandene Walddecke die Einrichtungen zu
ihrer Erhaltung besitzt, während sie — einmal vernich-
tet — schwer und nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung
oder im langsamen Kampf jahrhundertelanger Neuent-
wickelung wiedererstehen würde. Die allgemeine Frage
gliedert sich selbst wiederum in ganz verschiedene Ge-
biete je nach der klimatischen Grundverfassung des be-
treffenden Landes und verhält sich in den gemäßigten
Zonen anders als in den subtropischen und tropischen,
immer unter Mitberücksichtigung der durch die Vegeta-
tionsdecke zugleich mit veränderten täglichen Temperatur-
periode.

Während die Waldwirkungen auf das mitteleuropäische ge-
mäßigte Klima schon durch die forstlichen meteorologischen
Stationen bekannt geworden sind, ist es weniger der Fall mit den
in den Tropen ausgeübten. Wir lassen daher in diesem Punkte
Woeikofs Meinung als Beleg folgen: „Was den Einfluss der dichten
Wälder warmer Erdstriche auf die Regen betrifft, so bin ich der
Meinung, dass, wenn die allgemeinen, klimatischen Verhältnisse
den Regen entgegen sind, auch in grossen Waldkomplexen kein
Regen fällt. Dies ist der Fall, wenn der Wind beständig ein ab-
steigender ist oder aus kühleren, trockeneren Himmelsstrichen weht,
wie vom November bis Februar in Assam, wo Nord-Ost-Winde vor-
walten. Ist eine mächtige Luftströmung aus wärmeren und feuchteren
Himmelsstrichen vorhanden, namentlich wenn sie noch eine auf-
steigende Bewegung hat, so sind die Verhältnisse dem Regen

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[79/0101] Klimatische Wirkung der Wälder. kann, weil dort nichts wächst“, und gipfelt in der oft besprochenen Rückwirkung der Wälder auf das Klima, welche jüngst von Woeikof (s. G. J., Bd. XI, S. 99) wie- derum so gemäßigt und aufklärend zugleich behandelt ist. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die ganz regenarmen Länder, wenn man ihnen plötzlich eine fertige Walddecke geben könnte an Stelle ihrer Wüsten- und Steppenformationen, deshalb doch nicht Regenfälle genügend erhalten würden zur Aufrechthaltung der Wälder, sondern letztere verdorren lassen müssten; dass aber in den waldbedeckten Ländern der Wald durch Feuchtigkeitsregulierung selbst für seine Erhaltung auf das günstigste sorgt, ist ebenso unzweifelhaft, wie dass in einigen Ländern, wo die absolute Menge der Nieder- schläge und ihre schroffe Abwechselung nach trockenen und feuchteren Jahreszeiten eine Waldbedeckung fraglich macht, die vorhandene Walddecke die Einrichtungen zu ihrer Erhaltung besitzt, während sie — einmal vernich- tet — schwer und nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung oder im langsamen Kampf jahrhundertelanger Neuent- wickelung wiedererstehen würde. Die allgemeine Frage gliedert sich selbst wiederum in ganz verschiedene Ge- biete je nach der klimatischen Grundverfassung des be- treffenden Landes und verhält sich in den gemäßigten Zonen anders als in den subtropischen und tropischen, immer unter Mitberücksichtigung der durch die Vegeta- tionsdecke zugleich mit veränderten täglichen Temperatur- periode. Während die Waldwirkungen auf das mitteleuropäische ge- mäßigte Klima schon durch die forstlichen meteorologischen Stationen bekannt geworden sind, ist es weniger der Fall mit den in den Tropen ausgeübten. Wir lassen daher in diesem Punkte Woeikofs Meinung als Beleg folgen: „Was den Einfluss der dichten Wälder warmer Erdstriche auf die Regen betrifft, so bin ich der Meinung, dass, wenn die allgemeinen, klimatischen Verhältnisse den Regen entgegen sind, auch in grossen Waldkomplexen kein Regen fällt. Dies ist der Fall, wenn der Wind beständig ein ab- steigender ist oder aus kühleren, trockeneren Himmelsstrichen weht, wie vom November bis Februar in Assam, wo Nord-Ost-Winde vor- walten. Ist eine mächtige Luftströmung aus wärmeren und feuchteren Himmelsstrichen vorhanden, namentlich wenn sie noch eine auf- steigende Bewegung hat, so sind die Verhältnisse dem Regen

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/101>, abgerufen am 22.11.2024.