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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Verbreitungsmittel.
vermögens hinausgehoben, haben in Flugapparaten an
den Samen, in hakenförmigen Stacheln der Fruchtkapseln
auf eine starke Hilfe des Windes oder wandernder Tiere,
in deren Pelz sich die Früchte festhaken, zu rechnen,
werden in ihren fleischigen Früchten durch Beerenfresser
verbreitet, oder (bei Wasserpflanzen) als losgerissene
Stücke durch ziehende Vogelschwärme in die Weite ge-
führt. [Litteratur: Hildebrand, Verbreitungsmittel der
Pflanzen.]

Zuweilen wirkt ein durch besondere Wanderungs-
organisation unterstütztes Ausbreitungsvermögen mit eigen-
tümlichen, in der äusseren Welt liegenden günstigen
Umständen zusammen, um das bis dahin beschränkte
Areal einer Art oder Sippe höheren Ranges sehr rasch
um bedeutende Flächen zu erweitern; solche Pflanzen
können ihren Eroberungszug um die ganze Erde nehmen
und sind die deutlichsten Beispiele der "Pflanzenwande-
rung". So sind, wie oben bemerkt, der europäischen
Kultur gewisse anspruchslose Pflanzenansiedler nach den
fernen Gestaden Nordamerikas oder der südlichen Länder
gefolgt, wo sie oft ihnen sehr zusagende äussere Lebens-
bedingungen fanden.

Auf diese Weise haben viele Pflanzen in jüngerer Zeit ein
ausserordentlich weites Areal erhalten, was bei den Genossen der
Feldfrüchte weniger bemerkenswert ist als bei solchen Pflanzen,
welche wüste Plätze, Schutthaufen, Uferdämme u. s. w. besiedeln.
Unter diesen ragen die Xanthiumarten (Compositen-Ambrosiaceen),
Kräuter mit hakigen Früchten, als gut untersuchte Beispiele her-
vor (Dr. E. Ihne in dem Ber. d. Oberh. Gesellsch. f. Natur- und
Heilk. Bd. XIX, S. 65). Die eine Art, X. spinosum, ist sogar in
ihrem Vaterlandsrecht zweifelhaft, indem neben der Meinung, dass
sie aus Südrussland entsprungen sei, die andere besteht, wonach
Südamerika ihre Heimat gewesen wäre. Hier ist sie seit 1830 in
Chile, Argentinien, Südbrasilien als gemein bemerkt; Frauenfeld
sah (1860) sich herumtreibende Pferde, deren Schweife und Mäh-
nen von Tausenden der stachligen Früchte zu einem unförmlichen
Klumpen von Mannesdicke verfilzt waren, unter dessen Last die
Tiere fast erlagen.

In Europa ist X. spinosum überall mit Ausnahme des höheren
Nordens zerstreut oder gemein, alle Anzeichen sprechen für die
russische Heimat oder für Russland wenigstens als sekundäres
Ursprungsgebiet; in Deutschland ist dieses Xanthium erst seit dem
Anfange dieses Jahrhunderts wildwachsend bekannt, ebenso in

Verbreitungsmittel.
vermögens hinausgehoben, haben in Flugapparaten an
den Samen, in hakenförmigen Stacheln der Fruchtkapseln
auf eine starke Hilfe des Windes oder wandernder Tiere,
in deren Pelz sich die Früchte festhaken, zu rechnen,
werden in ihren fleischigen Früchten durch Beerenfresser
verbreitet, oder (bei Wasserpflanzen) als losgerissene
Stücke durch ziehende Vogelschwärme in die Weite ge-
führt. [Litteratur: Hildebrand, Verbreitungsmittel der
Pflanzen.]

Zuweilen wirkt ein durch besondere Wanderungs-
organisation unterstütztes Ausbreitungsvermögen mit eigen-
tümlichen, in der äusseren Welt liegenden günstigen
Umständen zusammen, um das bis dahin beschränkte
Areal einer Art oder Sippe höheren Ranges sehr rasch
um bedeutende Flächen zu erweitern; solche Pflanzen
können ihren Eroberungszug um die ganze Erde nehmen
und sind die deutlichsten Beispiele der „Pflanzenwande-
rung“. So sind, wie oben bemerkt, der europäischen
Kultur gewisse anspruchslose Pflanzenansiedler nach den
fernen Gestaden Nordamerikas oder der südlichen Länder
gefolgt, wo sie oft ihnen sehr zusagende äussere Lebens-
bedingungen fanden.

Auf diese Weise haben viele Pflanzen in jüngerer Zeit ein
ausserordentlich weites Areal erhalten, was bei den Genossen der
Feldfrüchte weniger bemerkenswert ist als bei solchen Pflanzen,
welche wüste Plätze, Schutthaufen, Uferdämme u. s. w. besiedeln.
Unter diesen ragen die Xanthiumarten (Compositen-Ambrosiaceen),
Kräuter mit hakigen Früchten, als gut untersuchte Beispiele her-
vor (Dr. E. Ihne in dem Ber. d. Oberh. Gesellsch. f. Natur- und
Heilk. Bd. XIX, S. 65). Die eine Art, X. spinosum, ist sogar in
ihrem Vaterlandsrecht zweifelhaft, indem neben der Meinung, dass
sie aus Südrussland entsprungen sei, die andere besteht, wonach
Südamerika ihre Heimat gewesen wäre. Hier ist sie seit 1830 in
Chile, Argentinien, Südbrasilien als gemein bemerkt; Frauenfeld
sah (1860) sich herumtreibende Pferde, deren Schweife und Mäh-
nen von Tausenden der stachligen Früchte zu einem unförmlichen
Klumpen von Mannesdicke verfilzt waren, unter dessen Last die
Tiere fast erlagen.

In Europa ist X. spinosum überall mit Ausnahme des höheren
Nordens zerstreut oder gemein, alle Anzeichen sprechen für die
russische Heimat oder für Russland wenigstens als sekundäres
Ursprungsgebiet; in Deutschland ist dieses Xanthium erst seit dem
Anfange dieses Jahrhunderts wildwachsend bekannt, ebenso in

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[101/0123] Verbreitungsmittel. vermögens hinausgehoben, haben in Flugapparaten an den Samen, in hakenförmigen Stacheln der Fruchtkapseln auf eine starke Hilfe des Windes oder wandernder Tiere, in deren Pelz sich die Früchte festhaken, zu rechnen, werden in ihren fleischigen Früchten durch Beerenfresser verbreitet, oder (bei Wasserpflanzen) als losgerissene Stücke durch ziehende Vogelschwärme in die Weite ge- führt. [Litteratur: Hildebrand, Verbreitungsmittel der Pflanzen.] Zuweilen wirkt ein durch besondere Wanderungs- organisation unterstütztes Ausbreitungsvermögen mit eigen- tümlichen, in der äusseren Welt liegenden günstigen Umständen zusammen, um das bis dahin beschränkte Areal einer Art oder Sippe höheren Ranges sehr rasch um bedeutende Flächen zu erweitern; solche Pflanzen können ihren Eroberungszug um die ganze Erde nehmen und sind die deutlichsten Beispiele der „Pflanzenwande- rung“. So sind, wie oben bemerkt, der europäischen Kultur gewisse anspruchslose Pflanzenansiedler nach den fernen Gestaden Nordamerikas oder der südlichen Länder gefolgt, wo sie oft ihnen sehr zusagende äussere Lebens- bedingungen fanden. Auf diese Weise haben viele Pflanzen in jüngerer Zeit ein ausserordentlich weites Areal erhalten, was bei den Genossen der Feldfrüchte weniger bemerkenswert ist als bei solchen Pflanzen, welche wüste Plätze, Schutthaufen, Uferdämme u. s. w. besiedeln. Unter diesen ragen die Xanthiumarten (Compositen-Ambrosiaceen), Kräuter mit hakigen Früchten, als gut untersuchte Beispiele her- vor (Dr. E. Ihne in dem Ber. d. Oberh. Gesellsch. f. Natur- und Heilk. Bd. XIX, S. 65). Die eine Art, X. spinosum, ist sogar in ihrem Vaterlandsrecht zweifelhaft, indem neben der Meinung, dass sie aus Südrussland entsprungen sei, die andere besteht, wonach Südamerika ihre Heimat gewesen wäre. Hier ist sie seit 1830 in Chile, Argentinien, Südbrasilien als gemein bemerkt; Frauenfeld sah (1860) sich herumtreibende Pferde, deren Schweife und Mäh- nen von Tausenden der stachligen Früchte zu einem unförmlichen Klumpen von Mannesdicke verfilzt waren, unter dessen Last die Tiere fast erlagen. In Europa ist X. spinosum überall mit Ausnahme des höheren Nordens zerstreut oder gemein, alle Anzeichen sprechen für die russische Heimat oder für Russland wenigstens als sekundäres Ursprungsgebiet; in Deutschland ist dieses Xanthium erst seit dem Anfange dieses Jahrhunderts wildwachsend bekannt, ebenso in

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/123>, abgerufen am 24.11.2024.