Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Wechselnder Umfang
steht ja auch die Wärmeverteilung damit im bestimmten
Zusammenhange; die Trockenheit des Bodens während
einer bestimmten Jahreszeit ist auch noch von prinzipieller
Bedeutung für die Vegetationslinien der Steppenpflanzen
Europas, Mittelasiens und der nördlichsten Prairien.

Grösse der Areale. Die Areale der Arten, und
durch sie die der Sippen von höherem Range, sind nach
den vorhergegangenen Betrachtungen einmal von den
geographischen Schranken, und zweitens von den mit
ihrer Acclimatisationsfähigkeit zusammenhängenden Vege-
tationslinien abhängig.

So sind fast alle Pflanzenarten, ja die überwiegende
Anzahl der Gattungen, in den amerikanischen Tropen
und in denen der Alten Welt auf je einen Kontinent be-
schränkt, da der Atlantische und Stille Ozean als geo-
graphische Sperren, und in den aussertropischen Breiten
die eine oder die andere Vegetationslinie, oder eine Wüste
als neue geographische Sperre, sie zurückhalten. Die-
selben Gründe lassen die meisten Areale von Südafrika,
dem extratropischen Australien, Neuseeland, dem extra-
tropischen Südamerika voneinander gesondert, ohne dass
die hier und da stattgefundenen Verbindungen als Ver-
schlagungen erklärlicher Art besonderes Aufsehen zu er-
regen brauchen. Dagegen sind vom mittleren und nörd-
lichen Europa, Asien und Nordamerika viele weit aus-
gedehnte Areale zu nennen, weil deren geographische
Grenzen durch Aneinanderrücken der Kontinente an der
Behringsstrasse noch jetzt nicht einmal eng gesteckt sind
und hier also acclimatisationsfähige Arten innerhalb weiter
Vegetationslinien sich grosse Länderflächen erobern konnten.
Immer ist aber diese Möglichkeit nur von einem Bruch-
teil der Arten befolgt, und überall zeigen sich in den
Kontinenten aus besonderen biologischen Grundursachen
weite Areale mit besonders engen gemischt.

Arten, welche weit zerstreut unter allen möglichen
Breiten und im Osten und Westen zugleich entsprechend
dem oben (S. 101) angeführten Beispiel von Xanthium
spinosum
vorkommen, sind äusserst selten und fehlen

Wechselnder Umfang
steht ja auch die Wärmeverteilung damit im bestimmten
Zusammenhange; die Trockenheit des Bodens während
einer bestimmten Jahreszeit ist auch noch von prinzipieller
Bedeutung für die Vegetationslinien der Steppenpflanzen
Europas, Mittelasiens und der nördlichsten Prairien.

Grösse der Areale. Die Areale der Arten, und
durch sie die der Sippen von höherem Range, sind nach
den vorhergegangenen Betrachtungen einmal von den
geographischen Schranken, und zweitens von den mit
ihrer Acclimatisationsfähigkeit zusammenhängenden Vege-
tationslinien abhängig.

So sind fast alle Pflanzenarten, ja die überwiegende
Anzahl der Gattungen, in den amerikanischen Tropen
und in denen der Alten Welt auf je einen Kontinent be-
schränkt, da der Atlantische und Stille Ozean als geo-
graphische Sperren, und in den aussertropischen Breiten
die eine oder die andere Vegetationslinie, oder eine Wüste
als neue geographische Sperre, sie zurückhalten. Die-
selben Gründe lassen die meisten Areale von Südafrika,
dem extratropischen Australien, Neuseeland, dem extra-
tropischen Südamerika voneinander gesondert, ohne dass
die hier und da stattgefundenen Verbindungen als Ver-
schlagungen erklärlicher Art besonderes Aufsehen zu er-
regen brauchen. Dagegen sind vom mittleren und nörd-
lichen Europa, Asien und Nordamerika viele weit aus-
gedehnte Areale zu nennen, weil deren geographische
Grenzen durch Aneinanderrücken der Kontinente an der
Behringsstrasse noch jetzt nicht einmal eng gesteckt sind
und hier also acclimatisationsfähige Arten innerhalb weiter
Vegetationslinien sich grosse Länderflächen erobern konnten.
Immer ist aber diese Möglichkeit nur von einem Bruch-
teil der Arten befolgt, und überall zeigen sich in den
Kontinenten aus besonderen biologischen Grundursachen
weite Areale mit besonders engen gemischt.

Arten, welche weit zerstreut unter allen möglichen
Breiten und im Osten und Westen zugleich entsprechend
dem oben (S. 101) angeführten Beispiel von Xanthium
spinosum
vorkommen, sind äusserst selten und fehlen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="106"/><fw place="top" type="header">Wechselnder Umfang</fw><lb/>
steht ja auch die Wärmeverteilung damit im bestimmten<lb/>
Zusammenhange; die Trockenheit des Bodens während<lb/>
einer bestimmten Jahreszeit ist auch noch von prinzipieller<lb/>
Bedeutung für die Vegetationslinien der Steppenpflanzen<lb/>
Europas, Mittelasiens und der nördlichsten Prairien.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#b">Grösse der Areale.</hi> Die Areale der Arten, und<lb/>
durch sie die der Sippen von höherem Range, sind nach<lb/>
den vorhergegangenen Betrachtungen einmal von den<lb/>
geographischen Schranken, und zweitens von den mit<lb/>
ihrer Acclimatisationsfähigkeit zusammenhängenden Vege-<lb/>
tationslinien abhängig.</p><lb/>
        <p>So sind fast alle Pflanzenarten, ja die überwiegende<lb/>
Anzahl der Gattungen, in den amerikanischen Tropen<lb/>
und in denen der Alten Welt auf je einen Kontinent be-<lb/>
schränkt, da der Atlantische und Stille Ozean als geo-<lb/>
graphische Sperren, und in den aussertropischen Breiten<lb/>
die eine oder die andere Vegetationslinie, oder eine Wüste<lb/>
als neue geographische Sperre, sie zurückhalten. Die-<lb/>
selben Gründe lassen die meisten Areale von Südafrika,<lb/>
dem extratropischen Australien, Neuseeland, dem extra-<lb/>
tropischen Südamerika voneinander gesondert, ohne dass<lb/>
die hier und da stattgefundenen Verbindungen als Ver-<lb/>
schlagungen erklärlicher Art besonderes Aufsehen zu er-<lb/>
regen brauchen. Dagegen sind vom mittleren und nörd-<lb/>
lichen Europa, Asien und Nordamerika viele weit aus-<lb/>
gedehnte Areale zu nennen, weil deren geographische<lb/>
Grenzen durch Aneinanderrücken der Kontinente an der<lb/>
Behringsstrasse noch jetzt nicht einmal eng gesteckt sind<lb/>
und hier also acclimatisationsfähige Arten innerhalb weiter<lb/>
Vegetationslinien sich grosse Länderflächen erobern konnten.<lb/>
Immer ist aber diese Möglichkeit nur von einem Bruch-<lb/>
teil der Arten befolgt, und überall zeigen sich in den<lb/>
Kontinenten aus besonderen biologischen Grundursachen<lb/>
weite Areale mit besonders engen gemischt.</p><lb/>
        <p>Arten, welche weit zerstreut unter allen möglichen<lb/>
Breiten und im Osten und Westen zugleich entsprechend<lb/>
dem oben (S. 101) angeführten Beispiel von <hi rendition="#i">Xanthium<lb/>
spinosum</hi> vorkommen, sind äusserst selten und fehlen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0128] Wechselnder Umfang steht ja auch die Wärmeverteilung damit im bestimmten Zusammenhange; die Trockenheit des Bodens während einer bestimmten Jahreszeit ist auch noch von prinzipieller Bedeutung für die Vegetationslinien der Steppenpflanzen Europas, Mittelasiens und der nördlichsten Prairien. Grösse der Areale. Die Areale der Arten, und durch sie die der Sippen von höherem Range, sind nach den vorhergegangenen Betrachtungen einmal von den geographischen Schranken, und zweitens von den mit ihrer Acclimatisationsfähigkeit zusammenhängenden Vege- tationslinien abhängig. So sind fast alle Pflanzenarten, ja die überwiegende Anzahl der Gattungen, in den amerikanischen Tropen und in denen der Alten Welt auf je einen Kontinent be- schränkt, da der Atlantische und Stille Ozean als geo- graphische Sperren, und in den aussertropischen Breiten die eine oder die andere Vegetationslinie, oder eine Wüste als neue geographische Sperre, sie zurückhalten. Die- selben Gründe lassen die meisten Areale von Südafrika, dem extratropischen Australien, Neuseeland, dem extra- tropischen Südamerika voneinander gesondert, ohne dass die hier und da stattgefundenen Verbindungen als Ver- schlagungen erklärlicher Art besonderes Aufsehen zu er- regen brauchen. Dagegen sind vom mittleren und nörd- lichen Europa, Asien und Nordamerika viele weit aus- gedehnte Areale zu nennen, weil deren geographische Grenzen durch Aneinanderrücken der Kontinente an der Behringsstrasse noch jetzt nicht einmal eng gesteckt sind und hier also acclimatisationsfähige Arten innerhalb weiter Vegetationslinien sich grosse Länderflächen erobern konnten. Immer ist aber diese Möglichkeit nur von einem Bruch- teil der Arten befolgt, und überall zeigen sich in den Kontinenten aus besonderen biologischen Grundursachen weite Areale mit besonders engen gemischt. Arten, welche weit zerstreut unter allen möglichen Breiten und im Osten und Westen zugleich entsprechend dem oben (S. 101) angeführten Beispiel von Xanthium spinosum vorkommen, sind äusserst selten und fehlen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/128
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/128>, abgerufen am 24.11.2024.