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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Erblichkeit klimatischer Ansprüche.
und jüngeren Zeiten ist ebenfalls sicher. Dieses allge-
meine Wissen ist nun durch den Vergleich der früheren
Verteilung charakteristischer biologischer Vegetations-
formen (wie z. B. immergrüner Schopfbäume) mit der
gegenwärtigen, soweit die Paläontologie einen solchen
Vergleich sicher zulässt, bedeutend erhöht, indem man
dabei von der Voraussetzung ausgegangen ist, dass in
älteren wie jüngeren geologischen Epochen die biologi-
schen Vegetationsformen ziemlich gleichmässig in ihren
Ansprüchen hinsichtlich der Vermeidung bestimmter
Temperaturminima, im Verlangen nach bestimmten Durch-
schnittsmaßen der Jahrestemperatur und der ihnen jetzt
zukommenden Wärmesummen, und ebenso hinsichtlich
genügender Feuchtigkeit während der Vegetationsperiode
geblieben sind. Diese Voraussetzung begründet sich
wiederum auf bestimmte organische Erfahrungen; so kann
man die morphologischen Charaktere einer festen Art
viel leichter durch Bildung von Spielarten zu einem bunten
Wechsel (innerhalb der durch die Kürze solcher Versuche
bedingten engen Grenzen) veranlassen, als dass man bei
ihr einen wirklich durchgreifenden Periodizitätswechsel
hervorzurufen oder sie an erheblich niedere Durchschnitts-
temperaturen und Flüssigkeitsverbrauchsmengen zu ge-
wöhnen vermag. Es ist die Annahme daher sehr be-
rechtigt, dass, bevor eine Sippe von bestimmtem biolo-
gischen Charakter denselben aufgibt, sie schon lange
vorher durch Transmutation ihre früheren morphologischen
Charaktere aufgegeben habe. Und darin spricht sich also
der Grundgedanke aus, dass die biologischen Vegetations-
formen solcher Zonen, welche, wie die arktische und ant-
arktische, in alten Zeiten der Erde nicht existiert haben,
zwar aus den in alten Zeiten an derselben oder an be-
nachbarter Stelle angesiedelten biologischen Vegetations-
formen mit anderen klimatischen Ansprüchen entstanden
sind, aber dass sie nicht ohne gänzlichen Formenwechsel
äusserer Art, d. h. nicht ohne neue Arten, Gattungen
oder Sippen von höherem Range zu bilden, diese ihre
alten biologischen Ansprüche und Eigenschaften verlieren
und mit neuen vertauschen konnten. Umgekehrt darf

Erblichkeit klimatischer Ansprüche.
und jüngeren Zeiten ist ebenfalls sicher. Dieses allge-
meine Wissen ist nun durch den Vergleich der früheren
Verteilung charakteristischer biologischer Vegetations-
formen (wie z. B. immergrüner Schopfbäume) mit der
gegenwärtigen, soweit die Paläontologie einen solchen
Vergleich sicher zulässt, bedeutend erhöht, indem man
dabei von der Voraussetzung ausgegangen ist, dass in
älteren wie jüngeren geologischen Epochen die biologi-
schen Vegetationsformen ziemlich gleichmässig in ihren
Ansprüchen hinsichtlich der Vermeidung bestimmter
Temperaturminima, im Verlangen nach bestimmten Durch-
schnittsmaßen der Jahrestemperatur und der ihnen jetzt
zukommenden Wärmesummen, und ebenso hinsichtlich
genügender Feuchtigkeit während der Vegetationsperiode
geblieben sind. Diese Voraussetzung begründet sich
wiederum auf bestimmte organische Erfahrungen; so kann
man die morphologischen Charaktere einer festen Art
viel leichter durch Bildung von Spielarten zu einem bunten
Wechsel (innerhalb der durch die Kürze solcher Versuche
bedingten engen Grenzen) veranlassen, als dass man bei
ihr einen wirklich durchgreifenden Periodizitätswechsel
hervorzurufen oder sie an erheblich niedere Durchschnitts-
temperaturen und Flüssigkeitsverbrauchsmengen zu ge-
wöhnen vermag. Es ist die Annahme daher sehr be-
rechtigt, dass, bevor eine Sippe von bestimmtem biolo-
gischen Charakter denselben aufgibt, sie schon lange
vorher durch Transmutation ihre früheren morphologischen
Charaktere aufgegeben habe. Und darin spricht sich also
der Grundgedanke aus, dass die biologischen Vegetations-
formen solcher Zonen, welche, wie die arktische und ant-
arktische, in alten Zeiten der Erde nicht existiert haben,
zwar aus den in alten Zeiten an derselben oder an be-
nachbarter Stelle angesiedelten biologischen Vegetations-
formen mit anderen klimatischen Ansprüchen entstanden
sind, aber dass sie nicht ohne gänzlichen Formenwechsel
äusserer Art, d. h. nicht ohne neue Arten, Gattungen
oder Sippen von höherem Range zu bilden, diese ihre
alten biologischen Ansprüche und Eigenschaften verlieren
und mit neuen vertauschen konnten. Umgekehrt darf

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[110/0132] Erblichkeit klimatischer Ansprüche. und jüngeren Zeiten ist ebenfalls sicher. Dieses allge- meine Wissen ist nun durch den Vergleich der früheren Verteilung charakteristischer biologischer Vegetations- formen (wie z. B. immergrüner Schopfbäume) mit der gegenwärtigen, soweit die Paläontologie einen solchen Vergleich sicher zulässt, bedeutend erhöht, indem man dabei von der Voraussetzung ausgegangen ist, dass in älteren wie jüngeren geologischen Epochen die biologi- schen Vegetationsformen ziemlich gleichmässig in ihren Ansprüchen hinsichtlich der Vermeidung bestimmter Temperaturminima, im Verlangen nach bestimmten Durch- schnittsmaßen der Jahrestemperatur und der ihnen jetzt zukommenden Wärmesummen, und ebenso hinsichtlich genügender Feuchtigkeit während der Vegetationsperiode geblieben sind. Diese Voraussetzung begründet sich wiederum auf bestimmte organische Erfahrungen; so kann man die morphologischen Charaktere einer festen Art viel leichter durch Bildung von Spielarten zu einem bunten Wechsel (innerhalb der durch die Kürze solcher Versuche bedingten engen Grenzen) veranlassen, als dass man bei ihr einen wirklich durchgreifenden Periodizitätswechsel hervorzurufen oder sie an erheblich niedere Durchschnitts- temperaturen und Flüssigkeitsverbrauchsmengen zu ge- wöhnen vermag. Es ist die Annahme daher sehr be- rechtigt, dass, bevor eine Sippe von bestimmtem biolo- gischen Charakter denselben aufgibt, sie schon lange vorher durch Transmutation ihre früheren morphologischen Charaktere aufgegeben habe. Und darin spricht sich also der Grundgedanke aus, dass die biologischen Vegetations- formen solcher Zonen, welche, wie die arktische und ant- arktische, in alten Zeiten der Erde nicht existiert haben, zwar aus den in alten Zeiten an derselben oder an be- nachbarter Stelle angesiedelten biologischen Vegetations- formen mit anderen klimatischen Ansprüchen entstanden sind, aber dass sie nicht ohne gänzlichen Formenwechsel äusserer Art, d. h. nicht ohne neue Arten, Gattungen oder Sippen von höherem Range zu bilden, diese ihre alten biologischen Ansprüche und Eigenschaften verlieren und mit neuen vertauschen konnten. Umgekehrt darf

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/132>, abgerufen am 24.11.2024.